Geisendörfer, Bagus und Enders im Interview
"Wir konnten unseren Etat durch neue Sponsoren um 30 Prozent steigern"
Fotos: Carina Jirsch - v.l. Martin Geisendörfer, Peter Enders und Volker Bagus05.08.2022 - Als die Mannschaft der SG Barockstadt Ende Mai noch ausgelassen den Aufstieg in die Regionalliga Südwest feierte, steckten die Macher der SGB schon tief in den Planungen für die neue Saison. Der Vorstand um Martin Geisendörfer, Peter Enders und Volker Bagus (Sportlicher Leiter) hatte jede Menge zu tun. Im großen OSTHESSEN|NEWS-Interview spricht das Trio über die Herausforderungen der neuen Liga, die wachsende Unterstützung der Region und die Chancen des Aufsteigers.
O|N: Die Sommerpause ist beendet. In den vergangenen Wochen gab es für Sie jede Menge zu tun. Wie hat sich die Saisonplanung von vorangegangenen unterschieden?
Martin Geisendörfer: Es war diesmal ein ganz anderes Aufgabengebiet. Das fing an mit der Betreuung und Neuakquirierung von Sponsoren und ging natürlich weit in den sportlichen Bereich hinein.
Volker Bagus: Wir haben ja bereits im April mit Jan Lüdke und Aaron Frey die ersten Neuzugänge verpflichtet. Das waren unsere absoluten Wunschspieler. Als wir dann wussten, dass wir hochgehen, war natürlich unsere Aufgabe, den Kader zu verbreitern. Dementsprechend waren die Gespräche mit Beratern und Spielern sehr herausfordernd. Die Suche nach Wohnungen, Arbeitsplätzen oder Studienmöglichkeiten bedeutet immer viel Arbeit.
Peter Enders: Die Ausrichtung hatten wir ja schon im Dezember und Januar besprochen - mit allen Eventualitäten. Der Fokus war immer, nach jungen Spielern zu suchen, am besten mit regionalem Bezug. Wir wollten kein Harakiri machen und für viel Geld Zweit- oder Drittligaspieler holen. Wir haben jetzt eine irrsinnige Breite im Kader und ich denke, wir sind gut gewappnet für die neue Saison.
O|N: Die neue Liga bringt ja auch jede Menge Umstellungen außerhalb des Platzes mit sich. Was kam da auf den Verein zu?
Geisendörfer: Wir haben uns ja auch in den Jahren davor schon für die Regionalliga beworben, wir wussten also schon ungefähr, in welche Richtung es geht und was auf uns zukommt. Im Endeffekt war es aber schon anspruchsvoller, als wir es uns vorgestellt haben.
Enders: Es sind viele Kleinigkeiten, die es zu erledigen gilt. Beispielsweise müssen die Spieler einen Gesundheitscheck absolvieren oder im Stadion dürfen keine Flaschen mehr verkauft werden. Nur um mal zwei Beispiele zu nennen. Das sind zwar alles viele, viele Kleinigkeiten, aber in der Summe schon immens. Deshalb haben wir uns im Managementbereich um Sebastian Möller breiter aufgestellt. Hinzukommt, dass parallel ja auch noch der Stadionumbau läuft. Von daher war es ein Segen, dass es die Mannschaft ohne Relegation gepackt hat. Das hat uns zwei Wochen mehr Planungszeit beschert.
O|N: Der Sprung von der Oberliga in die Regionalliga gilt als einer der härtesten im deutschen Fußball. Plötzlich muss man mit Mannschaften konkurrieren, die im Vollprofitum arbeiten. Wie kann die SGB da mithalten?
Geisendörfer: Wir sind uns bewusst, dass wir eine schwere Saison vor der Brust haben und es nur um den Klassenerhalt geht. Wir wollen von unserem Teamgeist leben, das war unsere große Stärke am Ende der Saison. Den Stamm haben wir zusammengehalten und mit den Neuzugängen denke ich, dass wir eine faire Chance in der Liga haben. Es ist ja nicht so, dass wir keine Regionalliga-tauglichen Spieler in der Mannschaft hätten.
Enders: Es wird natürlich spannend, wenn man auf Mannschaften trifft, die unter ganz anderen Bedingungen trainieren. In der Vergangenheit hat jeder geschimpft, wenn wir verloren haben, jetzt ist es genau umgedreht. Jetzt sind wir der Underdog. An guten Tagen hat man aber immer Chancen.
O|N: Gesucht wird nach wie vor noch ein Stürmer. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
Bagus: Wir haben Rummel, Wüst, Moritz Reinhard, Louis Fuchs, Anis Mulaj. Können Tobias Göbel vorne reinstellen oder sogar mit Tolga Duran als falsche Neun spielen. Wir müssen uns also nicht auf diesen Stürmer versteifen, haben nicht den ganz großen Druck. Wenn einer passt, sind wir offen. Auf Teufel komm raus was kaufen, werden wir aber nicht tun.
O|N: Wie erleben Sie denn die Stimmung rund um die SGB?
Geisendörfer: Es wird schon positiv gesehen. Wir sind auch froh darüber, wie sich die Stadt einbringt, wie sie uns unterstützt. Auch bei den Sponsoren hat sich einiges getan. Wir konnten unseren Etat durch neue Sponsoren schon um über 30 Prozent steigern. Und die Sponsoren sind teilweise auf uns zugegangen. Das ist schon eine tolle Geschichte.
Bagus: Man wird auch immer mal wieder auf der Straße angesprochen. Das zeigt, dass das Interesse und die Vorfreude durchaus vorhanden sind.
O|N: Das kurz- und mittelfristige Ziel ist die Etablierung in der Regionalliga. Welche Strukturen müssen dafür noch verbessert werden, in welchen Bereichen gibt es noch Luft nach oben?
Geisendörfer: Wir müssen uns in allen Bereichen Stück für Stück verbessern. Im Management haben wir uns jetzt schon verstärkt. In der Betreuung von Sponsoren kann man noch professioneller werden. Da bleibt aktuell noch viel an Ehrenamtlichen hängen. Und natürlich beim Training. Aktuell streuen wir vereinzelt auch Vormittagstrainings ein. Wenn man das weiter ausbaut, bekommt man natürlich auch mehr Qualität. Aber das würde dann eben auch Vollprofitum bedeuten und soweit sind wir noch nicht. Wir wollen Schritt für Schritt gehen.
O|N: Zum Abschluss noch einen Tipp für Samstag. Wie gehts aus?
Enders: Ich hoffe auf ein 2:1
Bagus: Ich tippe auf ein 3:1. Mit einem Konter in der Nachspielzeit machen wir alles klar.
Geisendörfer: Ich hoffe auch auf einen knappen Sieg. Klar ist Steinbach-Haiger der Favorit, aber auch die müssen sich erstmal einspielen.
O|N: Herr Geisendörfer, Herr Bagus, Herr Enders, vielen Dank für das Gespräch. (fh)+++