Marias Block Wir schreiben mit!
Schülerinnen der Marienschule konsumieren nicht nur Medien, sondern machen sie von nun an selbst: Mädchen von der sechsten bis zur zehnten Klasse gehören zu dem Kooperationsprojekt zwischen der Marienschule Fulda und OSTHESSEN|NEWS: Sie recherchieren, schreiben, redigieren und veröffentlichen ihre Texte auf „Marias Block“ immer mittwochs und samstags auf osthessen-news.de.

Inmitten von Angst und Schrecken -

Ein Besuch in Buchenwald

 

IIm Rahmen des Geschichtsunterrichts besuchen einige Schülerinnen und Schüler deutschlandweit jedes Jahr ein Konzentrationslager und bekommen so einen Einblick in die Grausamkeiten der NS-Zeit. An der Marienschule ist es üblich, in der Jahrgangsstufe 10 in das nahe Weimar liegende Konzentrationslager Buchenwald zu fahren. Deswegen fuhr ich mit knapp 120 Schülerinnen der 10. Klassen in Begleitung der Geschichtslehrer vor den Sommerferien nach Thüringen, zuerst fühlte es sich wie ein ganz normaler Ausflug an, der im Bus und mit seinen Freundinnen als Reisebegleiter begann.

 

 

Doch dieser Gemütszustand sollte nicht lange anhalten. Bereits kurz nach der Ankunft - beim ersten Anblick der Anlagen des Konzentrationslagers - konnte man deutlich spüren, wie die Stimmung immer angespannter wurde. Es lässt sich nicht genau sagen, was die schlagartige Veränderung des Gemütszustandes hervorgerufen hat, allerdings kann man vermuten, dass die Wirkung der Grausamkeiten des Lagers bereits hier deutlich wurde: Denn kalt und herzlos zeigten sich die Gebäude den Besuchern.

 

Hinzu kam, dass das im Voraus angeeignete Wissen über die Hintergründe nun real wurde. Wir besuchten hier einen Ort, an welchem unzählige Juden und Homosexuelle unter den Qualen der Nationalsozialisten ihre letzten Tage verbrachten und an dem Antisemitismus und eine klare Rasseneinteilung zum Alltag gehörten. An dem Hauptplatz des Geländes sollten wir wie die Menschen damals stehen und dies machte stumm.

 

Im Rahmen des Geschichtsunterrichts hatten sich die Klassen inhaltlich ausführlich auf den Besuch vorbereitet, auf die emotionalen Auswirkungen wirkte jedoch niemand wirklich gefasst. Nach einem Informationsfilm, der uns alle aufgrund seiner persönlichen Momente durch die Zeitzeugenaussagen mitgerissen hat, bekamen die Schülerinnen innerhalb ihrer Klassengemeinschaft die Möglichkeit, sich auch das restliche Gelände des Konzentrationslagers anzusehen. Begleitet wurden die Gruppen dabei jeweils von Gruppenleitern, die stets darum bemüht waren, den Schülerinnen und Lehrern die durchaus emotionalen Hintergründe des Lagers näher zu bringen.

 

“Jedem das Seine”, mit dieser Inschrift wurden damals wie heute die Besucher am Tor zum Hauptgelände des Lagers konfrontiert. Von außen und innen lesbar, wurde die Inschrift in der NS-Zeit an der Innenseite des Tores angebracht und war für uns noch genau wie damals anzusehen. Unmissverständlich wurde uns die Wirkung des Zitates deutlich: Sie diente zur aktiven Zeit des Konzentrationslagers dazu, den Insassen deutlich zu machen, dass die Grausamkeiten, welche man an ihnen verübte, Teil ihres Schicksals und somit unumgänglich wären. Auf die heutigen Besucher wirkte die Inschrift wie der Versuch einer Rechtfertigung für die Vorgehensweisen der Nationalsozialisten. Aber letztendlich führte der Anblick des Tores zu einem großen Unverständnis gegenüber der damaligen Zeit.

 

 

Die allgemeine Stimmung wirkte zwar schon beim Betreten des Geländes angespannt, doch spätestens bei Erreichen des Krematoriums legte sich eine ängstliche Gänsehaut über alle, welche man bis zum Ende des Ausflugs nicht mehr ablegen konnte.  Einige Schülerinnen verließen den Ort des Schreckens bereits nach wenigen Sekunden. Andere betrachteten andächtig die unzähligen Gedenktafeln, welche an den Wänden des Krematoriums von den Angehörigen der in Buchenwald Verstorbenen angebracht wurden.

 

All die Zahlen und Fakten, die man im Geschichtsunterricht in sein Heft geschrieben hatte, wurden einem grausamen Bild zugeordnet. Der Ausflug war eine persönliche, vielleicht sogar existenziell herausfordernde Erfahrung, die man für immer mit sich herumtragen wird, der Tag wurde zu einem Stück Geschichte, das so schnell nicht vergessen werden will. (Paulina Weismüller) +++

FOLGE 19

Mein Name ist Paulina Weismüller und ich bin 16 Jahre alt. In meiner Freizeit lese ich gerne Bücher oder schaue Serien.