Hunderte Uniformierte in Stadtpfarrkirche
Friedensgottesdienst der Karnevalisten: Reime und Lachen im Gotteshaus
10.02.25 - Reime und Lachen im Gotteshaus – das gibt es nur einmal im Jahr: Zum Friedensgottesdienst der Karnevalisten versammelten sich Hunderte Uniformierte in der Fuldaer Stadtpfarrkirche.
Traditionell kommen alle Rand- und Bundesstaaten sowie die Fuldaer Karnevals-Gesellschaft (FKG) zum Friedensgottesdienst – entsprechend voll war die Stadtpfarrkirche. Und auch dies hat Tradition: Wenn der Musikverein Niesig unter der Leitung von Volker Schmitt spielt und die Fahnenabordnungen der Fuldaer Rand- und Bundesstaaten sowie der Fahne der Bürger- und Prinzengarde der Fuldaer Karnevals-Gesellschaft (FKG) sowie der Einzug aller Tollitäten geben immer wieder ein prachtvolles Bild, ebenso wie die vielen Aktiven, in ihren Uniformen gekommen waren – Gänsehaut pur ist inklusive. Feierlich legen die närrischen Regenten ihre Insignien, Zepter und Kelch am Fuße des Altares ab, um zu zeigen, dass an diesem Tag nur einer den Ton angibt – nämlich Gott! Anschließend wurde die Friedenskerze entzündet, die der fürstliche Minister des Nordends, Thomas Huppmann und Brunnenliesel Babsi Martinez mit den Worten begleiteten, dass das Licht verbinde und das die Fastnachter gemeinsam Freude bereiten. Zum Abschluss baten sie um Schutz und Frieden für alle.
Frieden in den Kriegsgebieten der Welt, Respekt und Toleranz genauso wie Brücken bauen, statt Mauern zu errichten wurden in den Fürbitten der Tollitäten sowie in der Lesung von Prinz Johannes Caravanicus LXXXII. aufgenommen.
Immer wieder ein Gespräch, dass unter die Haut geht: Susi Süssemilchs "Gespräch" mit Gott. Sie fragte ihn, wo er wohl sei – und gab auch gleich die Antwort. Sie spüre, dass Gott die Menschen rufe, aber es an ihnen liege, ihm die Türe zu öffnen.
Natürlich erklomm Stadtpfarrer Stefan Buß die Kanzel, legte sein Birett auf die Seite und zog die Narrenkappe an. Wie nicht anders gewohnt, hielt er seine Predigt in Reimform. Besonders freute er sich, dass der Schirmherr der Fulder Foaset, Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) unter den Aktiven sei – und schlug ihn gleich mal als neuen Prinzen vor, denn was Hünfeld und Künzell kann, kann Fulda schon lange, meinte er. Humorvoll ging er auf Schlossturm, Rehe auf dem Friedhof und das Fastnachtsmuseum ein.
Aber bei aller Fröhlichkeit mahnte er auch nicht die zu vergessen, die viel Leid erfahren und für den Frieden zu beten und dass die Nächstenliebe, Treue, Verzeihen Dinge seien, die befreien.
Musikalisch wurde der Gottesdienst wieder vom Musikverein Niesig und an der Orgel von Joachim Rill begleitet. (Anja Trapp) +++
Anbei die Predigt im Wortlaut:
Ihr lieben Leute, liebe Narren, das Prozedere kennt ihr schon genau und das ist fein,
ich grüß euch alle mit Föllsch Foll hinein.
Ich bin auf die Kanzel gestiegen zum elften Mal und habe wie immer hier schon meine Narrenkappe liegen.
ich wechsle mein Birett, denn die Narrenkappe steht mir auch gut – oder net?
Ihr Liebe Narren, hört gut zu,
heut reden wir in Reimen nur!
Die fünfte Jahreszeit sie ist da,
mit Lachen, Singen – ist das nicht wunderbar!
In Farben, Masken, Narrenkleid
zeigen wir Gottes Buntheit heut’.
Er schuf die Welt nicht schwarz und weiß,
er gab uns Freude, Lachen hier in diesem Kreis.
Doch auch in all der Fröhlichkeit,
vergessen wir es nicht: Es gibt auf der Welt auch viel Leid.
Es gibt Unfriede in der Welt, den Menschen, der alleine ist,
der in der Kälte des Lebens friert und das mancher vergisst.
Drum lasst uns heut’ bei aller Freude,
den Blick auch wenden auf das Leid der Leute.
