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Tollitäten bitten um den Segen

Eine Kirche voller Narren: Friedensmesse verbindet Besinnlichkeit mit Humor

29.01.18 - Seit 1991 ist die Friedensmesse in der Fuldaer Stadtpfarrkirche Pflicht für Karnevalisten: Die Vielfalt der Randstaaten spiegelt mit ein bisschen Fantasie die bunte Weltgemeinschaft, Stadtpfarrer Stefan Buß gelang es auch in diesem Jahr, in der gereimten Predigt Friedensbotschaft und Humor zu verbinden.

Während des Zweiten Golfkriegs waren alle närrischen Veranstaltungen einschließlich des Rosenmontagszugs abgesagt worden. Deswegen entstand die Idee, jährlich eine Friedensmesse abzuhalten, natürlich in karnevalistischem Gewand: "Zum einen wollen wir für den Frieden in der Welt bitten, aber auch um den Segen für die Kampagne. Alle Vereine, die in Fulda eine Rolle spielen, stellen sich unter den Segen Gottes. Dafür steht auch, dass in diesem Jahr alle närrischen Würdenträger ihre Insignien vor dem Altar abgelegt haben", erklärt Buß.

Fotos: Martin Engel -


Pfarrer Werner Vogel, der im letzten Jahr verstorben war, hatte die Friedensmesse lange Jahre mit Leidenschaft zelebriert. Buß, der gemeinsam mit Konzelebrant Pater Siegfried Modenbach die Messe abhielt, bekannte sich von der Kanzel zum föllschen Gemüt: "Ich bin mittlerweile in Fulda verliebt wie ihr, ich könnt' auch manchmal geschrei' - es müsst' in Fulda immer Foaset sei'!" Einen alten Bekannten grüßte Buß ganz besonders: "Den Daniel Schreiner kenn' ich lange schon - denn er war vor mehr als 25 Jahren bei mir Messdiener am Dom." 


Zur musikalischen Gestaltung trugen neben dem Musikverein Niesig unter Leitung von René Wilhelm und Hans-Joachim Rill an der Orgel vor allem die "Engelszungen" rund ums Brunnenpaar bei. "In der Friedensmesse kommt immer eine große Dichte zum Tragen - es ist keine Show, sondern ein ernsthaftes Beten um den Segen Gottes - nur im närrischen Gewand", so Buß. (Marius Auth) +++

Nachfolgend die Predigt von Stadtpfarrer Stefan Buß im Wortlaut:

Oft die Predigt wird versäumt,
weil man doch bloß schläft und träumt.
Fragt ich meine Ministranten,
nach der Mess, was sie verstanden,
von der Lesung und der Predigt,
kommt die Antwort ziemlich kläglich.
Doch gereimt denk ich in Ruh:
Endlich hören die mir zu.
Und mit Versen kann man’s wagen,
deutlicher als sonst zu sagen,
was da war und was uns stört,
wenn man nicht auf Christus hört.

So folge ich einfach doch der Tradition, diesem Brauch
und reime meine Predigt heute – wie andere vor mir – auch.


So grüß ich alle, die hierher gekommen,
die ganz Normalen und die sogenannten Frommen,
die noch etwas Müden und die ganz Wachen,
die besonders Starken und die Schwachen,
Ich grüß die Kranken, die Gesunden,
die ziemlich Dünnen und die etwas Runden,
Kurz: niemand fühle sich ausgenommen,
den hier sind alle herzlich willkommen.
So feiern wir wie jedes Jahr,
den Friedensgottesdienst der Karnevalisten, das ist doch klar.
Ich selber war ein Faschingsmuffel, das geb ich heute gern zu,
statt einer Fastnachtssitzung hab’ ich lieber auch mal auf de Couch mei Ruh.
Doch seit ich in Fulda Stadtpfarrer bin,
steck ich mit beiden Ohren bis oben hin drin.
Beim ROMO ist die Stadtpfarrei diesmal leider nicht dabei,
Nee Kreative Pause ist auch mal in der Reih.

Beim Stadtjubiläum 2019 da wird’s bestimmt was geben,
da sind wir vielleicht mit den Stadt- und Pfarreipatronen vertreten.

Simplicius, Faustinus und Beatrix heissen die drei,
sind für viele schwierig auszusprechen, jedoch in de Reih.


