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Die Kernstadt von Fulda zählt sieben Fußballvereine. Nur zwei davon haben eine Jugendabteilung. - Grafik: Tino Weingarten

FULDA Der Weg führt in die Stadtteile und Gemeinde

Fulda und der Jugendfußball: "Die Kernstadt ist ein Niemandsland"

15.02.21 - In der ganzen Bundesrepublik gibt es 15.000 Vereine, die Jugendfußball anbieten. Das heißt: 2,1 Millionen Jugendliche sind in Jugendmannschaften aktiv. In der Fuldaer Kernstadt hingegen ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die Fußball spielen, erschreckend gering. Dies liegt allerdings nicht an der mangelnden Bereitschaft der Nachwuchs-Kicker. Nur zwei der sieben Stadtvereine bieten Kinder- und Jugendfußball an. Aber was ist der Grund dafür, dass eine Stadt, die über eine traditionsreiche Fußballkultur verfügt, wenige bis gar keine Aktivitäten in der Kinder- und Jugendarbeit verzeichnen kann? ON|Sport ist dieser Problematik auf den Grund gegangen.

FSV Germania Fulda, Borussia Fulda, Türkischer SV, DJK Buchonia Fulda, Frischauf Fulda, FT Fulda, SG Barockstadt Fulda-Lehnerz – die Kernstadt Fulda kann eine starke Fußballkultur aufweisen und ist auf diese auch sicherlich stolz. Auf das Abstellgleis ist derweil der Kinder- und Jugendfußball geraten. Nur die SG Barockstadt und FT Fulda haben eine Jugendabteilung. Ein Großteil der anderen kleinen Nachwuchs-Fußballer:innen muss notgedrungen den Weg in die Stadtteile oder in die Nachbargemeinden antreten, um im Verein Fußball zu spielen.

"Die Kernstadt ist ein Niemandsland"

Roland Hohmann ist seit über 20 Jahren im Jugendfußball aktiv und plädiert für ...Foto: Privat

Unsere Redaktion hat mit einem Experten in der Causa Jugendfußball gesprochen. Seit 20 Jahren ist Roland Hohmann im Jugendfußball aktiv. Er war Leiter der Jugendabteilung des SC Borussia Fulda und ist nun Mitglied des erweiterten Vorstands des Vereins. Er sagt: "Die Kernstadt Fulda ist ein Niemandsland." Was Hohmann meint: Viele Vereine in der Fuldaer Kernstadt würden gerne wieder Jugendfußball anbieten, doch es fehlt auf der einen Seite an Ehrenamtlichen und auf der anderen Seite an finanziellen Mitteln. "Viele wollen nicht mehr ihre Zeit opfern, um sich zwei bis dreimal die Woche auf den Platz zu stellen, um Jugendliche zu trainieren. Viele halten aber auch gleich die Hand auf und wollen eine Gegenleistung haben", erklärt Hohmann, "viele Vereine stecken deshalb einen Großteil der Sponsorengelder in die Senioren." Auf der einen Seite scheint die Unterstützung der Seniorenabteilung logisch, sind sie doch in den meisten Fällen die Aushängeschilder eines Vereins, auf der anderen Seite bedeutet Jugend gleich eine Investition in die Zukunft des Vereins.

Auch beim SC Borussia Fulda, der seit letztem Jahr ebenfalls "jugendlos" ist, wie Hohmann es ausdrückt, wurde darüber nachgedacht, wie man das Geld am besten investieren kann. Soll eine zweite Mannschaft aufgemacht werden, oder investiert man das Geld in eine Jugendabteilung? Bei den Borussen war man sich in dieser Hinsicht schnell einig. "Oliver Hasenauer (1. Vorsitzender SCB, Anm. d. Red.) und ich wollen dies nun vorantreiben. Dennoch ist hierbei eine Sache enorm wichtig", erklärt Roland Hohmann.

Großflächige Kooperation mit anderen Vereinen

Andere Vereine kümmern sich bereits seit Jahren um die Aufrechterhaltung des Jugendfußballs in den Fuldaer Stadtteilen und angrenzenden Gemeinden.  So hat sich der Haimbacher SV jüngst dem RSV Petersberg und dem RSV Margretenhaun angeschlossen – zusammen bilden sie den JFV Gemeinde Petersberg-Fulda. Bei der JSG Westring kooperieren die SG Johannesberg, SG Sickels und SG Oberrode, während die Kinder aus Maberzell, Gläserzell und Horas entweder beim FV Horas, der JSG Gläserzell/Maberzell oder JSG HGM (Horas, Gläserzell, Maberzell) das Fußballspielen lernen. Der JFV Viktoria Fulda, der aus den Jugendabteilungen der SG Viktoria Bronnzell und des TSV Lehnerz entstanden ist, ist derweil für seinen leistungsorientierten Fußball über die Grenzen von Osthessen bekannt.