Denn Nächstenliebe ist der Kern,
von dem uns Jesus lehrt so gern.
Ihr pflegt das Brauchtum, und das ist klar,
auch unter allen in der Rand- und Bundesstaaten Schar.
Eins muss ich sagen mich heut sehr erfreut,
ich feiere karnevalistisches Jubiläum heut.
Schon elfmal haben wir uns hier gesehen,
um für den Frieden zusammen zu stehen.
Mit Masken und Kostümen bunt,
doch voller Ernst und frohem Grund.
Ich feiere jedes Jahr gern mit euch ihr Karnevalisten hier,
es ist ein Herzensanliegen und große Ehre mir.
Zuerst sei gegrüßt, Heiko, du Schírmherr der närrischen Zeit, wir freuen uns sehr, dass du heut bist hier bereit
mit uns für Frieden zu beten, das ist hier der Sinn, der Glanz der Foaset ist versammelt / die Karnevalisten sind versammelt und du, unser OB, mittendrin.
Kein Schirm heut, den du spannen musst, auch kein eisernes Dach, das würd vielleicht auch bringen Frust.
Einfach so bist du heute zugegen! Ein kleiner Applaus für dich, dass du mit uns tust Gemeinschaft pflegen…
Wir haben dich so gern bei uns und finden es alle fein,
das könnt doch eigentlich jedes Jahr so sein.
Ein besonderer Gruß gilt heute unserem Prinzen Johannes Caravanicus und seiner Mannschaft,
Ich besuche dich mal in deinem Wohnwagen, auf ein schönes Glas Wein oder Hochstift Bier,
du könntest auch gut grillen und kochen, das weckt ganz schön meine Neugier.
Lieber Prinz Johannes lass dir mal sagen,
unser Gott wurde Mensch, um das Campen zu wagen.
Schon in der Bibel, dem Wort Gottes, wird klar.
Die Plätze für den Herrgott unter den Menschen ist rar.
Er wird Mensch, um unter uns zu campen,
Das griechische Wort im biblischen Text heißt "Eskenosens",
das heisst wörtlich übersetzt "das Zelt aufschlagen".
Er fuhr noch nicht mit dem Wohnmobil, sondern schlug unter den Menschen auf sein Zelt,
was ist das anders, man nennt das heute Campen auf der ganzen Welt.
Gott ist also ein Camper und für Abenteuer bereit,
vor allem will er, dass es unter den Menschen gibt kein Streit.
Lieber Prinz Johannes, schade, daß Du schon alle Adjudanten zur Seite hast, hättest du nicht noch für einen weiteren Platz?
Unser Bischof Michael und das wär ideal für sein Wirkungsprofil,
der fährt nämlich in Urlaub mit einem Wohnmobil.
Ich bin ja ganz frech und sag es frei heraus, hast du am Rosenmontag noch einen Platz auf deinem Wohnmobil, wie sieht es den aus?
Im Friedensgottesdienst heut' sind wir vereint,
für Frohsinn und Frieden, der himmlisch erscheint.
So grüßen wir Euch mit Helau voller Pracht,
die Prinzenmannschaft, die die Foaset erwacht!
Willkommen, willkommen, in frohem Verein,
zu Ehren des Brunnens, so klar und fein.
Auch Babsi und Toni, das Brunnenpaar,
in de Bornlepp und im Wendland gefeiert, so wunderbar!
Querido señor de la fuente, me gustaría saludarte especialmente en tu lengua. Os deseo mucha alegría y una buena campaña.
Nach dreißig Jahren seid ihr vorne dran zurück,
als Brunnenpaar – welch ein Geschick!
Die Basi ist allen gut im Verein bekannt,
die Heihöbber bewegen sich nach ihre Pfeife ganz galant.
Der Toni ist ein ganz treuer Gesell,
bei jedem Brunnenpaar war er stets zur Stell.
Die Brunnenzeche ist euch zugetan,
ihr zeigt uns, was Gemeinschaft kann.
Willkommen hier, ihr lieben zwei kommt!
die Florengässner rufen: Good bomb!
(Heute freut es mich besonders sehr,
unter den Tolitäten sehe ich De Jong uns Maje, die kommen daher.
Ein Gruß sei euch gesagt in Froher Runde,
Antonius Mensch ist in auch hier heute in aller Munde.)
Ein herzlich willkommen nun allen Tolitäten,
wir freuen uns in der Kampagne über all eure Festivitäten.
