Marias Block Wir schreiben mit!
Schülerinnen der Marienschule konsumieren nicht nur Medien, sondern machen sie von nun an selbst: Mädchen von der sechsten bis zur zehnten Klasse gehören zu dem Kooperationsprojekt zwischen der Marienschule Fulda und OSTHESSEN|NEWS: Sie recherchieren, schreiben, redigieren und veröffentlichen ihre Texte auf „Marias Block“ immer mittwochs und samstags auf osthessen-news.de.
Vom Futterdschungel und Hundeparadies Erste Erfahrungen mit einem Welpen Alles begann damit, dass sich Bekannte einen kleinen Havaneserwelpen gekauft hatten. Kurz darauf zog der Bruder des Welpen bei einer Familie im gleichen Dorf ein. Und einen Monat später lief auch durch unsere Wohnung ein kleiner Havaneser. Eigentlich ist er unglaublich lieb und süß, doch manchmal raubt er mir den letzten Nerv – und den letzten „Kackebeutel“. Havaneser Die 23-27cm kleine Hunderasse stammt ursprünglich aus der spanischen und italienischen Mittelmeerregion und wurde bereits sehr früh von italienischen Seefahrern nach Kuba gebracht. Seinen Namen verdankt er der kubanischen Hauptstadt, Havanna, wo er schnell große Beliebtheit erlangte und zu einem Symbol für Reichtum und Wohlstand wurde. Nach Fidel Castros Revolution im Jahr 1959 war der kleine Hund den neuen Machthabern als „Symbol des Kapitalismus“ ein Dorn im Auge. Unter dem Regime von Castro, der selbst ein Hundehasser gewesen sein soll, kümmerten sich keine Vereine oder Verbände mehr um den Erhalt der Reinrassigkeit des Havanesers. Einigen mutigen Kubanern, die mit ihren Hunden in die USA flohen, ist es zu verdanken, dass es die Rasse heute noch gibt. ﷯ In Kuba sind Havaneser heute nahezu ausgestorben, in vielen anderen Ländern sind sie jedoch sehr beliebt. Auch viele Prominente lieben den kleinen Hund, wie zum Beispiel Heidi Klum, Donald Trump Jr. oder sogar der bekannte Schriftsteller Ernest Hemingway. Havaneser gelten im Allgemeinen als kinderfreundlich, gelehrig, intelligent, verspielt und anhänglich, können aber auch stur sein. All diese Eigenschaften treffen auch auf meine Phoebe zu. Vor allem die Sturheit. Denn die kleine Havaneserhündin hat so einige Dinge, die sie so gar nicht leiden kann. Aber von Anfang an. Die Sache mit den Wurfbuchstaben Im Februar beschlossen meine Eltern und ich, dass wir uns einen Hund kaufen würden. Einen Tag später hatten wir ihn. Denn sofort nachdem wir uns sicher waren, dass wir ihn kaufen werden, vereinbarten wir einen Termin bei der Züchterin und machten einen Großeinkauf im Hundeshop. Einen Tag später war es dann so weit: Wir besuchten das Hundeparadies. Schon als wir das Haus der Züchterin betraten, empfing uns lautes Gebell. Ein paar Meter weiter wurden wir von etwa dreißig Welpen verschiedenster Altersstufen begrüßt: Winzige Exemplare, die erst einige Wochen alt waren, aber auch drei bis vier Monate alte Hunde, die auf ihre neue Familie warteten. Wir entschieden uns für eine vier Monate alte Hündin, die ich gleich auf den Arm nehmen durfte – kurze Zeit später war sie eingeschlafen. Da bei Züchtern jeder Wurf einen Anfangsbuchstaben hat, der sich nach dem Alphabet richtet, heißt unser Hund „Xonja-Phoebe“(der Anfangsbuchstabe ihres Wurfes war X...). Damit hatten wir allerdings noch Glück, denn die Hündin von Bekannten trägt den Namen Herta. ﷯ Willkommen im Futterdschungel In den Weiten des Tierbedarfsfachgeschäfts gibt es so einige Skurrilitäten. Aber was ich neben den lebenden Insekten am gruseligsten fand, waren die Hundefressartikel. Und das Futter mit