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LAUTERBACH

Duo Stamm und Ribaupierre brillierten - Hohhauskonzert mit neuem Genre

10.11.13 - Die Lauterbacher Hohhaus-Konzerte sind als Reihe der klassischen Kammermusik etabliert, das soll sich auch keinesfalls ändern. Aber dennoch, dachte sich Annemarie Krembel vom veranstaltenden Kreis Lauterbacher Musikfreunde, dennoch könne man dem Publikum auch einmal eine etwas andere Form der Kammermusik anbieten, die eindeutig mehr dem Jazz zugeneigt ist. Eine mutige Entscheidung. Würde das Publikum das Angebot annehmen und wie dann darauf reagieren? So war es eine spannende Situation, als der Klarinettist Francois de Ribaupierre und der Vibraphonspieler Rupert Stamm als das Duo "Duo" vor das Publikum traten.

Dazu gekommen war es, weil Annemarie Krembel im Jahr 2009 im Lauterbacher Südbahnhof im Programm des Kulturvereins das Konzert der Gruppe "Zabriskie Point" besuchte und davon sehr angetan war. Das war Jazzmusik von Rupert Stamm in einer Triobesetzung. Als dann Jahre später die Anfrage von "Duo" kam entschloss sie sich, das einmal zu probieren, und der Erfolg gab ihr nun Recht. Das Konzert war sehr gut besucht, im Publikum etwas mehr junge Menschen als sonst, aber auch die meisten der "Stammkunden", und das Beste: in der Pause und nach dem Konzert äußerten sich alle Zuhörer begeistert von dem Gehörten. Auf dem Programm standen Stücke von Rupert Stamm und Francois de Ribaupierre, aber auch Adaptionen anderen musikalischen Materials bis hin zum eigenwilligen Arrangements eines Stückes aus Mozarts "Zauberflöte".

Jazzstücke sind häufig, zumindest bezüglich der Melodieführung, nicht voll auskomponiert, sondern lassen Spielraum für Improvisation, und der Jazz ist offen für fast alle Einflüsse, die nicht einmal immer musikalischer Art sein müssen. Was Stamm und Ribaupierre dem Publikum im Hohhaus vorlegten, war konzentrierte, hoch assoziative Musik in einem steten Spannungsverhältnis von Bewegtheit und Ruhe, von treibender rhythmischer Kraft und meditativer Sinnlichkeit. In der Natur der Instrumente liegt es, dass das "Schlaginstrument" Vibraphon meist die Akzentuierung vorgab, und Rupert Stamm zeigte deutlich, dass es als Vibraphonist eigentlich Percussionist ist und zauberte atemberaubend komplexe Rhythmen hervor. Das Vibraphon ist aber zugleich auch ein Melodieinstrument, und so konzertierten die beiden auf spannende Weise miteinander, indem mal der eine, mal der andere hervortrat, es aber eigentlich keine Begleiterrolle gab. Beim zweiten Stück, den "kolumbischen Sequenzen" von Ribaupierre, und nicht nur dort, gab sogar die Bassklarinette mit repetitiven Sequenzen die rhythmische Struktur vor, während das Vibraphon das tat, was es eben auch besonders gut kann, nämlich schwebende, sphärische Klanggewebe um den Rhythmus herum wehen zu lassen.

Komposition hin, Improvisation her, die beiden zeigten sich als Schöpfer von wundervollen, oft etwas melacholisch angehauchten Melodien und komplexen Stücken von hoher Aussagekraft. Francois de Ribaupierre erwies sich als meisterhafter Klarinettist mit ungeheurer Ausdrucksbreite. Mal glaubte man das Schluchzen der Klezmorim zu hören, mal die orientalisch anmutenden Skalen einer arabischen Flöte, dann wieder überraschte der markant sonore, tiefe Sound der Bassklarinette. Vor allem beherrschte de Ribaupierre die Kunst des Leisespielens. Wer wollte, konnte bei der Musik von "Duo" auf eine intensive Gedankenreise gehen. Zudem präsentierten die Musiker eine reizvolle Auswahl an zusätzlichen Klangeffekten, sowohl mit der Klarinette, die de Ribaupierre auch mal geisterhaft schrill oder tonlos hauchend klingen lassen konnte, als auch auf dem Vibraphon, zum Beispiel mit Luftblasenfolie auf den Plättchen, die dann beim Spielen knallend zerplatzte. Humor bewiesen die beiden auch.

Als Rupert Stamm dann mit zwei Bögen die Plättchen des Vibraphons anstrich, statt sie zu schlagen, während de Ribaupierre echololotartige Töne aus der Klarinette ausstieß, fühlte man sich freilich etwas an die CD "Die Gesänge der Buckelwale" erinnert – aber auch dieses Stück wuchs sich aus zum kompetenten Arrangement abwechslungsreicher, rhythmisch, harmonisch und melodisch hoch interessanter Musik, die das Publikum begeisterte. Lang anhaltender Applaus erlangte noch eine Zugabe und Erleichterung beim Veranstalter. Das Lauterbache Publikum ist offen für andere Einflüsse und bereit, sich positiv überraschen zu lassen.(mk)+++


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