Die "Barockstadt Brigade"

Eine junge Fan-Basis: Anhänger mit Herz, Leidenschaft und Identifikation

Archivfotos: ON/Hendrik Urbin - Die Barockstadt-Brigade unterstütz die Mannschaft bei jedem Spiel

01.08.2022 - "Wer baut schon in der Hessenliga eine Fanszene auf?", fragte Sebastian Möller jüngst. Der Manager und die gesamte SG Barockstadt Fulda-Lehnerz - mittlerweile in die Regionalliga aufgestiegen - können sich glücklich schätzen, solche Anhänger hinter sich zu wissen. Gemeint ist die Barockstadt-Brigade, die sich vor drei Jahren gründete. Überdies Identifikationskraft besitzt, für soziale Belange steht und ein Fuldaer Herz in sich trägt. Kurzum: positiv tickende Fußball-Fans. 


7. September 2019 als Geburtsstunde - "Das hat sich aufgebaut"

Der 7. September 2019 gilt als Geburtsstunde der Barockstadt Brigade. Das Fußballteam der SGB spielte in Stadtallendorf - und die Fans begleiteten es in zwei 50er-Bussen. Man habe ein bisschen Stimmung gemacht, gesungen, "die einfachen Sachen halt". Auf der Rückfahrt ergriff die Fangruppierung die Initiative. Es sei "eine schöne Geschichte" gewesen, eine gute Erfahrung, das Umfeld habe gepasst. Bis die Anhänger auf den Namen "Barockstadt Brigade" kamen. "Das hat sich aufgebaut", blicken die Fans auf ihre Entwicklung zurück. Es ist eines der vielen Teams, das hinter dem Team auf dem Rasen steht. Oder sollte man besser sagen: Das Team gehört zum Team? 20 bis 25 Mitglieder sind es heute. Die Zahl der Zugehörigen differiert. Manchmal sind es auch mehr. 

Drei Jahre fast sind also vergangen. Nicht nur die Gruppenstärke hat sich verändert, mit Stolz in der Stimme und voller Bewusstsein verkünden sie, ein "kleines Netzwerk" aufgebaut zu haben. Wie das dann so ist: Der kennt den - und der kennt den. "Wir sind Lokalpatrioten. Und machen das aus Leidenschaft." Für sie beginne der Spieltag nicht erst um 14 Uhr, "für uns ist das mehr". Sie treffen sich vorher. Zaunfahnen sind dann das Thema. Doppelhalter. Und andere Ideen, wie man das Team unterstützen kann.

Die Mannschaft ...

Sozialarbeit mal anders. Sozialarbeit mitten in Fulda

Man trifft sich. Tauscht sich aus. Organisiert sich. Hat ein offenes Ohr füreinander. Wenn es einem von ihnen schlecht geht, dann weiß man, wer hilft und auf wen man sich verlassen kann. Die Gruppe fängt einen auf. Sei es, wenn einer von ihnen Probleme hat. Sei es beim Umzug. Die anderen helfen halt. Wenn es einem finanziell nicht so gut geht, unterstützen die Anderen. Der Eindruck täuscht nicht: die Gruppe ist untereinander sehr stark. Sozialarbeit mal anders. Sozialarbeit mitten in Fulda. 

Das gemeinsame Vereinsleben mit dem Vorstand, den Jugendteams und der Mannschaft funktioniert. "Wir haben ein Super-Verhältnis zueinander. Wir verstehen uns sehr gut und waren auch schon bei vielen Spielen der Jugend vor Ort und haben die Jungs unterstützt, heißt es seitens der Brigade. In der Woche vor dem Saisonauftakt gegen Steinbach Haiger werde man "mit Sicherheit das Stadion herrichten". Sehr familiär gehe es zu miteinander.  

Für die neue Saison freut man sich auf die Auswärtsfahrten und die neuen Gäste in Fulda. "In der Regionalliga sind viele große Vereine am Start, die teilweise einige Fans mitbringen. Da wollen wir neue Kontakt knüpfen und vor und nach dem Spiel auch mal mit anderen Fans ein Bier zusammen trinken. Die Vorfreude bei uns ist riesig."

Von Fan-Kultur und Ultra-orientierter Gruppe. Wertschätzung der Mannschaft

 Gemeinschaftsgefühl und Zusammenhalt zählen in der "Brigade", man habe von Beginn an das Ziel verfolgt, "eine Gruppe zu schaffen, die sich mit Mannschaft, Verein und Stadt identifiziert". Die Stadt Fulda wird das gerne hören. Die "Barockstadt-Brigade" sieht sich "ganz klar als Ultra-orientierte Gruppe" - die sich aber eindeutig von Gewalt ab- und ausgrenzt. Der Sport, Fan-Kultur und Unterstützung der Mannschaft stehen im Vordergrund. "Wir sind immer offen für neue Gesichter. Wir haben noch keinen weggeschickt."

Wertschätzung? "Die kriegen wir", urteilt die Gruppe, "wir sind voll integrierter Teil des Vereins, der Mannschaft auf dem Spielfeld - und wir auf der Tribüne". Kein Wunder, dass Sebastian Möller nach dem Verhältnis von Geben und Nehmen eine Menge zurückgibt. "Der Vorstand, die Mannschaft und auch ich finden das super. Die Jungs sind klasse. Es ist eine junge Fan-Basis, die sich neben den bestehenden Fans etabliert hat." Man brauche halt eine Keimzelle, "mit ein paar positiv Bekloppten - und dann kann so etwas Tolles daraus entstehen".  (wk) +++