dem aufgedruckten Pferdekopf, von dem ich dachte, es wäre Pferdefutter, das sich beim näheren Hinsehen aber als Pferdefleisch für Hunde entpuppte, war bei Weitem nicht am seltsamsten. Denn neben den riesigen Knochen gibt es auch noch Kaninchen- und Rinderohren mit Fell, getrocknete Schweineschnauzen und Kälberziemer zu Kauen. Als unser Hund begeistert mit seinem Kälberziemer auf der Couch lag, machte meine Mutter den Fehler, zu googeln, was sich hinter dem Begriff „Ziemer“ verbirgt. Danach wussten wir: Unser unschuldiger Welpe isst gerade den Penis eines Kalbs. Doch am Ende des Futtereinkaufstrips mussten wir weder Pferdefleisch noch vegetarisches Futter oder Luxusartikel wie vietnamesischen Thunfisch mit Reis, Mango und Zitronengras oder Lamm mit Frühlingsgemüse und Kräutern kaufen – die Züchterin gab uns Futter mit. Ganz normales Hundefutter. Nur nach Hause Bei der Kälte der ersten Wochen, in denen wir Phoebe hatten, tat sich uns ein ganz neues Problem auf: Havaneser haben keine Unterwolle, die sie warmhält, und frieren deshalb bei der Kälte. Aber natürlich musste der Hund raus. Die Lösung dafür war ein äußerst stylisher Mantel. Dachten wir. Aber Phoebe hat nun mal ihren eigenen Kopf und der sagt, dass sie auf keinen Fall die Wohnung verlassen wird, wenn es unter null Grad sind. Und auch nicht bei ein oder zwei Grad. Wenn wir das Hundegeschirr dann in die Hand nahmen, lief Phoebe weg und schmiss sich auf dem Sofa theatralisch auf den Rücken. War sie dann irgendwann doch einmal angeleint und angezogen, ging es nach draußen. Eigentlich. Aber auch mit Mantel wollte Phoebe nicht raus. Alle Versuche, sie zu einem Schritt in Richtung Wohnungstür zu bewegen, scheiterten, irgendwann mischte sich in mein gutes Zureden dann der Sound von über Fliesen geschleiften Krallen. Schließlich trug ich Phoebe einfach nach draußen, denn das ist bei einem 2,5 kg schweren Hund schließlich kein Problem. Wie gut, dass der Sommer endlich da ist. ﷯Sitz, Platz, Fuß – Die Hundeschule Nachdem Phoebe sich bei uns eingelebt hatte, war es irgendwann Zeit für die Hundeschule. Wir nahmen am Welpenkonzept teil, für Welpen bis zum sechsten Monat. Doch wie Welpen sahen die anderen Hunde in der Gruppe so gar nicht aus: Wir hatten zwar die richtige Altersklasse, aber ganz bestimmt die falsche Größen- und Gewichtsklasse. Die meisten Hunde in der Gruppe waren drei- bis viermal so groß wie Phoebe, auch ein Bernhardinerwelpe und ein ausgewachsener Leonberger mit der Größe eines Kalbs waren dabei. Aber zu unserem Erstaunen war Phoebe einer der liebsten Hunde in der Gruppe: Die anderen haben sich angekläfft, gebalgt und gejagt – Phoebe ist entspannt mittendrin gelaufen. Vor den großen Kälbern in der Hundeschule hat Phoebe absolut keine Angst, dafür aber viel mehr vor den „bösen Kampfhunden“ zu Hause. Als Phoebe das erste Mal in meinem Zimmer war, machte sie sofort Halt vor dem großen Spiegel, um kurz darauf ihr eigenes Bild anzukläffen und anzuknurren. Nach einigen Kämpfen, die sie mit dem Wesen im Spiegel ausgetragen hatte, interessierte sie sich nicht mehr für ihn. Zumindest nicht mehr für meinen Spiegel, denn als wir mit Phoebe einmal im Kleidergeschäft waren, hörten wir plötzlich ein Knurren: Phoebe stand wieder einmal vor einem „Gegner“. (CHARLOTTE WEISER) +++
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Ich bin Charlotte Weiser und 13 Jahre alt. Meine Hobbies sind schwimmen, tanzen, lesen, schreiben, Musik hören und selbst machen sowie Zeit mit meinem Hund verbringen.