Zweites Konzert am Uniplatz

„Irgendwie, irgendwo, irgendwann“: Nena, das kannst du besser!

Fotos: Carina Jirsch - Nena

01.06.2019 - Nach der fulminanten Revue der EAV am Donnerstag waren die Erwartungen an Nena riesig. Nena sah schon in den 1980er-Jahren in ihrem roten Leder-Minirock bei ihrem ersten TV-Auftritt mit dem Hit „Nur geträumt“ tausendmal besser aus als die Herren der Ersten Allgemeinen Verunsicherung, sie ist von den drei Uniplatz-Acts zum Stadtjubiläum sicherlich die größte Nummer und nahezu ein deutsches Kulturgut. Dennoch: Ihr Auftritt am Freitagabend überzeugte sicherlich viele, aber doch nicht alle der 4.500 Leute auf dem Uniplatz.



Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht bestuhlte Konzert-Arenen ein sehr heterogenes Publikum zusammenführen. Die Normalo-Anhänger von Nena versammelten sich hinten, führten bei Wein und Bier angeregte Gespräche und nahmen das eigentliche Geschehen vorne auf der Bühne gerademal so als wunderbare Dreingabe wahr. Die eisenharten Fans waren nicht von der Bühnenrampe wegzukriegen und hingen der Künstlerin wie gebannt an den Lippen.

Aber selbst die Hardcore-Nena-Fans schwächelten am Freitagabend in deren Augen. „Hallo, ihr Lieben“, begrüßte sie das Publikum, „ich will, dass ihr heute total ausrastet.“ Als das Publikum beim Opener „Es ist in Ordnung“ aber nicht ganz so mitging, wie es sich das Energiebündel Nena – supersexy in Rockerklamotten – vorgestellt hatte, fügte sie hinzu: „Kommt ihr von der Arbeit? Seid ihr müde? Kommt schon: Fulda, das kannst du noch besser!“

Symptomatisch für das Konzert: An die Seele des Publikums kam Nena irgendwie nie so recht ran, auch nicht durch ihre Liebesbekundungen: „Ich empfinde echte Liebe, dass ihr da seid“ oder „Ich liebe es, so nah bei euch zu sein“. Im Vergleich: Die EAV schaffte es - ohne viele Worte zu machen - dem Publikum das Gefühl zu geben: „Eh, die EAV ist bei uns, und das mit ganzem Herzen.“

Nichtsdestotrotz: Nenas Songs sind großartig, und die achtköpfige Band gaben der „Chefin“, alles, was sie brauchte – vielleicht ein bisschen zu viele Beats. Fazit: Alles ein wenig zu routiniert. Am Samstag und am Sonntag ist Mark Forster am Uniplatz. Schaun mer mal. (Matthias Witzel) +++