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Mitglieder aus den elf Forstbetriebsvereinigungen nahmen an der Hauptversammlung teil.

06.12.12 - Ulrichstein

Bedeutung des Waldes für Gesellschaft: Leistung der Förster zu wenig honoriert

Die Überreichung von drei Waldbauernbriefen und der Vortrag: „Bedeutung des Waldes für die Gesellschaft", standen am Dienstagabend im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) „Westlicher Vogelsberg" im Landgasthof Groh. Vorsitzender Bernhard Bender informierte die Mitglieder der Forstbetriebsvereinigungen (FBV) zu Beginn über zahlreiche Gespräche mit dem zuständigen Ministerium und den Landtagsfraktionen betreffs der nachteiligen Förderrichtlinien für die Privatwaldbesitzer. Nicht nachvollziehbar sei, dass eine Erstaufforstung bezuschusst und die Wiederaufforstung von Schadflächen, die den Waldbesitzer viel härter treffe, nicht gefördert werde. Aus Gründen der Haushaltsmittelknappheit könne allerdings nichts daran geändert werde, so die Kommentare aus Wiesbaden.

Foto: Über die Bedeutung des Waldes für die Gesellschaft referierte Christian Raupach vom Hessischen Waldbesitzerverband.

Geschäftsführer Uwe Prihoda teilte dann mit, dass die FBG jetzt 23 Mitglieder mit einer Waldbodenfläche von 6.132 ha habe. Die Mitglieder untergliederten sich in 11 Forstbetriebsvereinigungen mit 956 ha Waldfläche und 785 Waldbesitzer, 10 Städte und Gemeinden mit 4.514 ha sowie zwei Großprivatwaldbesitzer mit 663 ha Waldfläche. Die nach PEFC zertifizierten Flächen hätten sich auf nunmehr 6.055 ha erhöht. Prihoda wies darauf hin, dass die Zertifizierung weiterhin Vorraussetzung für einen Holzverkauf über die FBG sei. Zur Forstpflanzenlieferung führte er aus, dass 2012 insgesamt 80.000 Pflanzen, davon 16.000 für den Kleinprivatwald geliefert wurden. Dies sei deutlich weniger und überwiegend Nadelholz wegen der ausgesetzten Förderung. Im Forstamtsbereich Schotten wurden zwei Anträge mit 1,3 ha Waldneuanlage genehmigt. Die Nachfrage an Lehrgängen an der Mobilen Waldbauernschule hätte erfreulicherweise wieder zugenommen.

So fanden 12 zweitägige Lehrgänge Holzernte/100 Teilnehmer, ein Lehrgang Motorsägenwartung/14 Teilnehmer, drei Lehrgänge Jungbestandspflege/32 Teilnehmer und fünf Lehrgänge Seilwindenhandhabung/48 Teilnehmer statt. Ein Waldbewirtschaftungslehrgänge mit Prüfung „Waldbauernbrief" mit 25 Teilnehmern, davon drei aus dem Bereich der FBG „Westlicher Vogelsberg" vervollständigten das Programm. Mit insgesamt 219 Teilnehmern sei dies eine deutliche Steigerung gegenüber 130 Teilnehmern in 2011. Zum Holzverkauf war zu hören, dass rund 1.600 Festmeter mit einem Wert von rund 170.000 Über die FBG abgewickelt wurden. Vorsitzender Bender überreichte im Anschluss zusammen mit seinem Stellvertreter Bürgermeister Edwin Schneider und Uwe Prihoda Waldbauernbriefe an Manuela Appel/FBV Niddertal, Herbert Kämmerer und Jürgen Langer/beide FBV Mücke. „Der Wald hat heute eine viel größere Bedeutung für die Gesellschaft als noch vor 20 Jahren", betonte der Geschäftsführende Direktor des Hessischen Waldbesitzerverbandes Christian Raupach dann in seinem Vortrag.