Ihr seid hier eingezogen in vollem Glanz,
unter den Niesiger ihrem feierlichen Musikklangs.
(ach so den Niesigern und der Brunnenzeche gratuliere ich sehr,
zur Goldenen Hochzeit, hoffentlich werdens noch viel mehr.)
Ein dank sei gesagt an alle Fuldaer Tolitäten,
die uns zur Foaset stets beleben.
Ihr bringt den Frohsinn in jeden Saal,
mit Liedern, Bütt und hellem Schall.
Ob Prinz, ob Marschall oder auch Elferrat,
ihr macht die Foaset einfach stark!
Wir in der Stadtpfarrei sind so froh, das Herz erhellt,
das Haus der Kirche ist endlich erstellt.
Mit Liebe, Mühe, Fleiß gebaut,
hat es Vertrauen uns erlaubt.
Ein Ort des Glaubens, stark und rein,
für uns ein Segen soll es sein.
Mit Dank an alle, die zum Helfen waren stets bereit,
so wurd ein Traum nun endlich Wirklichkeit.
Sr. Lioba Munz, ihr Name klingt,
ein Werk, das Hoffnung weiter bringt.
Ein Dach für viele, groß und klein,
ein Ort des Friedens, klar und rein.
Ich muss euch erzählen und nehmt mirs nicht krumm,
was so passiert in der Stadtpfarrei und um dem Kirchturm herum.
Nun kam der Schlossturm auch noch unter die Haube,
und jeden Tag schaut der Stadtbaurat fröhlich durch die Gaube.
Ach mein schönes Fulda du liegst mir zu Füssen,
jetzt ist das Schloss gekrönt und alle werden mich grüßen
Aber ich höre viele Menschen in der Stadt laut Klagen
und meine beiden Kirchtürme den Schlossturm sowieso weit überragen.
Der Schlossturm hat zwar jetzt endlich eine Haube,
dafür bekommt der Stadtrat es aber ordentlich auf seine Kaube.
Man sieht den Turm schon weit aus der Rhön
und fragt sich: ja, bitte, gibt es denn das auch in schön?
Ihr lieben Leute, was hört man da aus dem Hünfeller Land,
der Bürgermeister sehr hoch überall anerkannt,
er ist man hört und staune in diesem Jahr der Gallbern Schaude.
Und dann legt noch nach der Zentgraf, der Timo aus Künzell,
die Bürgermeister sind ganz vorne dran und immer zur Stell.
Das kann Fulda nicht auf sich sitzen lassen,
es klingt schon jetzt durch unsere Stadt und alle Gassen.
"Heiko ran und keine Scheu, was der Hünfeller kann, dass kannst du schon lang.
Lieber Prinz Johannes und liebes Präsidium habt es einmal im Sinn, ich fänd es toll,
wenn de Heiko wird de nächste Prinz von Foll.
Wenn ich auf dem Friedhof bin, dass muss ich erzählen,
uns häufig in der Trauermenge Zaungäste beehrten.
Es sind nicht die Friedhofsgärtner beim Mähe,
nein es ist ein Rudel netter Rehe.
Doch keiner bekam sie, sie liessen sich nicht fangen,
kam einer ihnen zu nahe, sie schnell in die Büsche sprangen.
Die Rehe schlichen sacht und still,
durch Folls alten Friedhof, wo niemand mehr will.
Im Mondlicht funkelten ihre Augen klar,
schweigend wanderten sie durch Gräber – Jahr um Jahr.
Es war ihr Revier, ihr friedlicher Ort,
wo niemand sie stört und niemand sie jagt fort.
Auf Folls Friedhof, da fand man sie,
die Rehe im Nebel – wie Schatten verzieh'n sie.
Was war das früher auf dem Friedhof so schee,
du standst an dem Grab, die Rehe 50 Meter weg im Klee.
Ich betete stets "Herr gib ihm die ewige Ruhe,
und die Rehe standen am Rand und assen die Kränze in Seelenruhe.
Dann versuchte man sie einfach einzufangen,
viele Leute fingen an um sie zu bangen.
Die Pfarrer versuchten es nun mit einem neuen Trick,
sie setzen das Birett ab und dann macht es klick. (setzt Geweih auf!!)
Ein stolzer Hirsch sollte ihr Herz erweichen,
dass sie in Zukunft nicht mehr in die Kränze beissen.
Auf eine besondere Sache muss ich euch auch noch hinweisen in Föllsch Foll,
wir haben auch ein Fastnachtsmuseum und das ist ganz toll.
