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- Fotos: Martin Angelstein

FULDA Karnevalisten "besetzen" Kirche

"Föllsch Foll hinein - und dann kräftig Amen" - 24. Friedensmesse

03.02.14 - Sie gehört inzwischen zum festen Bestandteil des närrischen Kalenders - und doch geht es dabei eher ernsthaft als humorvoll zu. Die Rede ist von der so genannten "Friedensmesse" der fuldischen Fastnachter, die quasi zur "Halbzeit" der Kampagne im kirchlichen Rahmen um eine "bessere und friedlichere Welt" beten. So war das auch am heutigen Sonntagmorgen. Menschen in bunten Kostümen, Hüten und Umhängen, an der Brust klimperten Orden und Ehrenabzeichen. Vollbesetzt war die katholische Stadtpfarrkirche Sankt Blasius mit rund 400 Gästen aus den närrischen Randstaaten. Und als musikalische Klangkörper brillierten einmal mehr Hans-Joachim Rill an der Orgel und der 30 Mitglieder des Musikvereins Niesig - der die Brunnenzeche in der Fastnachtszeit begleitet - unter Leitung von René Wilhelm. Es waren 90 beeindruckende Minuten, deren Höhepunkt allerdings wie schon früher die in Reimen vorgetragene Predigt von Petersberger Pfarrers Werner Vogel war.

Die "Friedensmesse" geht auf das Jahr 1991 zurück, als während des Golfkrieges und wegen dieser militärischen Auseinandersetzung alle närrischen Veranstaltungen einschließlich des Rosenmontagszuges in Fulda abgesagt wurden. Damals lud der Carnevals-Club Haimbach in diesem und den folgenden Jahren zu einem Friedensgottesdienst in der Haimbacher St.-Markus-Kirche ein. Seit einigen Jahren findet die würdevolle Messe nun in der Stadtpfarrkirche statt und wird von der Florengäßner Brunnenzeche mit viel Liebe zum Detail organisiert. Bei den Karnevalisten aller Fastnachtsvereine aus Fulda und Umgebung besteht unverändert der Wunsch, sich für Frieden auf der Welt, die Beendigung von Krieg und Gewalt, die weltweite Achtung der Menschenrechte und bessere Völkerverständigung einzusetzen.

Es war schon ein beeindruckendes Bild, als die Tollitäten der Randstaaten und Fuldaer Fastnachtsgesellschaft samt Fahnenträgern am Anfang der Messe durch den Mittelgang nach vorne zum Altar zogen. Das große Friedenslicht und viele weitere Kerzen wurden extra angezündet, denn am heutigen Sonntag feiert die katholische das Fest "Maria Lichtmess". Im Mittelpunkt dieses Tages stehen der Dank und das Gebet für die Frauen und Männer, die sich in besonderer Weise dem Herrn, also für Orden, apostolische Gemeinschaften, Säkularinstitute und Jungfrauen. Bis vor etwa 100 Jahren begannen nach Lichtmess die Bauern mit der Arbeit nach der Winterpause und eine alte Bauernregel besagt: "Ists zu Lichtmess mild und rein, wirds ein langer Winter sein".

Doch die Fastnachter waren keine Staffage für den Gottesdienst, sondern auch konkret an der Ausgestaltung der Messe beteiligt. Prinz Jochen "vom Daunenreich" las das Evangelium und andere trugen dann Fürbitten vor - etwa für die Gesundheit der Menschen, für die Verstorbenen, aber auch für ein "friedliches Miteinander" der Karnevalisten. Organisiert hatte dieser Teil wie schon früher Süssemilch (Brunnenzeche).

Wie jedesmal mit Spannung erwartet - die in Reimform vorgetragene Predigt. Jahrelang hatte der heutige Bamberger Erzbischof Schick in seiner Fuldaer Zeit zur Freude vieler die Predigt dieser Friedensmesse zelebriert. Nach seinem Weggang übernahm dies auch mal Stadtpfarrer Winfried Reith. Doch heute - wie schon in den Vorjahren - war es der Petersberger Pfarrer Werner Vogel, der mit wohlgewählten Texten und seiner Predigt das Herz der Karnevalisten traf. Nachfolgend einige Zitate aus dem 15-minütigen Vortrag: 

"Hinein, so klingt es zur Zeit aus vielen Kehlen,
und da darf Gottes Segen nicht fehlen.
In der Sprache der Narren halt ich euch heute den Spiegel vor,
und verbinde das Ernste mit dem Humor
und vielleicht könnt ihr schon ahnen, in dieser Rolle darf ich auch mahnen.

Jesus sagt uns das eingängige Wort, Friede soll herrschen an jedem Ort.
Der Friede Gottes soll euch berühren, seine Liebe euch zur Umkehr führen
das sei heute auch unsere Bitte, dass Gott auch stärkt den Frieden in unserer Mitte.

Fangen wir doch mit dem Frieden jetzt an, vergeben, verzeihen, ob frau ob mann
vertragen uns wieder wie in alten Zeiten, versöhnen uns, lieben uns und beenden das Streiten.

Und fast zur Tradition sind seine Schlussworte geworden, die Pfarrer Vogel auch in den vergangenen Jahren verwendete: "Ich weiß eins ganz gewiss, da glaub ich fest daran, dass Freude ein Weg zum Himmel sein kann, und die wünsch ich allen, die heute hierher kamen, und sag leis "Föllsch Foll - Hinein" ...und kräftig dann Amen!". Ein lang anhaltender Beifall war der söpontane Dank der Fastnachter für diesen "Vortrag" (ma). +++


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