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- Fotos: Klaus Dehnhard
23.04.12 - BAD HERSFELD
Ein schweres Gewitter - das am Sonntag gegen 18 Uhr über dem Raum Bad Hersfeld niederging - endete mit einem tragischen tödlichen Unglücksfall. Dabei wurde eine Frau im Stadtteil Heenes vom Blitz getroffen und erlitt dabei so schwere Verbrennungen, dass sie noch an der Unglücksstelle verstarb.
Neuesten Informationen zufolge war die 56-jährige Frau mit ihrem Hund am Ortsrand in der Nähe ihres Wohnhauses auf freier Strecke spazieren, als plötzlich das schwere Gewitter zum Teil mit Hagel niederging. Sie befand sich gerade auf einer etwas erhöht liegenden freien Fläche, als sie von einem Blitz getroffen und tödlich verletzt wurde. Augenzeugen zufolge wurde die Fußgängerin vom einzigen Blitz getroffen. Ein Notarzt konnte nur noch ihren Tod feststellen. +++
HINTERGRUNDINFOS von Fachleuten: Wichtig zu wissen, dass ein Blitz auf zwei verschiedene Arten gefährlich sein kann:
1. Der direkte Blitzeinschlag: vor allem schlagen Blitze in hohen Gebäuden, einzeln stehenden Bäumen und Gipfeln ein. Einen solchen Blitzschlag zu überleben ist fast unmöglich, daher ist es dringendst zu raten sich bei Gewitter nicht an solchen Orten aufzuhalten.
2. Der indirekte Blitzeinschlag: Wenn ein Blitz am Boden einschlägt, dann ist die Gefahr nach dem Einschlag noch nicht vorbei. Da der Blitz eine enorme Spannung hat die sich um den Einschlagspunkt herum ausbreitet kann ein Mensch durch diese Spannung umkommen. Mit zunehmender Entfernung zum Einschlagspunkt wird die Spannung schwächer und damit weniger gefährlich. · Gebäude oder Fahrzeuge bieten Schutz. Fahrzeuge mit geschlossener Metallkarosserie und viele Gebäude mit einem Blitzschutzsystem wirken wie ein Faradayscher Käfig und bieten so Sicherheit.
Wenn man während der Wanderung vom Gewitter überrascht wird, hat man nur drei Möglichkeiten: Zurückgehen, stehenbleiben und weitergehen. Was klüger ist, hängt davon ab, wie die Umgebung beschaffen ist und welcher Gewittertyp vorliegt. Grundsätzlich gilt, dass die Blitzschlaggefahr am gefährlichsten ist. Von größeren Hagelkörnern holt man sich höchstens blaue Flecken und der Sturmgefahr kann man zusammengekauert trotzen. Starkregen ist dann problematisch, wenn man sich in Rinnen oder Schottergelände aufhält bzw. generell in murenanfälligem Gelände. Meiden sollte man in jedem Fall exponierte Kuppen, Kämme, Grate und freies Gelände, da man dann den höchsten Punkt in diesem darstellt. Auch isoliert stehende Bäume stellen ein ideales Ziel für Wolken-Erde-Blitze dar.
Elektrische Felder konzentrieren sich auf Spitzen! Blitze schlagen also besonders häufig in hohe Objekte ein, gerade wenn sie frei stehen. Wenn die Grundfläche des Objekts klein ist, ist die Potenzialdifferenz des Bodens in seiner unmittelbaren Nähe besonders groß und die mögliche Schrittspannung deshalb besonders hoch. Wenn die Leitfähigkeit des Objekts eingeschränkt ist, wie zum Beispiel bei Bäumen, besteht die Gefahr herumfliegender abgesprengter Teile und des Austritts des Blitzes in Bodennähe. Höhleneingänge und enge Mulden (Ackerfurchen, Wasserrinnen oder Straßengräben) meiden. Besser auf ebenes Terrain stellen oder tiefer in die Höhle gehen (aber Vorsicht: Im Höhleninneren besteht die Gefahr von plötzlichem und starkem Wasseranstieg, aufgrund des starken Niederschlags). Der Blitz verteilt sich nach einem Einschlag zunächst nahe der Bodenoberfläche, der er an Höhleneingängen und engen Mulden unter Umständen nicht folgen kann. Dann springt ein Sekundärblitz über, von dem Schutzsuchende getroffen werden können.
Gegen einen direkten Blitzschlag ist man jedoch völlig hilflos! Die Sicherheit hängt vom vorausschauenden Verhalten ab: Ein Gewitter kommt niemals „aus heiterem Himmel“, wer regelmäßig einen Blick in den Himmel wirft, kann ein sich näherndes Gewitter schon früh an den dunkel und bedrohlich wirkenden Wolken erkennen. Nachdem das Gewitter bemerkt wurde, sollte abhängig von seiner Entfernung und Geschwindigkeit der nächste erreichbare Zufluchtsort gesucht werden. Anhand der Zeitdifferenz zwischen Blitz (Lichtgeschwindigkeit ca. 300.000 km/s) und Donner (Schallgeschwindigkeit in der Luft, ca. 333 m/s) lässt sich die Entfernung des Blitzes ermitteln. Durch Wiederholung der Berechnung lässt sich die Bewegungsrichtung und -geschwindigkeit des Gewitters abschätzen: Jede Sekunde, die der Abstand zwischen Blitz und Donner kürzer wird, ist es 333 m näher gekommen.
Unter 3 Sekunden zwischen Blitz und Donner, also unter ca. 1 km Entfernung, ist jederzeit die Möglichkeit eines Einschlags in der Nähe gegeben. Die Zeitspanne von 3 Sekunden kann annähernd abgeschätzt werden, indem man langsam „einundzwanzig…usw.“ zählt.
Lebensgefährlich, da wahrscheinlich falsch überliefert, ist ein altes deutsches Sprichwort:
"Vor den Eichen sollst du weichen. Und die Weiden sollst du meiden. Zu den Fichten flieh mitnichten, Linden sollst du finden, Doch die Buchen musst du suchen" +++