Ist eine derartige Kooperation nicht auch in der Fuldaer Kernstadt möglich? "Das Ziel muss eine großflächige Kooperation der anderen Stadtvereine sein", macht Roland Hohmann deutlich. Eine Jugendspielgemeinschaft aus den oben genannten Vereinen soll nicht nur Zukunftsmusik sein. "Wir können nun die Corona-Zeit nutzen, um diese Vision voranzutreiben."  

Die Rolle der Stadt Fulda

Die Rolle, ein Projekt dieser Art voranzutreiben, müssen nicht nur die Vereine an sich, sondern auch die Stadt Fulda spielen. ON|Sport hat aus diesem Grund bei Fuldas Bürgermeister und Sportdezernent Dag Wehner (CDU) nachgefragt. Wehner sieht das Problem der fehlenden Jugendabteilungen in den Vereinen auf der einen Seite darin, dass es immer schwieriger sei, Kinder- und Jugendliche längerfristig an sich zu binden, "und dies ist längst nicht nur auf den Fußball beschränkt."

Dag Wehner (CDU), Bürgermeister der Stadt Fulda, ist das Problem bekannt. ...Archivbild: Carina Jirsch

Dennoch schätzt die Stadt Fulda die Arbeit, die in den Vereinen gemacht wird: "Für die Stadt ist der Sport und insbesondere die Jugendarbeit in den Sportvereinen ein wichtiges Instrument, um die Gesundheit, die Integration und Inklusion, sowie den Zusammenhalt der Gesellschaft zu fördern." Ebenfalls sei die Arbeit von Betreuer- und Trainerteams, die zumeist ehrenamtlich aktiv sind, gar nicht hoch genug zu bewerten. "Die Stadt Fulda versucht deshalb alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um diese Strukturen zu erhalten und zu fördern, zum Beispiel durch finanzielle Unterstützung oder durch unentgeltliche Überlassung städtischer Sportanlagen", erkennt Wehner die Arbeit aller Beteiligten an. Aber wie ist seine Meinung zu einem Zusammenschluss der Stadtvereine für eine gemeinsame Jugendabteilung? Denn das Problem ist im Stadtschloss kein Unbekanntes.

"Die Zusammenarbeit verschiedener Vereine zu Spielgemeinschaften o.ä. kann dabei ein Weg sein, um die Basis zu verbreiten und den Mädchen und Jungen im Sport auch mehr Erfolgserlebnisse zu ermöglichen", erklärt Wehner. Der Bürgermeister von Fulda macht aber auch deutlich, dass die Vereine in erster Linie in der Verantwortung stehen, Ideen zu entwickeln und Impulse zu schaffen. Wehner bietet aber an, dass ein der Sportverband der Stadt Fulda ein Forum sein kann, um dieses Thema anzustoßen. "Als Stadt sind wir gerne bereit, neue und pfiffige Ideen und Projekte im Jugendsportbereich entsprechend zu fördern."

Es geht um die Kinder und Jugendlichen

Denn in erster Linie soll es doch nicht darum gehen, welcher Verein von einem Zusammenschluss profitiert. Es geht um die Kinder- und Jugendlichen selbst. "Fußballspielen im Verein bedeutet nicht nur Bewegung, sondern das Erlernen von Teamfähigkeit und das Miteinander mit gleichaltrigen", betont auch Hohmann.

Es wird sich also in der Zukunft zeigen, wie sich der Kinder- und Jugendfußball in der Kernstadt entwickeln wird. Die Gemeinden und Stadtteile machen es bereits vor. Es liegt nun an den Vereinen der Kernstadt und der Stadt Fulda aus dem "Niemandsland" eine florierende Landschaft des Kinder- und Jugendfußballs zu machen. Personen, wie Roland Hohmann und das Angebot der Stadt Fulda, sind bereits da, um ein solches Projekt in die Wege zu leiten. (fvo) +++


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