Die SCB-Verantwortlichen über Hinrunde, auswärtige Spieler und 3. Liga

16.12.17 - Eine schwierige Halbserie hat Hessenligist Borussia Fulda hinter sich. Der SCB, der während der Runde Thomas Brendel durch Henry Lesser ersetzte, überwintert nur auf dem zehnten Platz. Im Interview sprechen Trainer Henry Lesser und Sportleiter Martin Hohmann über die Hinrunde, personellen Veränderungen und die Aussagen über die 3. Liga.

Herr Lesser, Sie sind seit genau 53 Tagen im Amt. Unter Ihrer Regie gab es aus sechs Spielen zwei Siege, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Henry Lesser: Wichtig war, dass wir noch einmal das letzte Spiel gegen Steinbach gewonnen haben und nicht mehr groß nach hinten schauen müssen. Wir haben gesagt, dass wir uns nach dem vielen Verletzten erst einmal in die Winterpause retten wollen. Ich denke, das ist uns auch gelungen.

Die Halbserie darf als durchwachsen eingestuft werden, man überwintert nur auf dem zehnten Platz. Es sind wohl alle froh, dass erst einmal Pause ist, oder?

Lesser: Von meiner Seite auf jeden Fall. Man hat jetzt Zeit, dass die ganzen Verletzten sich auskurieren können und dann hoffe ich, dass wir zum Trainingsbeginn im neuen Jahr einigermaßen vollzählig sind.

Martin Hohmann: Ja, es ist schön, dass jetzt Winterpause ist. Henry hatte einen ganz schwierigen Einstieg und es musste gepunktet werden, damit wir nicht noch ganz unten rein geraten. Den aktuellen Tabellenplatz sehe ich aber noch nicht so ganz, weil wir ja noch die eine oder andere Nachholpartie haben.

ON|Sport-Redakteur Tobias Herrling traf Hohmann und Lesser zum Interview ...

Seit 53 Tagen wieder bei Borussia Fulda tätig: Trainer Henry Lesser.

Martin Hohmann und Henry Lesser ließen die Hinrunde Revue passieren und redeten über ...

Mit Marin Vidosevic, Vedran Jerkovic, Marvin Rodriguez und Denis Mangafic haben vier Spieler den Klub kürzlich verlassen. Im Gegenzug kam mit Christian Eckerlin zuletzt ein erster Neuzugang. Er wird nicht der einzige bleiben, oder? Und welche Spielertypen sind denn jetzt für Borussia Fulda gefragt?

Lesser: Zunächst einmal ist es nicht einfach, in der Winterpause überhaupt etwas zu finden. Wir müssen aber sehen, dass wir uns verstärken und brauchen einen offensiven Mittelfeldspieler, der eine gewisse Torgefahr ausstrahlt und wenn es geht einen Allrounder, der defensiv im Mittelfeld oder in der Innenverteidigung spielen kann.

Viele Verletzungen dünnten den Kader aus. Gerade in der Offensive fehlten so die Alternativen. Im Kader vermisst man aber – abgesehen von Leon Pomnitz und Dennis Müller – Spieler, die das Spiel nach vorne antreiben und Akzente setzen.

Hohmann: Es ist natürlich immer schwierig, wenn man vor der Saison einen Kader plant. Wir hatten ja nicht nur Younes Bahssou und Dominik Rummel für den Sturm. Matija Poredski und Branimir Velic sind gelernte Stürmer, mit Marvin Rodriguez hatten wir noch einen jungen Nachwuchsmann geholt. Für das offensive Mittelfeld gilt das genauso. Da waren ein Dustin Ernst oder Denis Mangafic vorgesehen. Rein vom Formellen her hatten wir die Positionen aus meiner Sicht gar nicht schlecht besetzt. Aus den Verletzungsgründen heraus mussten Spieler aber plötzlich auf völlig andere Positionen spielen.

Mit Mark Jaksch kam zuletzt ein Spieler zurück, der aufräumt, antreibt und eine Mannschaft pushen kann. Bräuchte Ihre Mannschaft nicht mehr Spieler von dieser Sorte?

Lesser: Typen braucht jede Mannschaft. Man muss aber sehen, dass auch er aus einer langen Pause kommt und konditionell noch nicht wieder auf dem Level von früher ist. Wir müssen dankbar sein, dass er sich dennoch zur Verfügung stellt.

Hohmann: Hinzu kam ja, dass mit Markus Gröger ein weiterer Spieler, der aus der Defensive heraus organisiert, verletzt ausgefallen ist. Wir hatten dann keine Typen in der Mannschaft mehr, die organisieren. Das ist so, aber es wird auch immer schwieriger, diese Typ Spieler zu finden.

