HR-Sinfonieorchester auf dem Domplatz

Martin Grubinger sorgte für die Paukenschläge - Bilderserie

Alle Fotos: Martin Engel -

01.09.2019 - Der Weltklasse-Percussionist und das hr-Sinfonieorchester machten das diesjährige Domplatz-Konzert zu einem Open-Air-Erlebnis. Das Fuldaer Stadtjubiläum hat sie zusammen gebracht: Das hr-Sinfonieorchester unter der Leitung von Robert Trevino und den Percussions-Star Martin Grubinger aus Salzburg. Die Stadt Fulda und der Hessische Rundfunk haben das Open-Air-Konzert auf dem Domplatz, unweit der ehemaligen innerdeutschen Grenze zugleich zum Anlass genommen, auch an den Mauerfall vor 30 Jahren zu erinnern. Sämtliche Plätze vor der Dom-Bühne waren besetzt.



Die letzten Bonifatius-Akkorde scheinen gerade verklungen, da geht es auf dem Domplatz mit Paukenschlägen weiter: Martin Grubinger, Östereicher und einer besten Percussionisten der Welt, zudem noch begnadeter Marimba-Spieler, haut vor dem Dom auf die sprichwörtliche Pauke. Über 4000 Menschen hören dem Salzburger zu, als er mit irrwitzigem Tempo Trommeln, Becken und andere Klangkörper bearbeitet. Unterstützt vom hr-Sinfonieorchester mit dem Texaner Robert Trevino am Pult verblüfft Grubinger die Zuhörer mit einem Schlagzeugkonzert mit dem Titel "Frozen in time".

Ganz und gar nicht eingefroren tritt der 36-Jährige dabei auf, immer ein Lächeln im Gesicht, scheinbar mühelos lässt er die Schlagzeugstöcke wirbeln, spielt die Marimba gleich mit vier Klöppeln. Drei Mal muss er für eine Zugabe auf die Bühne, er macht es mit jugendlicher Gelassenheit und hat sogar noch ein umjubeltes Statement zum Thema Freiheit im Köcher: „Europa steht für alles, was Freiheit bedeutet – und das wollen wir uns von bestimmten Gruppen nicht kaputt machen lassen“.

Zur Einstimmung auf das Open-Air-Ereignis hatte das hr-Sinfonieorchester „Ouvertüre zu Candide“ von Leonard Bernstein intoniert und damit die 4000 Besucher auf diesen Abend eingestimmt, einen Abend wie einen Freund: Vor dem Stahlblau des Abendhimmels zeichneten sich die Domtürme und weiter hinten die Spitzen der Michaelskirche pittoresk ab. Über 20 Grad plus zeigte das Thermometer. Nur die ganz Schlauen hatten schon an Decken gedacht.

„Genuss, Genuss“ hatte ein Caterer auf seinen Stand geschrieben. Wohl so etwas wie das Gebot der Stunde in Fulda. Als nämlich eine 20-minütige Pause angekündigt wird, erscheint auf den riesigen Video-Walls rechts und links vor der Bühne die unverhohlene Aufforderung: „20 Minuten Pause, wir freuen uns auf sie in der Genussmeile. Die Schlangen dort sind dann länger als vor den Toiletten. Als im zweiten Teil des Abends Beethovens Neunte beginnt, stehen viele Musikfreunde noch um ein Glas Prosecco an.

Kurz vorher hatte eine nicht immer sattelfeste Moderatorin des hr ein Kurzinterview mit Alt-OB Wolfgang Hamberger und dem aktuellen Amtsinhaber Heiko Wingenfeld zur damaligen Grenzöffnung geführt, während auf den Video-Walls entsprechende Bilder der Ereignisse vor 30 Jahren in Fulda flimmerten. Auftakt zur fulminanten Schluss-Offensive des hr-Sinfonieorchesters: Beethovens Neunte mit dem Dresdner Kammerchor und den Solisten Amanda Pabyan, Nora Gubisch, Corby Welch und Mika Kares. Freude schöner Götterfunken – ein Genuss. (Thomas Witzel) +++