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Über die Ergebnisse der faunistischen Erhebungen informierte Dr. Benjamin Hill. - Fotos: Dieter Graulich

01.11.12 - Ulrichstein

Großprojekt Naturschutz: Erste Ergebnisse vorgestellt - Erfassung und Kartierung

Einen vollen Terminkalender hatten in den letzten Wochen und Monaten die Mitarbeiter der Projektbegleitenden Arbeitsgruppe des Naturschutzgroßprojektes Vogelsberg um den Pflege- und Entwicklungsplan (PEPL) aufzustellen. Die ersten Ergebnisse wurden jetzt den Vertretern von Behörden und Institutionen im Landgasthof Groh in Ulrichstein vorgestellt. Die Bedeutung dieses Projektes wurde durch die Teilnahme von Dr. Volker Scherfose (Bundesamt für Naturschutz), Peter Stühlinger und Volker Schmülling (beide Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz), Vertretern der Regierungspräsidien Gießen und Darmstadt, von Vogelsbergkreis, Wetteraukreis und dem Landkreis Gießen, den beteiligten Städten und Gemeinden, Hessen Forst und zahlreichen weiteren Behörden und Verbänden sichtbar.

Karl-Peter Mütze, Vorsitzender des Verein „Natur- und Lebensraum Vogelsberg" der Träger des Projektes ist und Projektleiter Sebastian Stang zeigten sich zu Beginn der Tagung erfreut über die hohe Zahl der erschienen Teilnehmern. Dies weise auf ein großes Interesse der gesamten Region und darüber hinaus an dem Großprojekt hin. Die Ergebnisse der Floristischen und Faunistischen Kartierung wurden dann von Wolfgang Wagner und Dr. Benjamin Hill vorgestellt. So habe man eine Fläche von rund 4.600 Hektar mit einer Lebensraum- und Biotopkartierung versehen. Die Erfassung und Kartierung von geschützten und gefährdeten Pflanzenarten sei auf 100 Vegetationsaufnahmen, 70 Dauerbeobachtungsflächen und mit 200 Hektar floristische Zielkartierung erfolgt.

Auf jeweils zehn Standorten gab es eine systematische Ersterfassung der Pilz-, Moos- und Flechtenflora. Zoologische Erhebungen erfolgten für Vögel, Fledermäuse, Fische, Tagfalter, Holz- und Laufkäfer. Dabei kamen Botanische Raritäten wie der Efeu-Wasserhahnenfuß und als Neufund, die Gras-Platterbse zum Vorschein. Insgesamt wurden 68 Arten untersucht, davon 52 nachgewiesen. Hiervon, so war zu hören, seien 21 vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet. Für zwölf davon besitze Hessen eine besondere Verantwortung. Bei den Fledermäusen wurde der Schwerpunkt auf die Waldbewohnenden Arten im Oberwald gelegt. Nachgewiesen wurden zehn Fledermausarten, dies sei die Hälfte aller in Hessen vorkommenden Arten.

Bei den Vögeln gab es zahlreiche Nachweise von Wertgebenden Waldarten, wie zum Beispiel Raufußkauz, Spechte und Dohlen, Schwarzstorch, Rotmilan, Hohltaube und Kolkrabe. Festgestellt wurde eine Gefährdung der Offenlandsarten, wie Raubwürger, Braunkehlchen und Wiesenpieper. Eine hohe Siedlungsdichte gebe es bei Rot- und Schwarzmilan, Schwarzstorch, Baumfalke und Wespenbussard.

40 Arten der Tagfalter, davon 17 auf der „Roten Liste" wurden nachgewiesen. Bundesweit bedeutsam: Heller Wiesnknopf-Ameisenbläuling und Randring-Perlmutterfalter. Bei den Holzkäfern seien bislang 73 Arten ermittelt worden, darunter sechs „Rote Liste" Arten.

Alexander von Küchler, Beate Bergmann und Sandra Brand trugen im Anschluss Ergebnisse der Sozioökonomischen Analyse aus der Befragung von 77 Betrieben vor. Davon seien 45 Haupterwerbs- und 32 Nebenerwerbsbetriebe. Als Probleme seien aufgezeigt worden: Kampf um Flächen, steigende Pachtpreise, unsichere Laufzeiten der Pachtverträge und zu starre Programme bei den Förderprogrammen wie Schnittzeitpunkt, Düngung und Auflagen. Bei der Bewirtschaftung der Flächen gebe es außerdem zahlreiche Benachteiligungen gegenüber anderen Regionen. So zum Beispiel ein hoher Steinanteil, geringe Bodenzahl, großer Heckenanteil, Vernässung, Beschattung, Hangneigung, Klima und eine geringe Schlaggröße.

Zur Tierhaltung wurde festgestellt, dass bei den befragten Betrieben mehr Vieh wie im Vergleich zum gesamten Kreisgebiet gehalten werde. Die durchschnittliche Milchleistung betrage nur 7.160kg/Kuh im Vergleich zu Hessen mit 7.901 kg/Kuh. Zum weiteren Zeitrahmen wurde festgelegt im April des kommenden Jahres den zweiten Zwischenbericht vorzulegen. Danach folge die Abstimmung des Maßnahmenkonzepts mit der Projektleitung, Vorstand, der Projektbeleitenden Arbeitsgruppe, eine Beteiligung der Öffentlichkeit und Flächennutzer. In der zweiten Jahreshälfte erfolge die Fertigstellung und der Endbericht des Pflege- und Entwicklungsplanes.

Bei einer anschließenden Diskussion wurde Kritik geübt, dass zu viele Erhebungen doppelt geführt würden, da sie bereits vorhanden seien. Außerdem sei der Untersuchungszeitpunkt oftmals nicht richtig gewählt. Hier sei zu beachten, so ein Teilnehmer, dass es im Vogelsberg ein halbes Jahr Winter und ein halbes kalt sei. Bedauert wurde, dass im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes, keine Regionalmarke aufgebaut werden könne, da keine Fördermöglichkeiten des Bundes gegeben seien.

Weitere Informationen zum Naturschutzgroßprojekt unter Telefon: 06641-9773529 oder [email protected] . (gr) +++


Zahlreiche „Rote Listen“ Arten hatte Wolfgang Wagner aus dem Bereich der Flora aufzuweisen.

Vorsitzender Karl-Peter Mütze (stehend) begrüßt die zahlreichen Tagungsteilnehmer.


Groß war das Interesse von Behörden, Verbänden und anderen Institutionen an den ersten Ergebnissen zum Naturschutzgroßprojekt.

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