Archiv

Gerd Adolph beim Wurstkochen.

Diese leckeren Fleischspieße haben die Rumänen gefertigt.

21.02.13 - SCHLITZ

"Liebe geht durch den Magen": Schlitzer beim Schlachtefest in Rumänien

Morgens um 6:00 Uhr klingelte der Wecker. Frühstück, und dann traf man sich zum Schlachtfest auf dem eigens dafür hergerichteten Platz. Mit Pferd, Wagen und Pferdeschlitten fuhr jedes Team zu einem Bauernhof, um das Schlachtschwein abzuholen. Die Höfe sind recht alt und viele haben noch einen Ziehbrunnen im Garten als einzige Wasserversorgung für das ganze Gehöft. Mittlerweile waren auch die Freunde aus Cernaton eingetroffen, die nur 100 Kilometer von Csikscicsó entfernt wohnen. So waren insgesamt sechs Teams angetreten und schlachteten und verwurstelten ein Schwein nach eigener Landessitte.

Die Art und Weise wie die Schlitzer die Hausschlachtung machen, sorgte für einiges Auf­sehen und insbesondere die älteren rumänischen Männer schauten Gerd Adolph auf die Finger und verfolgten mit großer Aufmerksamkeit alles, was er machte: Zu einem internationalen Freundschaftstreffen mit Schlachtfest hatte die Gemeinde Csikscicsó nach Rumänien eingeladen. Csikscicsó ist die Partnergemeinde der Schlitzer Partnergemeinde Bogyiszló in Ungarn. Eingeladen waren alle Gruppen, die im letzten Jahr ein gemeinsames, großes Schlachtfest in Schlitzer/Unter-Schwarz gefeiert hatten (siehe auch osthessen-news-aktuell mit Video: http://osthessen-news.de/G/1212222/schlitz-beeindruckende-voelkerverstaendigung--vier-nationen-schlachtefest-video.html) . So trafen sich in Rumänien Abordnungen aus Bogyiszló/Ungarn, Törökfalu/Serbien, Cernaton/Rumänien, Csikscicsó/Rumänien und aus Schlitz.

Für die Schlitzer Reisegruppe bedeutete das genaue Vorbereitungen einer recht langen Reisestrecke. Mit acht Personen und drei Fahrzeugen, bepackt mit allen Utensilien, die zum Schlachten notwendig sind, startete die Schlitzer Truppe eine 1.710 km lange Strecke. Erstes Etappenziel war Budapest. Nürnberg - Passau - Linz - Wien - ungarische Grenze bei Hegyeshalom - Györ . Budapest.

Nach rund zehn Stunden Fahrt hatte man die Budapester Innenstadt und das Hotel erreicht. Ein kurzer Rundgang zur Donau, der Markthalle, ein Blick auf die Fischerbastei und ein vorzügliches Abendessen und dann war der Abend in Buda­pest auch schon zu Ende. Bereits um 7:00 Uhr am nächsten Morgen wurde wieder gestartet, bis Debrecen kurz vor der rumänischen Grenze ging die Autobahn und dann wurde es schwierig. Bei Oradea wurde die rumänische Grenze erreicht. Der Grenzübergang war unproblematisch; Pässe vorzeigen, Maut bezahlen und schon ging es weiter.

Orodea ist eine große Industriestadt mit vielen Plattenbauten. Rund 160 km auf der E 60 ging es bergauf und bergab, Schlaglöcher ausweichend und Bahnübergänge im Schritt­tempo überquerend. Die rumänischen Straßen sind in keinem guten Zustand. Cluj-Napoca oder Klausenburg war das nächste Ziel. Rund um Klausenburg gibt es ein 40 km langes Autobahnstück, das einzige in Nordrumänien. Targu Mures eine weitere Industrie­metropole war das nächste Ziel. Mitten durch die Stadt führte die Route. Am Rande der großen Stadt sah man Einkaufszentren und man konnte vertraute Namen registrieren - Mc Donalds, C & A, Aldi usw..

