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Marschierte einmal um die Insel Sylt: Der Künzeller Michael Schröter. - Foto: Privat / Grafik: Janina Hohmann

KÜNZELL / SYLT 100 Kilometer in 24 Stunden

Wind, Sand, Kälte: Michael Schröter marschiert einmal um Sylt

31.10.18 - Strahlender Sonnenschein am Tag, Minusgrade in der Nacht, dazu peitschender Wind: Die Bedingungen beim "Mega Marsch Spezial" am vergangenen Samstag auf Sylt hätten extremer nicht sein können. Mit dabei: der Künzeller Michael Schröter, der sich der Herausforderung, die 100 Kilometer in 24 Stunden zu bewältigen, stellte - und das mit Erfolg.

Schröter brauchte genau 23 Stunden und 45 Minuten, um einmal die Insel zu umrunden. "Es war eine Grenzerfahrung, sowohl für den Körper als auch für den Geist", sagt Schröter wenige Tage nach den Strapazen im Gespräch mit ON|Sport. Die Laufreihe "Mega Marsch" findet deutschlandweit in verschiedenen Städten statt, das Event auf Sylt war eine Art Spezialausgabe. Mit dem Künzeller Michael Schröter nahm auch ein Osthesse am Extremlauf teil.

Kurz vor dem Start: Auf Schröter warten 100 Kilometer in 24 Stunden. Fotos: Privat

Ausblicke wie dieser auf die Nordsee entschädigten für die Strapazen. ...

320 Teilnehmer stellten sich der Herausforderung auf Sylt.

Für diesen Speziallauf gab es lediglich 333 Startplätze, für die sich die Sportler und Sportlerinnen bewerben mussten. "Ich habe schon beim Marsch von München nach Mittenwald mitgemacht und hatte Glück, dass ich genommen wurde", so der Künzeller. Letztlich stellten sich 320 Läufer der Herausforderung, 247 kamen nach einem Tag marschieren durch Wind, Sand und Kälte im Ziel an. Weil in der Nacht zum Sonntag die Uhren eine Stunde zurückgestellt wurden, hatten die Teilnehmer de facto gar 25 Stunden Zeit.

"Der Marsch ging von Samstag 16 Uhr bis Sonntag 16 Uhr. Mein Ziel war es aber, am Sonntag um 15 Uhr im Ziel zu sein", verzichtete Schröter auf die gewonnene Stunde - und kam dennoch rechtzeitig an. Schröter packte die Herausforderung, die 100 Kilometer - die genau einer Insel-Umrundung entprechen - in der geforderten Zeit. "Es war wirklich die härteste Erfahrung, die ich bisher in meinem Leben gemacht habe", schildert Schröter seine Eindrücke.

Während tagsüber strahlender Sonnenschein auf die Läufer wartete ... ...

... fielen die Temperaturen nachts in den Minusbereich.

Schließlich wurde die Hälfte der Zeit im Dunkeln gelaufen, Nachts zeigte das Thermometer Minusgrade an, Sand und Wind erschwerten die Bedingungen zudem. "Ich habe einfach versucht, meinen Schnitt von fünf Kilometern zu halten", erklärt Schröter seine Herangehensweise. Bei Kilometer 60, so der Künzeller, sei der Tiefpunkt erreicht gewesen. "Aber aufgeben war keine Option für mich", blieb Schröter standhaft. Die vier Verpflegungsstationen auf der Strecke nutzte der beim Deutschen Roten Kreuz beschäftigte Schröter auch, um Kräfte zu sammeln.

"Ich habe mir dort die nötige Zeit genommen, um mich zu stärken", so Schröter. Mit Sonnenaufgang schöpfte der Künzeller neue Motivation, den Marsch zu Ende zu bringen. Zeit, die Schönheit der Insel zu bewundern, blieb trotz der Grenzerfahrung dennoch: "Sylt hat eine wunderschöne Landschaft und die konnte man trotz der Strapazen auch genießen." Durch Dünen oder am Strand wandern, den Blick aufs Meer oder das Watt genießen - die Natur motivierte Michael Schröter, an die Grenzen und darüber hinaus zu gehen.

Die Urkunde, die Michael Schröters erfolgreiche Teilnahme dokumentiert. ...

"Die letzten 20 Kilometer liefen sich dann fast wie alleine", so der Künzeller. Den Reiz, sich extremen Herausforderungen zu stellen, zog Michael Schröter auch aus persönlichen Schicksalsschlägen. Acht Jahre lang galt Schröter, nach mehreren Anfällen und Zusammenbrüchen, als Epileptiker, nahm entsprechende Medikamente - Besserung stellte sich aber nicht ein. Ein Experte aus Bonn sollte Anfang 2017 schließlich den Grund für Schröters gesundheitlichen Probleme herausfinden.

Der Vagusnerv im Gehirn steuerte nicht richtig und ließ den Herzschlag so stark absenken, dass Schröter Anfälle bekam. Dem Künzeller wurde ein Herzschrittmacher implantiert, seitdem geht es Schröter besser. "Die Nebenwirkungen, die ich durch die Medikamente hatte, waren wesentlich schlimmer als die Einschränkungen, die ich jetzt habe", erklärt Schröter, der sich bereits vorher sportlichen Extremen stellte und beispielsweise beim "Fisherman's Friend StrongmanRun" rund um den Nürburgring mitmachte.

Geschafft, aber glücklich: Der Künzeller hat die 100 Kilometer in der geforderten ...

"Ich habe eine zweite Chance bekommen", sagt Schröter über seine Geschichte, "und habe daraus Motivation gezogen, mich diesen Herausforderungen zu stellen." Der "Mega Marsch Spezial" auf Sylt war Michael Schröters zweites Event dieser Art. Trotz Blasen in Golfball-Größe an den Füßen schließt der Künzeller im kommenden Jahr einen dritten Marsch über 100 Kilometer in 24 Stunden nicht aus. (Tobias Herrling) +++


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