Schülerinnen der Marienschule konsumieren nicht nur Medien, sondern machen sie von nun an selbst: Mädchen von der sechsten bis zur zehnten Klasse gehören zu dem Kooperationsprojekt zwischen der Marienschule Fulda und OSTHESSEN|NEWS: Sie recherchieren, schreiben, redigieren und veröffentlichen ihre Texte auf „Marias Block“ immer mittwochs und samstags auf osthessen-news.de.

Lesenswert: Was fehlt,

wenn ich verschwunden bin


Die 1985 in Berlin geborene Autorin Lilly Lindner hat bereits sechs Bücher geschrieben. Ihr erstes Buch, eine Autobiographie, stand monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste. „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ ist ihr erster Jugendroman und handelt von den beiden Schwestern April und Phoebe. April, die ältere der beiden, ist wegen ihrer Magersucht in einer Klinik. Die neunjährige Phoebe versteht nicht genau, warum April nicht zuhause ist und was sie für eine Krankheit hat. Und so beginnt sie, ihrer Schwester Briefe zu schreiben.

 

 

Der erste Teil namens "Winter without April" ist aus Phoebes Sicht geschrieben und man merkt schnell, dass sie ein sehr intelligentes Mädchen ist. Sie schreibt Sätze wie „Aber um ein Lachen sollte man normalerweise auch nicht bitten müssen. Ein Lachen sollte man geschenkt bekommen." oder „Und Wünsche gehen nicht in Erfüllung, wenn man einfach herumsitzt und auf sie wartet. Man muss sich seine Wünsche holen. Und wenn man sie hat, dann sollte man darauf achtgeben, dass man sie nicht wieder verliert.“ Die Eltern der Neunjährigen sind aber mit ihrer Tochter überfordert, ihre Reaktion auf oft sehr kluge bis philosophische Äußerungen Phoebes fallen immer gleich aus: Sie verstehen ihre Tochter nicht, sind genervt von ihr und verschwinden dann meistens in ihren Zimmern.

 

Der zweite Teil des Buches aus Sicht von April trägt den Titel „Winterbones in April“. April ist wie ihre jüngere Schwester sehr intelligent, allerdings konnte sie mit den Reaktionen ihrer Eltern nicht so gut umgehen wie Phoebe: April hat irgendwann einfach aufgehört, mit ihnen zu sprechen. Hier beschreibt die Autorin sehr schockierend, was Magersucht anrichten kann. Im Gegensatz zu ihrer fröhlichen Schwester, die den ganzen Tag reden kann, ist April sehr introvertiert und ruhig:

„Aber mein Wortschatz ist nicht wie der von Phoebe. Mein Wortschatz liegt vergraben an einem geheimen Ort, und wahrscheinlich habe ich ihn zu gut versteckt, als dass ihn irgendwer zurückfinden könnte.“

 

Meine Meinung zum Buch

 

„Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ ist ein wunderschönes Buch voller Poesie. Lilly Lindner erzählt die traurige Geschichte der beiden Schwestern mit einer beeindruckenden Wortgewalt und baut dabei viele interessante Zitate ein. Hier ist ein tolles Zitat aus dem Buch: „Vielleicht fängt mich am Ende ein Wort. Und wenn ich aufgefangen werde. Dann fange ich dich mit.“

 

Der Schreibstil von Lilly Lindner ist sehr speziell und sicher nicht für jede oder jeden etwas. Aber sie schreibt ganz anders als die meisten anderen Autoren und allein schon deshalb finde ich dieses Buch sehr besonders. Für jemanden, der mit schwierigen Themen wie Magersucht nicht so gut umgehen kann, ist das Buch nicht unbedingt empfehlenswert, da die Krankheit und ihre Folgen sehr drastisch geschildert werden. Alles in allem ist „Was fehlt, wenn ich verschwunden bin“ meiner Meinung nach ein wunderschönes und zugleich trauriges Buch, das ich definitiv weiterempfehlen kann. (Charlotte Weiser) +++

 

FOLGE 36

Ich bin Charlotte Weiser und 13 Jahre alt. Meine Hobbies sind Schwimmen, Tanzen, Lesen, Schreiben, Musikhören und selbst machen sowie Zeit mit meinem Hund verbringen.