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Michael Conze ist Kardiologe im Ärzteteam des MVZ im Altstadt-Carree Fulda GmbH. - Fotos: Carina Jirsch

FULDA ON|Sport-Nachspielzeit (4)

Michael Conze über Corona und Sport: Risiko, aber keine Studien

28.10.20 - Aktuell beschäftigt die Corona-Krise den Sport so stark wie zuletzt im März, als es schließlich zu einer Unterbrechung der Saison kam. Aus diesem Grund haben wir uns für die ON|Sport-Nachspielzeit mit einem Sportmediziner getroffen, um über diese außergewöhnliche Situation zu sprechen.

Beschränkung der Zuschauerzahlen, Spielabsagen wegen Verdachtsfällen, Mund- und Nasenschutz am Spielfeldrand: Der Sport erlebt in den letzten Tagen eine Einschränkung nach der anderen. Nach einem halbwegs in die Normalität zurückgekehrten Spiel- und Trainingsbetrieb deutet vieles auf die nächste Unterbrechung hin. Wir haben den Sportmediziner Michael Conze aus dem Medizinischen Versorgungszentrum Osthessen befragt, ob Covid-19 und Sport eine gefährliche Mischung ist.

ON|Sport-Redakteur Tino Weingarten (r.) im Gespräch mit Michael Conze. ...

Conze vermisst verlässliche Studien zur Corona-Krise.

Spinning in Fitnessstudios hält Conze in diesen Zeiten für wenig zielführend. ...


ON|Sport: "Halten Sie es für realistisch, dass man sich während des Spiels anstecken kann?"

Michael Conze: "Ich bedauere tief, dass es keine Studien dazu gibt. Was Corona angeht, befinden wir uns in einem Dunkelraum. In allen Sportarten, in denen wir Kontakte haben, haben wir ein Problem. Das heißt, da haben wir ein potenzielles Risiko, dass es zu einer Infektion kommen kann. Aber es kann keiner genau beantworten, ob die Viruslast im Freien im Zweikampf so hoch ist, dass man sich anstecken kann."

ON|Sport: "Halten Sie die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs für sinnvoll?"

Conze: "Theoretisch ist das möglich. Aber das ist das Problem, dass wir dazu keine richtigen Studien haben. Der Verlauf ist ja sehr dynamisch, die Verhältnisse der Pandemie können in zehn Tagen wieder völlig andere sein. Bei den Einzelsportarten, wie zum Beispiel Tennis, was soll da passieren, wenn sie Abstand halten? Das kann man sich schwer vorstellen. Aber man müsste mit diesen Studien mal anfangen, denn die Pandemie ist morgen nicht vorbei und wir müssen sehen, dass wir mit unserem Alltagsleben wieder klarkommen."

ON|Sport: "Wie könnten denn solche Studien aussehen?"

Conze: "Ich habe nicht die ausreichende Expertise, ein solches Studienszenario gut zu durchdenken. Wir brauchen Top-Wissenschaftler, die sich diesem Thema annehmen. Und das muss man dann kommunizieren, zur Prime-Time sollte man sagen, was wir wirklich wissen. Wir werden mit diesen Zahlen "beballert", das ist aber Unsinn. Die Zahlen gehen rauf, das sagt aber nicht viel. Es wird Zeit, dass wir da was tun. Es ist die Stunde der Wissenschaft."


ON|Sport: "Unterscheiden muss man zwischen Freiluft- und Hallensportarten, der Handball zum Beispiel pausiert schon. Wie hoch sehen Sie das Risiko hier?"

Conze: "Ich weiß nicht, wie die Hallen hier im Kreis ausgerüstet sind, ob sie bedeutsame Lüftungsanlagen haben. Mit Sicherheit haben sie aber keine HEPA-Filter drin. Unter Wahrung der Abstände ist es denkbar, dass es funktionieren kann. Hallen mit vielen Menschen ist völlig undenkbar. Im Profisport haben wir es beim ATP-Turnier in Köln gesehen, die Sportler im "inner circle" waren alle getestet. Da kann man das machen, für die breite Masse ist das aber nicht denkbar. Das ist das Problem."

ON|Sport: "Und wie sieht es mit den Fitnessstudios aus? Im letzten Lockdown im Frühjahr waren einige Existenzen bedroht."

Conze: "Gewichtheben ohne Pressatmung ist gut, aber sobald es in dynamischere Dinge wie zum Beispiel Spinning oder die Kurse geht, hat es die höchste Atemventilation in einem Fitnessstudio mit hoher Aerosolverbreitung. Man muss bestimmte Gruppen verkleinern und man dürfte manche Dinge nicht mehr machen. Die Studios brauchen kluge Konzepte."

ON|Sport: "Sollte die Saison unterbrochen werden: Wie sollten sich Amateursportler am besten fit halten?"

Conze: "Ganz wichtig ist, dass wir unser Immunsystem stärken. Ein gutes Immunsystem hilft uns, dass es nicht so viele schwere Verläufe gibt. Sport hilft dabei sehr, gute Ernährung auch und ausreichend Schlaf. Es gibt aber auch das Problem, dass man Sport bis ans Limit macht - eine sehr starke Sprintbelastung oder einen Halbmarathon laufen. Die Immunitätslage geht dann runter, man ist stark empfänglich für virale Erkrankungen. Eine Grundlagenausdauer oder knapp darüber ist okay."

"Vielen Dank für das Gespräch, Herr Conze." (Tino Weingarten) +++ 

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