„Seine vielfältigen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen erbringt er nur, weil er von den Waldbauern und Förstern nachhaltig bewirtschaftet wird." Die Fortwirtschaft versorge unterschiedlichste Industriebranchen mit dem Rohstoffs Holz. Vom Baumstubben bis zum Zeitungshändler hängen, nach Aussage von Raupach, in der Verarbeitungskette in Deutschland rund zwei Millionen Arbeitsplätze vom Holz ab. Dieses Cluster erwirtschafte jährlich eine Bruttowertschöpfung von rund 175 Milliarden Euro. Der Wald sei Patient und Doktor der Klimaveränderung. Er leide unter Sturmschäden, Trockenheit und Insektenbefall. Durch das wachsende Holz und die Regulierung von Wasserhaushalt und Temperatur trage er zugleich zum Klimaschutz bei. Er sei Wasserfilter, verhindere Hochwasser und speichere Kohlenstoff, den die Bäume beim Wachstum der Luft entziehen würden. Die Artenvielfalt im Wald nehme zu, während sie in andern Bereichen abnehme.

Die Brennholznachfrage steige stetig und die besten Standorte für Windenergieanlagen lägen auf den Bergkuppen, die meist bewaldet seien. Die vielfältigen Leistungen der Waldbauern und Förster würden von der Gesellschaft als selbstverständlich angenommen und zu wenig honoriert. Die 25.000 Kilometer befestigten Wirtschaftswege in Hessens Wäldern machten die vielseitige Erholung im Wald erst möglich. Zugleich hätten durch technische Entwicklungen der Mountainbikes, der mobilen GPS-Geräte und des Internets die Erholungsmöglichkeiten und Sportarten im Wald und die Ansprüche der Menschen erheblich zugenommen. „Die Menschen nutzen den Wald zu allen Tageszeiten, zum Teil auch abseits der Wege", so Raupach. Geocaching, Querfeldeinlauf, Freeclimbing oder sogar Mountainbiking abseits der Wege habe es vor zwanzig Jahren so nicht gegeben. Zum Teil überschreite das Freiheitsbedürfnis mancher Waldbesucher Grenzen, die zu Schäden im Wald führten. Raupach appellierte an die Waldeigentümer, den Dialog mit den Vereinen und Sportgruppen vor Ort zu suchen, um für Verständnis zu werben. „Wir brauchen mehr Bewusstsein für ein natur- und waldverträgliches Freizeitverhalten im Wald."

Die Diskussion über den Entwurf des neuen Hessischen Waldgesetzes habe dazu insgesamt positiv beigetragen. Heute wissen mehr Menschen, wer im Wald Verantwortung trägt und im Zweifel um Erlaubnis gefragt werden sollte. „Der Wald gehört den Waldeigentümern, aber er ist für alle da," betonte der Waldfachmann und kündigte an, den Dialog mit allen Organisationen, die am Runden Tisch im Hessischen Umweltministerium über das Waldgesetz diskutiert haben, auf Landesebene schon sehr bald wieder aufzunehmen. In einer kurzen Analyse beleuchtete dann abschließend Axel Norgall, Bereichsleiter Produktion beim Forstamt Schotten den Holzmarkt. So seien mit Beginn der Einschlagsaison 2012/13 insgesamt weiterhin positive Signale erkennbar. Eiche sei weiterhin in Mode und die Mengenwünsche um ein Vielfaches höher wie das Angebot. Der Export sei nach wie vor eine wesentliche Stütze bei der Buchenholzproduktion. „Jede zweite exportierte hessische Buche geht nach China", so Norgall.

Bei der Fichte könnten die Nachfragewünsche der großen Verarbeiter nur etwa zu zwei Drittel gedeckt werden Somit bestünden mengenmäßig äußerst günstige Absatzbedingungen. Dennoch könne die Preisschraube nicht noch weiter nach oben gedreht werden, weil ausländische Konkurrenz deutlich niedrigere Produktionskosten habe. Angesichts der Knappheit bei Fichte müsste die Nadelholzsäger verstärkt auf alternative Baumarten wie Lärche und Douglasie ausweichen die zu akzeptablen und höheren Preisen als die Kiefer vermarktet werden. Beim Brennholz wurden aufgrund der gestiegenen Nachfrage die Preise marktkonform und maßvoll angehoben, lägen aber immer noch mit deutlichem Abstand unter den Öl- und Gaspreisen.(gr)+++


Waldbauernbriefe überreichte Vorsitzender Bernhard Bender an Herbert Kämmer, Manuela Appel und Jürgen Langer. Mit dabei Axel Norgall und Uwe Prihoda (Forstamt Schotte) und Bürgermeister Edwin Schneider (v.links).

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