Zwei Herzen schlagen in seiner Brust
Kevin Hillmann: Wiedersehen mit seinem Jugendverein
Archivfoto: Carina Jirsch - Kevin Hillmann24.02.2023 - Wenn am Samstag die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz im Hessenpokal-Viertelfinale Kickers Offenbach herausfordert (14 Uhr, Johannisau), dann schlagen bei einem Akteur zwei Herzen in seiner Brust. Seit 2017 kickt Kevin Hillmann in Fulda - doch seine Jugendzeit verbrachte er am Bieberer Berg. Für OSTHESSEN|NEWS Grund genug, sich mit dem 29-Jährigen zu unterhalten.
Wie oft er inzwischen auf den OFC getroffen sei? "Gute Frage", bemerkt Hillmann knapp. Er muss Spontaneität mit einem Schuss Erinnerungsvermögen verknüpfen. "In Pflichtspielen dreimal", schiebt er nach, "und ein paarmal in Testspielen". Auch mit den Sportfreunden Seligenstadt habe er mit den Kickers die Klingen gekreuzt. Seligenstadt - jener Verein in der Vita des 29-Jährigen, ehe er zu Borussia Fulda wechselte.
Aus Issigheim als D-Jugendlicher an den Bieberer Berg
Auch wenn es einige Jahre zurückliegt, dass er das Trikot des Traditionsvereins trug: Kickers Offenbach spielte in Hillmanns Fußballerleben eine spezielle Rolle. Als D-Jugendlicher wechselte er von seinem Heimatverein SG Issigheim - schon als Dreijähriger fing er an, zu kicken - an den Bieberer Berg. Dort verbrachte er seine komplette Jugend - und spielte ein weiteres Jahr im Männerbereich, bei der Zweiten des OFC in der Oberliga.
Hillmann spielte immer in der Oberliga. Mindestens. Nach der Offenbacher Zeit führte ihn sein Weg zum 1. FC Eschborn. Hier kickte er unter Trainer Thomas Brendel, der ihn - nachdem der heute 29-Jährige in Seligenstadt einen einjährigen Zwischenstopp eingelegt hatte - 2017 zu Borussia Fulda holte. "Für mich war Fulda ein Anreiz", erinnert er sich, "auch das Stadion. Man wusste: Das ist eine fußballverrückte Region in Osthessen."
"Haben uns auf ein neues Level gearbeitet"
Und in der Barockstadt ging Hillmann seinen Weg. Er gilt als Linksverteidiger mit Offensivdrang. Und ist zufrieden mit seiner Entwicklung. "Das hat harte Arbeit gekostet", betont er, "wir haben uns auf ein neues Level gearbeitet". Ein Jahr kickte er für Borussia Fulda - seit 2018 begleitet er den Weg der SG Barockstadt. Es zeichnet ihn aus, dass er im Hier und Jetzt lebt. "Wenn man seine 100 Prozent auf den Platz bekommt, kann man mithalten. Das trifft auch auf die Mannschaft zu." Natürlich meint er das erste Jahr in der Regionalliga Südwest. Das Debüt-Jahr der SGB in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands.
"Wir wussten ja vor der Saison nicht: Wo stehen wir? Was bedeutet es, in einer Profi-Liga zu spielen?" Und eines dürfe man nie vergessen: "Da wir auch noch arbeiten, ist der Aufwand, den wir betreiben, sehr hoch." Keine Frage: Kevin Hillmann genießt höchste Wertschätzung innerhalb des Teams. "Ein absoluter Teamplayer, der sich auch außerhalb kümmert und viele Sachen organisiert, um die Mannschaft bei Laune zu halten", lobt Patrick Schaaf. Und der ist ja nicht irgendwer. Er ist der Kapitän der SGB.
"Nicht ganz verloren mit dem Ball am Fuß"
Schaaf ergänzt, dass der Linksverteidiger, was das impulsive Moment betrifft, dem Team sehr guttue. Hilmann bringe sehr viel Erfahrung mit. Und seine fußballspezifische Rolle? "Erst einmal ist er schon darauf bedacht, die Seite zuzukriegen." Und offensiv sei er "nicht ganz verloren" mit dem Ball am Fuß. Zur Arbeit im Defensivbereich: "Da hat sich die Gewichtung verschoben in der Regionalliga. Die Anforderungen sind höher", ist Hillmann überzeugt. Und: Bei allen Spielern seines Teams sei "die Entwicklung noch einmal einen Schritt nach vorn gegangen".Was die Chancen der SGB angehe am Samstag gegen den OFC, gibt sich Hillmann bescheiden. "Wir treten weiterhin als Underdog auf. Da prallen Welten aufeinander. Doch wir rechnen uns 'ne Chance aus. Das sollte man auch. Wir wissen, dass wir einiges dafür tun müssen." Der OFC sei "mit Topspielern gespickt. Und wir tun gut daran, nach uns zu gucken. Wir wollen die Tugenden zeigen, die uns in der Hinrunde stark gemacht haben. Die Geschlossenheit. Und die 120 Prozent, die wir aus uns rausholen müssen. Wir müssen alles raushauen".
"Flutlicht und Bieberer Berg - was Schöneres gibt es nicht"
Ja, geschlossen verteidigt, das hatte seine SGB auch beim 1:1 im Punktspiel der Hinrunde - in Offenbach. Das nimmt sie quasi als Empfehlungsschreiben im Kopf mit - auch wenn das völlig unterschiedliche Spiele sind. "Wir waren damals in einer Top-Verfassung, waren in einer Serie und haben mit einer gewissen Selbstverständlichkeit gespielt", blickt der 29-Jährige zurück. Bis seine Augen leuchten: "Flutlicht am Bieberer Berg - was Schöneres gibt es nicht."
Persönliche Ziele für die Zukunft zu benennen, das mag er offenbar nicht so. "Unser Ziel bleibt es, die Klasse zu sichern. Wir sind noch lange nicht durch. Natürlich soll es auch im Pokal so weit gehen, wie nur möglich. Doch das primäre Ziel ist es, so schnell wie möglich den Klassenerhalt zu schaffen." Irgendwie typisch, diese Aussagen. Sie passen zu Kevin Hillmann. (wk)
Zur Person
KEVIN HILLMANN ist 29 Jahre alt, ledig, arbeitet im Außendienst und wohnt seit Oktober vergangenen Jahres in Fulda. In Bruchköbel wurde er geboren, fing als Dreijähriger bei der SG Issigheim an zu kicken - und schloss sich als D-Jugendlicher Kickers Offenbach an. Neun Jahre spielte er dort - ehe der 1. FC Eschborn und die Sportfreunde Seligenstadt weitere Stationen waren. 2017 wechselte er zu Borussia Fulda. Hillmanns Lieblingsverein ist Borussia Dortmund. Sein Papa infizierte ihn. +++