Wirtschaftsstandort Vogelsberg (12)

"Schmiedeglut": "Wir fangen da an, wo normale Messer aufhören"

Fotos: Schmiedeglut - Hier brennen gleich mehrere Feuer: im Schmiedeofen, wo einzigartige Messer hergestellt werden und bei jedem einzelnen Mitarbeiter in der Messerschmiede "Schmiedeglut".

13.02.2019 - Hier brennen gleich mehrere Feuer: im Schmiedeofen, wo einzigartige Messer hergestellt werden und bei jedem einzelnen Mitarbeiter in der Messerschmiede "Schmiedeglut". Nandger Franck leitet seit 2011 die Firma in Grebenhain. Seine Leidenschaft hat er zum Beruf gemacht, denn eigentlich arbeitete er früher in einem ganz anderen Gewerbe, wie er im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS verrät.



Alles fing im Jahre 2005 an. "Mit einem Kumpel habe ich damals im Garten den Hammer geschwungen", erinnert er sich. "So ging es dann immer Stück für Stück weiter." 2009 meldete der gelernte Bankkaufmann die Messerschmiede als Nebengewerbe an - zwei Jahre später machte er sein Hobby dann tatsächlich zum Beruf und wurde selbständig. Das Besondere an seinem Job: "Wir machen hier etwas, was es eigentlich nicht mehr gibt, was schon ausgestorben ist. Wir sind wie Pioniere auf alten Pfaden." Denn den Beruf des Messerschmieds gibt es heutzutage nicht mehr, der Lehrberuf ist ausgestorben.



Doch genau darin liegt der Reiz für Franck und sein 16-köpfiges Team. "Wir erschaffen uns alles selber, gerade das ist spannend und herausfordernd." Für die verschiedensten Nutzer werden im Jahr etwa 550 Messer hergestellt. "Unsere Kunden kommen aus den Bereichen Kochen, Grillen aber auch Jäger und "Survival-Leute" kaufen bei uns ein." Jedes Messer, das in der Schmiedeglut hergestellt wird, ist ein Einzelstück, das mit viel Liebe zum Detail entsteht. Dafür nehmen sich die Messerschmiede die Zeit, die sie brauchen. "Bei einem Damastmesser sind allein über 150 Arbeitsschritte nötig", so Franck zu O|N. "Wir möchten es immer noch besser machen, als es sich der Kunde eigentlich vorstellt und eben nicht so, wie alle anderen es auch machen. Wir fangen da an, wo das normale Produkt aufhört." Franck hat das Ziel, den Messermarkt der Zukunft zu revolutionieren - dafür hat er auch schon eine Idee: "Wir möchten eine Weltneuheit herstellen: das schnitthaltigste Messer der Welt. Es wird fünf bis zehn Mal länger scharf bleiben als jedes andere Messer aus Stahl." Dieses ist bereits in Arbeit und soll, wenn alles klappt, bei der internationalen Fachmesse IWA Outdoor Classics im März in Nürnberg das erste Mal vorgestellt werden.



Doch schon jetzt ist die Messerschmiede weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Als einer der größten Onlineshops für Messerzubehör in Deutschland hat sich die Firma bereits einen großen Namen auf dem Markt gemacht. Besonders interessant ist das Sortiment an hochwertigen Diamantschleifzeugen, mit denen man jedes Messer in wenigen Minuten auf Rasierschärfe schleifen kann. Und ein ganz besonderes Merkmal hebt die Firmen von anderen Schmieden hervor: die eigens abgehaltenen Messerschmiedekurse. "Diese sind bereits Monate im Voraus ausgebucht." Kursteilnehmer kommen aus allen deutschsprachigen Ländern, Kanada, USA, Norwegen oder Australien in den Vogelsberg, um sich ihr eigenes Messer herzustellen.


"Schmiedeglut" war von Anfang an dem Vogelsbergstandort treu. In den ersten vier Jahren nach der Gründung war die Firma in Lauterbach zur Miete ansässig, Nandger wollte sich jedoch etwas Eigenes suchen. "Es war nicht so einfach, etwas Passendes zu finden. Wir brauchen Räume, in denen wir Krach machen können und ich wollte nicht in eine unpersönliche Industriehalle." Das Fachwerkgebäude mit angrenzender Werkstatt einer alten Schreinerei in Grebenhain überzeugte ihn schlussendlich. "Hier haben wir einen Ort zum Wohlfühlen gefunden, wo wir die Freiheit haben, das zu machen, was mir möchten. Hier ist die Welt noch in Ordnung." Für Franck war es nie wichtig, mit seiner Unternehmeridee reich zu werden "Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht und kann davon meine Familie ernähren. Jeder Angestellte wird fair bezahlt, wir haben ein tolles Team und alle gehen gerne zur Arbeit. Darauf bin ich stolz." (Luisa Diegel)

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