Auf der E 60 fuhr man dann wieder bergauf und bergab bis Sighisoara, und dann wurde es richtig eng. Die Straßen wurden enger, schlechter und es wurde dunkel und es fing an zu schneien. Die letzten Kilometer waren wirklich schwierig, bevor man Csikscicsó erreichte. Nach zwölf Stunden Fahrt für rund 800 Kilometer waren die Schlitzer recht müde. Csikscicsó ist ein Ort, in dem 2.500 Menschen wohnen, die von Landwirtschaft hauptsäch­lich leben und in den größeren Städten der Umgebung arbeiten. Die meisten jungen Menschen sind allerdings in ganz Europa unterwegs um Geld zu verdienen, weil die Ver­dienstmöglichkeiten zuhause ganz schlecht sind. Csikscicsó liegt ca. 700 Meter hoch in einem weiten Hochtal, umgeben von Bergen bis zu 1.800 Metern Höhe. Das Wetter war ideal, circa acht Grad minus, klare Luft, kein Wind und gute Sicht über das ganze Tal hinweg.

Vor der Gemeindeverwaltung wurde die Schlitzer Delegation von Bürgermeister Attila Becze aus Csikscicsó zusammen mit Bürgermeister Istvan Tóth aus Bogyiszló begrüßt. Auch die Freunde aus Serbien waren bereits eingetroffen. Wie Bürgermeister Istvan Tóth berichtete, hatten die Freunde aus Ungarn auch eine zehnstündige Fahrt hinter sich. In einem neu errichteten Gästehaus, direkt hinter der Gemeindeverwaltung, bezogen die Schlitzer Quartier. Neu, zweckmäßig und bequem eingerichtete Zimmer mit separatem Bad, Dusche und WC boten eigentlich nicht erwarteten Komfort. Im Erdgeschoss war ein großer Speisesaal, wo man sich zum gemeinsamen Abendessen traf und viele Freunde wiedersah, aus Bogyiszló, aus Törökfalu, aus Csikscicsó. Es wurde ein wunderschöner Wiedersehensabend bei deftigem Essen, Bier, selbstgebranntem Obstler und aus Ungarn mitgebrachtem Wein. Für einige endete der Abend in der naheliegenden Dorfkneipe.

Morgens um 6:00 Uhr klingelte der Wecker. Frühstück, und dann traf man sich zum Schlachtfest auf dem eigens dafür hergerichteten Platz. Mit Pferd, Wagen und Pferdeschlitten fuhr jedes Team zu einem Bauernhof, um das Schlachtschwein abzuholen. Die Höfe sind recht alt und viele haben noch einen Ziehbrunnen im Garten als einzige Wasserversorgung für das ganze Gehöft. Mittlerweile waren auch die Freunde aus Cernaton eingetroffen, die nur 100 Kilometer von Csikscicsó entfernt wohnen. So waren insgesamt sechs Teams angetreten und schlachteten und verwurstelten ein Schwein nach eigener Landessitte. Die Art und Weise wie die Schlitzer die Hausschlachtung machen, sorgte für einiges Auf­sehen und insbesondere die älteren rumänischen Männer schauten Gerd Adolph auf die Finger und verfolgten mit großer Aufmerksamkeit alles, was er machte.

Die Schlitzer machten Krautwurst, Schwartenmagen, Blut- und Leberwurst und Wellfleisch. Kochwurst war für die Einheimischen etwas völlig Neues. Dort wird die frische Wurst meistens gebraten. Es dauerte nicht lange bis Leckereien aus allen Ländern herumgereicht wurden, von feinstem Gebäck über Suppen bis hin zu Fleisch und Wursthappen. Auch Schnaps und Glühwein wurde herumgereicht und bald spielte auch die Musik auf. Das Interesse der Dorfbewohner war riesengroß. Den ganzen Tag über war der Schlacht­platz dicht belagert und auch drei Fernsehteams, zwei aus Rumänien, eines aus Ungarn, waren vor Ort, filmten und holten sich Interviews ein. Auch Bürgermeister Hans-Jürgen Schäfer war ein gefragter Interviewpartner, der viele, viele Fragen beantworten musste.

So gegen 16:00 Uhr waren fast alle fertig und es wurde aufgeräumt. Schließlich stand um 20:00 Uhr das große gemeinsame Treffen und Essen an. Mit der Sprache hatten die Schlitzer die größten Probleme. Während alle anderen sich ungarisch unterhielten, auch dort in Csikscicsó in Rumänien wird ungarisch gesprochen, brauchten die Schlitzer Übersetzer. Gleich zwei Dolmetscher standen aber den Schlitzern zur Seite. Beide waren einige Jahre in Deutschland zum arbeiten gewesen und sprachen perfekt deutsch. So erfuhr man auch einiges über Land und Leute. So war Sonja Nowraty mit der Dolmetscherin zuhause und erfuhr so einiges über das Alltagsleben. Der Durchschnitts­verdienst beträgt am Lande 150 bis 180 Euro im Monat, aber die Kraftstoffpreise sind genauso teuer wie bei uns in Deutschland. Am flachen Land  können die Leute nur über­leben, wenn sie Selbstversorger sind, d. h. sich ein Schwein füttern, Geflügel halten und Gemüse im Garten anbauen und ziehen.