Ich bin halt in Fulda verliebt, wie ihr
ich könnt da geschrei,
müsst immer in Fuldas Foaset sei.

Egal ob Sitzung, ob ROMO und Pfarreifastnacht, die ist auch immer fein,
Ich ruf hier Helau und Fölsch Foll hinein.

Man kann nicht immer tragen ein Hirschgeweih,
doch eine Narrenkappe hab ich heut auch nicht dabei.

Ich glaub hier passt es und ist immer sehr nett,
ich trage wie immer liebe mein Birett.

Und dabei bin ich auch nicht schwarz wie die Raben,
sondern trage ganz nett,
hier des Domkapitulares Violett.


Den Prinzen heiss herzlich ich willkommen,
ich grüß dich heut zuerst vor allen anderen Frommen.

Prinz Johannes Colori Paletti der LXXVII. Schön dass du da bist,
ich hoffe, es heute nicht nur einfach einer von vielen Terminen für dich ist.

Ich wünsche Dir und deiner Mannschaft bringt viel Farbe in die Foaset hinein,
schon jetzt glaub ich, wird die Kampagne auch wieder sehr fein.

Farbe ins Leben der anderen zu bringen, das ist unser Lebensauftrag,
das gilt nicht nur zur Foaset, sondern auch für den ganzen grauen Alltag.


Jede Farbe steht für etwas besondere im Leben und holt uns aus dem Einerlei ,
und steht gegen alle schwarz – weiss Malerei.

Ich seh von hier oben auch das Brunnenpaar grad,
ist doch sehr schön, es ist die ganze Familie vom Stadtbaurat.

Den Daniel kenne ich lange schon,
den er war damalsvor mehr als 25 Jahrn bei meinen Messdienern am Dom.

Was ich an der Fuldaer Foaset so klasse, so toll find,
welche eine Vielfalt die FKG, die Randstaaten mit Rind und Kind.

Dafür werden wir geliebt und sind über Fuldas Grenzen bekannt.
Nach Fulda zur Foaest komme se auch von weit her gerannt.


Drum hegt keine Eifersucht und auch keinen Neid,
Frohsinn erfülle eure Herzen und fege weg alles Leid.

Freut euch aneinander und was jeder auch kann,
sind Talente Gottes und erfreut Frau und Mann.

So manche Nörgler in unserer Stadt laut klagen,
wie kann der Stadtpfarrer sich all solche Dinge nur wagen.

Sie nehmen Anstoss an unserem Fastnachtsgottesdienst heute,
ich frag mich manchmal, was sind das blos für Leute?

Ich feiere gern mit euch und muss mich nicht dabei quälen,
zur Ehre Gottes, um den Frieden in der Welt wollen wir beten,
auf mich könnt ihr Karnevalisten immer zählen.


Stellt euch vor der trägt im Gottesdienst ein Hirschgeweih,
ei bei dem geh ich nett mehr in die Kirche nei.

Ihr Karnevalisten habt es gut, dauert die Sitzung auch bis 1 Uhr mal 6 Stund,
wehe die Messe am Sonntag dauert mal eine viertel Stunde länger,
sage viele: machst du so weiter, kommt bald kenner.

Er lässt sogar einen Clown hier predigen,
dass kann nur den guten Ruf der Kirche schädigen.
Die machen Gottesdienste für Jugendliche, ganz nah an denen dran so face to face, da ist viel Trubel und das nennen sie dann BASE.

Wir treffen uns im Löwen an diesem ungewöhnlichen Ort,
über den Glauben zu reden, welche Bedeutung hat es für unser Gottes Wort.

Die schlüpfen als Erwachsene in Dreikönigskleider und geh durch die Restaurants und Hotels flaniern,
das sammeln sie Geld ein, ja da kannst dich ja nur blamiern.

Zu Erntedank laufen die als Früchte auf dem Uniplatz umher und verteilen Dankekarten,
da meinste wirklich, die hätten hier oben en Schaden.

Die lassen nichts aus, um sich lächerlich zu machen,
mal sehen was sie sich dieses Jahr alles ausdenken an Sachen.


Unser Leitbild ist dabei Papst Franziskus,
er fordert uns auf :Geht auf die Strassen und Plätze, da ist es wo man präsent sein muss.

So ist uns wichtig auch unser offenes Portal,
es steht weit offen, man kann reinkommen, jeder hat die freie Wahl.