Im Herzen von Fulda, ein Schatz so fein,
das Fastnachtsmuseum lädt zum Schauen ein.
Mit Masken und Kostümen, so bunt und heiter,
erzählt es von Bräuchen, die leben weiter.
Hier funkeln Perlen, hier glitzert Stoff,
Geschichten von Narren hört man zuhauf.
Von Büttenreden, Tanz und Narretei,
ein Stück Kultur wird hier lebendig frei.
Die Tradition der Fastnacht, so alt wie wahr,
wird hier bewahrt, das ist doch klar.
Ein Besuch lohnt sich, komm und sieh,
Geschichte trifft Freude – verpassen darf man’s nie!
All ihr Lieben hier versammelt, hört gut hin,
Ich reim' auch von der Kirche und ihrem Sinn.
In diesen Tagen so voller Wandel,
wo mancher die Kirche lässt fallen wie 'n Mantel.
Man fragt sich oft, was bleibt bestehen,
wenn so viele Menschen den Kirchgang verwehrn?
Sind’s alte Strukturen, die uns nicht mehr tragen?
Oder ist's der Glaube, der uns längst nichts mehr kann sagen?
Doch wo Werte fehlen, wird’s bald kalt,
wo kein Halt ist, bleibt der Mensch oft alt.
Denn wer nur sich selber in allem sucht,
dem fehlt ein Ziel, dem fehlt die Bucht.
Die Kirche, das wissen wir wohl im Herz,
war immer mehr als nur Zier und Scherz.
Sie war Gemeinschaft, Trost und Licht,
gerade in Zeiten, die dunkel und dicht.
Doch viele gehen, weil sie die Zweifel plagen,
weil sie nicht mehr wissen, an wen sie sich wagen.
Waren’s Skandale? War’s schwerer Missbrauch?
Oder hat der Glaube keinen guten Bauch?
Veränderung braucht's, das spür’n wir wohl,
die Werte sind wichtig, mehr als nur Protokoll.
Denn Nächstenliebe, Treue, Verzeih’n –
das sind die Dinge, die uns alle befrei’n.
So lasst uns die Kirche von innen erneuern,
mit offenem Herzen statt starrer Mauern.
Lasst uns mit Demut und echter Kraft
zeigen, dass Liebe wahre Wunder schafft.
Denn wo zwei oder drei zusammen steh’n,
wird’s einen Raum geben, wird Kirche entsteh’n.
Nicht nur ein Gebäude, aus Stein und aus Holz,
sondern ein Hafen, ein Raum voller Stolz.
Drum bleibt nicht außen, kehrt ein zurück!
Mit einem gemeinsamen Ziel und Geschick.
Für eine Kirche, die die Menschen eint,
wo jeder willkommen, wo keiner nur weint.
Auch wenn das Leben manchmal schwer,
mit Glauben fällt uns manches leichter sehr.
Gott schenkt uns Freude, gibt uns Kraft,
damit die Liebe in uns schafft.
Und während wir hier feiern laut,
im bunten Lachen, Narren-Kleid,
wollen wir danken Gott, dem Herrn,
dass er uns gibt das Lachen gern.
Der Friede, er ist unser Ziel,
das Herzstück von all dem, was zählt und was viel.
Ein Gut so groß, und oft bedroht,
doch Mut und Liebe sind unser Boot.
Der Herr segne die Kampagne und alle Narren hier und überall,
er segne uns auf allen Wegen hier und da und nicht nur im Karneval.
Eins sei mir noch erlaubt und das kommt zum Schluss,
ich der Susi wieder Dank sagen muss.
Susi, mit dir zu planen jedes Jahr ist ein Hit, wir warten mit dem Thema auf die Prinzenwahl und dann sind wir sofort fit.
So ist nach dem Friedensgottesdienst auch schon wieder davor,
und kaum geatmet steht die nächste Kampagne vor dem Tor.
So lasst uns lachen, lasst uns singen,
lasst Frieden und Freude zu Herzen dringen.
Denn die Foaset, das wissen wir,
ist mehr als Jux und Schunkeln hier.
So lasst uns feiern, singen, loben,
das Leben lieben, Gott hoch droben.
Denn die Foaset zeigt, wie bunt es sein
dank Gott, der schuf uns Menschen so frei.
Wir rufen alle, ob Groß oder Klein, noch einmal Halleluja und Föllsch Foll hinein!
Amen.