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Zweimal Meister, einmal Pokalsieger: Detlef Musch feierte in den 90er Jahren nationale Erfolge - Fotos: privat

SPORT Es war einmal ... (5)

Detlef MUSCH ... Aus dem Nichts in die Basketball-Bundesliga

12.02.16 - Wer erinnert sich nicht an Gerd Müllers goldenes Tor von 1974? Oder an Boris Beckers historischen Sieg in Wimbledon? Sportliche Höhepunkte, die in die Geschichte eingingen. Doch nicht nur auf der großen Bühne des Sports, sondern auch im Kleinen gibt es Momente, die mehr oder weniger präsent im Bewusstsein sind. "Es war einmal ..." ist eine Rubrik, die verblasste Erinnerungen an besondere Ereignisse oder Veranstaltungen wecken soll. Im fünften Teil unserer Serie geht es um den Fuldaer Basketballer Detlef Musch, der in den 90er Jahren drei nationale Titel holte.

Er gilt als nicht oder kaum zu verteidigen. Mit ausgestrecktem Arm wird der Ball in einer Bogenbewegung Richtung Korb geworfen. Der Hakenwurf („hook shot“) wird im Basketball vor allem von den Centern und den Power Forwards verwendet. Detlef Musch ist einer dieser großen, starken Männer unter dem Korb und in den 1990er Jahren ein Vertreter dieser „Generation Hakenwurf“. Mit den Bayer Giants Leverkusen holt er drei nationale Titel und über sieben Jahre lang zählt der gebürtige Fuldaer zum Kreis der Nationalmannschaft. Eine beeindruckende Karriere für einen Sportler, der erst im Alter von 17 Jahren mit seiner Sportart in Berührung kommt.

Er war zwar für den Hakenwurf bekannt, Detlef Musch beherrschte als Center aber auch ...

„Ich habe zuvor Fußball bei Germania Fulda gespielt, ich stand im Tor“, erzählt Detlef Musch, der seit seinem Karriereende 2007 in Weiler im Allgäu wohnt. Über den Schulsport entstehen die ersten Kontakte zum Basketball, es folgt die Anmeldung bei der FT Fulda. Sein erster Förderer: FT-Trainer Lauritz Ingram. „Durch ihn bin ich überhaupt zum Basketball gekommen“, sagt Musch über seine Anfänge. Dank seiner Größe von 2,12 Meter ist seine Position vorbestimmt: unter dem Korb zeigt er sein Talent und empfiehlt sich für höhere Aufgaben. Sein Weg führt ihn über den großen Teich, in die USA. „Das hat auch Lauritz Ingram vermittelt“, sagt der Fuldaer, der erst auf die High School nach Long Island geht und dann das Davidson College in North Carolina besucht. Dort schließt er das Studium der Sozialwissenschaft mit einem Bachelor ab. Fünf Jahre bleibt Detlef Musch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. „Das war eine sehr intensive Zeit und für mich war alles neu. Aber es war sehr schön und ich hatte auch viel Glück, wie das damals für mich gelaufen ist“, blickt Musch zurück und sagt: „Ich habe viele Freunde kennengelernt, mit denen ich immer noch befreundet bin.“

In Deutschland unter dem Radar

Sein Trainer in den USA: Bob McCullogh, in Amerika eine Legende des Basketballs. Auf den Spuren eines Detlef Schrempfs wandelt Musch jedoch nicht, der Sprung in die Profi-Liga NBA bleibt ihm verwehrt. „Ich bin ja erst mit 17 zum Basketball gekommen, das war dann einfach zu spät“, sagt Musch, der mit seiner Karriere dennoch zufrieden ist. Denn 1991 fiel das junge deutsche Talent bei einem Sichtungsturnier endlich auch dem Deutschen Basketball-Bund (DBB) auf. „Ich bin aus der Landesliga nach Amerika und war nie beim DBB in der Jugend. Ich bin unter dem Radar geflogen, erst danach hatte man mich auf dem Schirm“, erzählt Musch. Zwei Jahre später folgt der Schritt in die Bundesliga zu den Bayer Giants Leverkusen. Gleich im ersten Jahr wird er Deutscher Meister, ein Jahr später feiert er das Double aus Meisterschaft und Pokal. Aus dem unbekannten Detlef Musch wurde einer der besten deutschen Center.