Wir fragen nicht, was bist du was hast du, wo kommst du her,
es kommt nicht auf Titel und Konfession oder Religion an, der Mensch zählt mehr.

Uns ist kein Weg zum Menschen zu weit, es wird keinem schaden,
sollen wir so weitermachen? Was würdet ihr uns heut raten?

Es geht nicht um Show oder dabei zu sein bei allem,
es geht darum die Sache Gottes den Menschen verständlich zu machen.

Doch wir gehen hier in der Stadtpfarrei unseren Weg,
und scheint auch manches wirklich verdreht.
es geht drum die Herzen der Menschen für Gott zu gewinnen.


Drum lasst es euch auch heute nur einmal sagen,
wir haben vieles und müssen nicht klagen.

Eins muss ich euch noch sagen, der Friedensgottesdienst ist in,
drum kams zwei Gläubigen in den Sinn;
da gehen wir hin und sind dabei
allemal besser als dahei!

So fragten sie beim Pfarrer an,
ob er ihnen helfen kann.

Wir sind dabei, doch nur kei Hetze,
drum reservieren sie uns zwei schöne Plätze.

Natürlich ist das hier nicht möglich,
das Dabeisein ist zwar wirklich löblich,

alle Aktiven bekommen hier Applaus,
aber das ist hier nicht das Kolpinghaus!

Gottes Wort soll vor allen Dingen,
Heiterkeit und Frohsinn bringen.

Mit Spass und Freude, Gebet und Mut,
Gott zu danken, .. das ist gut!

Manchmal wünschte ich mir wirklich sehr,
das jeder Sonntag Foaset wär,

denn dann .. und das ist wirklich toll,
wäre unser Kirch genauso voll.


Drum vergesst euren Gott im Alltag nicht so leicht,
wer weiss, ob man morgen nicht schon Halt braucht vielleicht.

In unserer Kirche gibt ders oft Sachen,
die sind sehr ernst und kaum zum Lachen.

Mancher Skandal, viel Unbehagen auch bei der Kirche
Muss man klagen.

Zu wenig Pfarrer, das drückt schwer
Und manche Kirchenbank bleibt leer.

Und viele, auch das muss man sagen,
die kommen nur an Feiertagen.

Zur Taufe und zur Kommunion,
den Tatbestand, den kennt ihr schon.
Doch die, die hier am meisten fehlen,
die sonst nicht sind, die frommsten Seelen.


Die sind ganz vorn und bei den Schnellen,
wenns gilt Ansprüche laut zu stellen.

Dann hat der Pfarrer schnell zu springen,
dies Lied könnt ich davon jetzt singen:

Ja meine Taufe, Kommunion, die ist sehr wichtig – schroff der Ton,
und wenn wir kommen, heißt es klug ist s Beste grade gut genug.

Doch geb ich euch gerne heute noch mit auf den Weg, ihr Leut
was sagt uns die Botschaft Jesu den heut.

Der Gipfel der Botschaft ist für mich ein ganz kurzer Satz.
Genauer betrachtet ist dieser Zuruf Jesu ein wirklicher Schatz:


„Freut euch und jauchzt!“ – hat Jesus allen verkündet.
Ich meine, dass sich in diesen Worten ein Lebensmotto befindet.

Mitten hinein in unser Leben wird diese Botschaft gesendet,
die freilich nicht jegliche Not und alle Sorgen beendet.

Wohl aber wird ihnen, mir und uns allen in Erinnerung gebracht,
worum es letztlich geht und was unser Zentrum ausmacht.

Wir können uns mühen, kreisen, werkeln und uns auch frustrieren.
Das alles aber braucht nicht auch noch unsere eigentliche Hoffnung kaschieren.


Jesus sagt jedem, der bei ihm steht,
worum es im Eigentlichen geht.

Er will uns helfen, unser Leben zu leben.
Und er vermag uns eine neue Idee, einen Impuls zu geben.


„Freut euch und jauchzt!“ Diese Worte Jesu sind für mich wie ein Geschenk von ganz oben.
Für diese wirklich frohe Nachricht will ich – werden wir Gott nun loben.

So wollen wir heute alle miteinander fröhlich singen
und die Botschaft des Friedens zu allen bringen.
Wir rufen alle ob Groß oder klein,
nun Halleluja und Föllsch Foll hinein
Amen. +++

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