Die Borussia hat einige Spiele in der Hinterhand. Geht man von maximal fünf Absteigern aus, beträgt der Vorsprung fünf Punkte. Der Rückstand auf Platz vier, den Sie noch als Ziel ausgegeben haben, liegt bei zehn Punkten. Richtet man den Blick nach oben oder nach unten?

Hohmann: Ziele sind ja immer so eine Geschichte. Wir können ja nicht sagen, wir lassen die Runde ausklingen. Gerade als Borussia Fulda nicht. Unsere Fans und Sponsoren wollen sehen, dass wir so gut wie möglich abschneiden. Ob es jetzt vier, fünf oder sechs wird – man muss ja ein Ziel haben. Und so weit sind wir von diesen Plätzen auch nicht entfernt. Nach unten mache ich mir nur Gedanken, wenn wir wieder so viele Verletzte haben sollten.

Sah den Kader vor der Saison gut zusammengestellt: Sportleiter Martin Hohmann. ...

Will künftig wieder verstärkt auf Spieler aus der Region setzen: Trainer Henry Lesser. ...

Trainer Lesser will in der Winterpause Personal für die Offensive und Defensive für ...

Auf der Mitgliederversammlung wurden die Verlängerungen mit den wichtigsten Sponsoren verkündet. Beisitzer Markus Röhner sprach offen von der 3. Liga. Sind solche Aussagen in der jetzigen Situation nicht noch eine zusätzliche Last?

Hohmann: Das muss der Trainer beantworten (schmunzelt).

Lesser: Das ist ja ein längerfristiges Ziel und es ist ja nicht so, dass wir noch in diesem Jahr in die Regionalliga aufsteigen wollen. Wenn man im Leben aber keine Ziele hat, ist man Fehl am Platz. Von daher ist das schon in Ordnung. Aber wir müssen sehen, dass wir uns auch gezielt dorthin bewegen und das ist eben nicht innerhalb von ein, zwei Jahren getan.

Bleiben die Ergebnisse aber aus, fallen einem diese Aussagen schnell auf die Füße.

Hohmann: Die Sache ist ja, dass alle Kontrahenten gesagt haben, wir wollen erst einmal ins gesicherte Mittelfeld. Was natürlich völliger Humbug ist. Wenn einer – wie wir es gemacht haben – gesagt hat, wir wollen unter die ersten drei, war er bei den anderen der Favorit. Weil sonst hat das keiner gesagt. Das ist uns in der Hinrunde ein bisschen auf die Füße gefallen. Markus Rönher hat mir aber neulich auch einmal zu verstehen gegeben, dass er mit diesen Aussagen nicht unbedingt Borussia Fulda, sondern die Region meint. Die muss es doch hergeben, dass wir irgendwann einmal wieder einen Regional- oder Drittligisten haben. Der Markus will mit seinen Aussagen auch aufrütteln und Leute bewegen, sich auch zu engagieren. Denn das ist ja Finanziell alles kein Pappenstiel.

In dieser Saison wird zudem die Zusammenstellung des Kaders kritisiert, dem Fan sind zu viele auswärtige Spieler dabei. Passen die langfristigen, ambitionierten Ziele und der Wunsch nach einheimischen Spielern überhaupt zusammen?

Martin Hohmann, Henry Lesser und Tobias Herrling (von links) im Gespräch ...

Lesser: Man hat aber zumindest die Möglichkeit, mit den Spielern aus dem Umfeld den Aufstieg in die Regionalliga zu schaffen. Natürlich wirst du immer ein, zwei überdurchschnittliche externe Spieler brauchen. Es ist aber immer schwierig, wenn es zu viele sind und die gar nicht mitbekommen, was in der Stadt eigentlich los ist. Deswegen denke ich schon, dass es mit regionalen Spielern machbar wäre. In der Regionalliga selbst müsste man dann professionell sein und sich Schritt für Schritt verstärken. Aber davon sind wir ja derzeit noch ein bisschen weg.

Abschließende Frage: Weihnachten steht vor der Tür. Was wünschen Sie sich für die Restrunde?

Lesser: Dass wir alle gesund werden und vollzählig trainieren können. Dann, denke ich, werden wir die Saison vernünftig beenden.

Hohmann: Ich hoffe, dass wir so zusammenwachsen, dass sich ein richtiger Teamgeist entwickelt und die Mannschaft ein echtes Team wird. Denn das – das können wir auch nicht abstreiten – sind wir bisher noch nicht.

Herr Hohmann, Herr Lesser, vielen Dank für das Gespräch. (Tobias Herrling) +++