Dennoch zieht es ihn 1995 weiter zum TV Rhöndorf, weil er in Leverkusen nicht dauerhaft am überragenden Christian Welp, der im März letzten Jahres verstarb, vorbeikommt. Er gibt kurze Gastspiele in Bonn (1999-2000) und Gießen (2001-2002) und auch im Ausland versucht Detlef Musch sein Glück. Doch seine Engagements in Italien bei Viola Reggio Calabria (2000-2001) und in Frankreich bei Entente Orléanaise (2002-2003) ordnet Musch als „bescheiden“ ein. Die letzten Jahre seiner Laufbahn verbringt Musch in Trier beim traditionsreichen TBB. Im Alter von 33 Jahren soll die Station ein schöner Abschluss werden – doch es kommt ganz anders. „Plötzlich musste ich sehr viel spielen, weil wir einen kleinen Kader hatten. Das war eigentlich gar nicht vorgesehen“, lacht Musch, der von Trainer Joe Whelton zum Weitermachen in der Bundesliga überredet wurde und die ersten beiden Jahren Stammkraft ist. Nach vier Jahren in Trier hängt er 2007 seine Schuhe an den Nagel – und sagt dem Basketball mehr oder weniger „Adios“.

Mit und gegen den jungen Dirk Nowitzki

Nach der Europameisterschaft im eigenen Land 1993, die sensationell gewonnen wurde, zählt der Fuldaer zum Kreis der Nationalmannschaft. „Ich war aber nie wirklicher Stammspieler, das muss man auch sagen“, gibt Musch zu. Am Ende bringt er es aber immerhin auf 48 Länderspiele und zu zwei Teilnahmen an WM- oder EM-Endrunden in Kanada (1994) und Griechenland (1995). Bei beiden Turnieren war für Deutschland in der Vorrunde Schluss. „Sportlich lief es bescheiden. Die Mannschaft war nach dem Titel 1993 und dem Rücktritt von Svetislav Pesic im Umbruch“, erzählt Musch von den Höhepunkten in seiner Zeit im Trikot mit dem Adler auf der Brust.

Über sieben Jahre gehörte Musch zum Kader der Nationalmannschaft

Später läuft er auch ein paar Mal mit dem jungen Dirk Nowitzki im DBB-Dress auf – und spielt in der Bundesliga gegen ihn. „Damals war er ein junger Hüpfer, aber schon verdammt gut“, sagt Musch, der noch regelmäßig in die Barockstadt kommt. „Meine Familie wohnt hier, ich bin so vier, fünfmal im Jahr in Fulda.“ Mit dem Basketball hat Detlef Musch aber beinahe nichts mehr zu tun.


Vom Basketballer zum Krankenpfleger

Denn ein Angebot, in Trier als Jugendtrainer einzusteigen, schlägt der heute 45-Jährige aus. „Wir mussten eine Entscheidung treffen und sind in die Heimat meiner Frau ins Allgäu, wo wir auch ein Haus haben, gezogen“, sagt Musch, der kurzzeitig auf die Bühne Basketball zurückkehrt. Er lässt sich breitschlagen, in Friedrichshafen den Zweit-Regionalligisten zu trainieren – und musste zwischendurch selbst noch einmal die Schuhe schnüren. „Ich habe mich überreden lassen und es als Trainer probiert. Es waren nette Leute und hat Spaß gemacht, aber wirklich gepasst hat es nicht“, erzählt Detlef Musch über sein kurzes Intermezzo als Trainer.

Denn der Wahl-Allgäuer schlägt eine völlig andere Richtung ein: nach einem Praktikum in einer Pflegeschule entscheidet er sich, eine Ausbildung, die er vor anderthalb Jahren abschließt, als Krankenpfleger zu machen. „Das ist ein toller Beruf und macht mir jede Menge Spaß – und es hat durchaus Gemeinsamkeiten zum Basketball“, so Musch. „Du musst als Team funktionieren und Zusammenarbeiten.“ Im Allgäu, einer Basketball-Diaspora, findet der gebürtige Fuldaer mit seiner Frau und drei gemeinsamen Kindern seinen Lebensmittelpunkt - fernab der großen Welt des Sports, in der Detlef Musch über ein Jahrzehnt für den berühmten Hakenwurf bekannt war. (Tobias Herrling) +++


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