Die kleinen Bauern treiben im Sommer ihre Kühe noch mit einem Hirten in die Berge. Wenn man einige Schafe besitzt und sie einem Schäfer gibt, bekommt man dafür einige Kilo Käse im Jahr. Neben den Kleinbauern gibt es auch eine große Kolchose. Im Winter ziehen die jüngeren und die älteren Familien, so auch bei der Dolmetscherin, zusammen in ein Haus, um die Heizkosten zu reduzieren. Auf der anderen Seite gibt es einige sehr, sehr reiche Leute und man sieht auch stattliche Grundstücke und Villen.

Um 20:00 Uhr traf man sich dann im Gemeindesaal zur großen Abschlussfeier. Pünktlich um acht Uhr ging der Vorhang auf und eine vierzigköpfige Blaskapelle spielte auf mit Märschen aus der österreichisch-ungarischen Monarchiezeit; bis hin zu moderner Filmmusik hatte die Kapelle alles drauf. Nach einer Stunde kam die örtliche Trachtengruppe in siebenbürger Tracht auf die Bühne und begeisterte mit ihren Trachtentänzen. Danach begrüßte Bürgermeister Attila Becze alle Gäste und überreichte Gastgeschenke. Alle Bürgermeister, David aus Cernaton, Tibor aus Törökfalu, Istvan aus Bogyiszló und Hans-Jürgen aus Schlitz bedankten sich und überreich­ten wiederum ihre Gastgeschenke. Besonderen Applaus bekam der Schlitzer Bürgermeister als er berichtete, dass man doch einen recht langen und beschwerlichen Weg auf sich genommen habe, um in Csikscicsó dabei sein zu können.

Bürgermeister Istvan Tóth aus Bogyiszló in Ungarn lud zum nächsten Treffen nach Bogyiszló ein, welches am 01. März 2014 stattfinden soll. Und Tibor Berze aus Serbien lud bereits für 2015 nach Törökfalu ein und alle betonten, dass man dieses internationale Freundschafts­treffen weiter fortführen wolle und sich einmal im Jahr in dieser großen Runde treffen wolle.   Mitternacht war längst vorbei als endlich das Schlachtessen begann. Dann konnten alle am Tag hergestellten Köstlichkeiten probiert werden. Irgendwann endete der Abend oder der Morgen mit Musik und Rundtänzen.

Wegen der langen Anfahrt war für die Schlitzer damit das Programm auch zu Ende. Große Verabschiedung, viele Küsschen, auch manche Tränen und das Versprechen, sich bald wiederzusehen. Am nächsten Morgen ließ es sich Bürgermeister Attila Becze nicht nehmen, die Schlitzer zu verabschieden. Ein letzter Blick in das wunderschöne Hochtal, über das gerade die ersten Sonnenstrahlen fielen, und schon ging es wieder auf die Piste. Auf Empfehlung wurde die Rückroute im ersten Abschnitt leicht geändert, dennoch ging es bergauf, bergab, Schlagloch an Schlagloch. Nachmittags war man wieder an der rumänisch-ungarischen Grenze angekommen und es war schon dunkel als man Budapest erreichte. Als man im gleichen Hotel vorfuhr mit drei total verdreckten Geländewagen, war die Frage „Wo kommt ihr denn her" nicht unberechtigt. Am nächsten Morgen schneite es leicht, aber die Straßen waren frei und recht schnell ließ man Budapest hinter sich.

Wien - Linz - Passau - Regensburg - Nürnberg - Würzburg - Schlitz - 900 Kilometer und die Schlitzer Reisegruppe war wohlbehalten abends um 19:00 Uhr wieder zuhause. Die drei Fahrer, Hans-Jürgen Schäfer, Frank Göbel und Achim Kokel, schauten noch einmal auf den Kilometerzähler: 3.420 km genau waren da abzulesen. Alle Reiseteilnehmer waren sich einig, dass dies wieder ein tolles Freundschaftstreffen gewesen war und dass die Pflege von Freundschaft über die Grenzen hinweg ganz wichtig ist. