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28.02.13 - ROMROD

Demografieprojekt "MORO" - Vogelsberg-Song - Zukunft am Vulkan gestalten

„Das war ein sehr erfrischender Einstieg in eine eher schwierige Thematik", urteilte Landrat Manfred Görig in seiner Begrüßung über den Vogelsbergsong „Wir sind Vogelsberg". Die Künstler Markus Leidig und Steffen Dahmer hatten ihn eigens für das Demografieprojekt MORO komponiert und stellten ihn zum Auftakt des Kongresses erstmals der Öffentlichkeit vor. „Wir sind Kinder des Vulkans, geboren aus heißer Lava, sind gemeißelt aus Basalt, mit einem Herz aus Gold" - so lautet der Refrain, der zum Mitsingen und -klatschen anregte. Am gut besuchten Kongress „Zukunft Vulkan Vogelsberg – Wo steht der Vogelsbergkreis im Jahr 2030?" im Bürgerhaus Romrod nahmen Fachleute aus Politik, regionalen Organisationen, Verwaltung und Wissenschaft wie auch interessierte Bürgerinnen und Bürger teil.

Wie soll der Vogelsberg in zehn bis 20 Jahren aussehen? Welche Standards und Rahmenbedingungen braucht unser ländlicher Raum, um zukunftsfähig zu sein? Über diese Fragestellungen berieten drei Arbeitskreise mit den Kernthemen: „Technische Infrastruktur und Siedlungsentwicklung", „Pflege, Senioren und ärztliche Versorgung" und „Jugend, Bildung und Fachkräfte", erklärte Landrat Görig den bisherigen Prozess. „Wichtig ist für mich die Frage, was wir selbst für unsere Zukunftsfähigkeit tun können", so Görig. Und es sei ihm wichtig, den Blickwinkel der Jugendlichen möglichst bei allen Fragestellungen mit einzubeziehen. „Die Jugend ist die Zukunft, und wir sind froh über jeden jungen Menschen, der hier bleibt oder hierher zurückkommt."

Jugendliche hatten sich im Vorfeld des Kongresses im Rahmen einer Zukunftswerkstatt ebenfalls Gedanken gemacht. Unter Anleitung von Prof. Dr. Christian Diller und Studenten der Universität Gießen haben sie Ideen erarbeitet, die sie präsentierten. Neben den Themen Busverbindungen und Jugendräumen war es auch ein „Regenbogencafé", Treffpunkt für junge Menschen und Familien, wo beispielsweise Omas für die Verpflegung mit Kuchen sorgen könnten. Für das Engagement in der Zukunftswerkstatt überreichte der Landrat einen Gutschein der Kletterwald GmbH: 20 junge Leute dürfen auf Einladung von Stefan Dolzer und Christoph Heinz ihren Mut beim Klettern auf dem Hoherodskopf beweisen.

Mit den erhobenen Daten habe man jetzt eine solide Grundlage für die notwendigen Schlussfolgerungen und möglichen Handlungsoptionen. Aus Sicht des Landrats ist Hauptaufgabe das gemeinsame Gestalten des Demografieprozesses im Konsens von Landkreis, Kommunen, öffentlichen und privaten Trägern der Daseinsvorsorge sowie der regionalen Wirtschaft und mit Hilfe engagierter Bürgerinnen und Bürger. „Umsetzung von geplanten Lösungen geht nur gemeinschaftlich, wir müssen alle vorhandenen Ressourcen in eine Waagschale werfen." Zu diesen gemeinsamen Aufgaben gehöre es, die Mobilität, eine moderne Gesundheitsversorgung, bezahlbare technische Infrastruktur, eine gute soziale Infrastruktur, hochwertige Bildungseinrichtungen sowie attraktive Kultur- und Freizeiteinrichtungen für eine lebendige und zukunftsfähige Region bereit zu stellen. „Wir haben sicher noch viele Hausaufgaben zu erledigen, die wird niemand sonst für uns erledigen", appellierte Görig, „wir selbst müssen erklären wo wir hin wollen - und das so gut, dass das Ministerium sagt, es gibt uns das Geld dafür."

Dass im Demografieprojekt nicht nur zusammengesessen und geredet werde, machte der Landrat mit einer Aufzählung bereits laufender Umsetzungsprojekte deutlich: Es existiere bereits das „KAFF-Mobil" (mobile Jugendarbeit), ein Kooperationsprojekt mit dem Jugendamt und Kreisjugendparlament, der „Fachkräftebaustein", ein Kooperationsprojekt mit LEADER/ Vogelsberg-Consult, die „Fachstelle Gesundheitliche Versorgung" nehme am 1. März mit Frau Dr. Sigrid Stahl ihre Arbeit auf, und der Aufbau eines Unternehmernetzwerkes, bei dem es um die Fachkräftesicherung für die heimischen Betriebe geht, werde in Kooperation von IHK und Gewerbevereinen voran getrieben.

Ministerialdirigent Werner Müller vom Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung sprach dem Vogelsbergkreis großes Lob für Mut und „geübte Praxis, sich zu vernetzen und an einem Strang zu ziehen" aus. Immer wieder hätten sich Entscheidungsträger im Kreis schon in vergangenen Jahren erfolgreich beworben und mit ihren Ideen überzeugt. Er sei zuversichtlich, dass die Region auf einem guten Weg in Sachen Daseinsvorsorge ist.   Professor Dr. Peter Dehne von der Hochschule Neubrandenburg erläuterte die Entstehung des Modellvorhabens und die Themen in den 21 Modellregionen. Klassische Themen seien fast überall Gesundheit, Schulentwicklung und Mobilität.

Neu sei der Bereich der Siedlungsentwicklung, der Anstieg der Bürgeraktivitäten und der Jugendbeteiligung. Ansatzpunkt sei aber immer der demografische Wandel, so Professor Dehne: „Die Einwohnerzahlen sinken seit Jahren und werden dies weiter tun. Dadurch entsteht ein Wettbewerb der Regionen, der sich deutlich weiter verschärfen wird." Wie Unternehmen müssten die Regionen „knallharte Wirtschaftsentwicklung" betreiben und Verbesserungen im Netzwerk anstreben - „Einzellösungen reichen nicht mehr aus".

Dr. Jens Martin Gutsche vom begleitenden Fachbüro für Datenanalysen und Modellrechnungen veranschaulichte mit Präsentationen die Datenlage im Vogelsbergkreis: bis 2030 wird es rund 20.000 Einwohner weniger geben, dabei nimmt die Zahl der unter 25-Jährigen um rund 25.800 ab, die Zahl der 25- bis 65-Jährigen verringert sich um rund 59.000 während die Zahl der über 65-Jährigen um 24.700 ansteigen wird (ein Anstieg um 28 Prozent). Auch die Zahl pflegebedürftiger Personen werde nach Datenlage bis 2030 um 14 Prozent ansteigen.

Nach anschließender Diskussion und Abfrage eines Meinungsbarometers zu den drei Kernthemen zog Landrat Görig Bilanz. Folgende Tendenzen ließen sich ablesen: Es solle differenzierte Standards für den ländlichen Raum geben, die auch vor Ort bestimmt und gesichert werden sollen. In der Arbeitsgruppe „Technische Infrastruktur und Versorgung" gehe die Tendenz hin zu dezentralen und individuellen Lösungen, Gestaltung vor Ort mit Hilfe von bürgerschaftlichem Engagement.

Im Feld „Pflege, Senioren und ärztliche Versorgung" werden dezentrale Angebote bevorzugt, die Versorgung soll wohnortnah erfolgen. Im Arbeitsfeld „Jugend, Bildung und Fachkräfte" votierten die Gruppenmitglieder mehrheitlich für den Erhalt möglichst aller Grundschulen der Städte und Gemeinden, beim Thema Fachkräfte wurde Handlungsbedarf gesehen, Arbeitsplätze und attraktive Angebote zu schaffen, um junge Menschen in der Region zu halten. „Uns ist bekannt, dass es einen Wettbewerb der Regionen gibt und wir sehen müssen, dass wir uns gut für die Zukunft aufstellen. Wir werden die gewonnenen Meinungsbilder berücksichtigen, sie gehen in die nächsten Arbeitsgruppensitzungen mit ein", so Landrat Görig in seinem Ausblick. Im Herbst werden sich die Handlungsempfehlungen der einzelnen Arbeitsfelder weiter konretisieren. (Pressestelle VB, Ruhl) +++

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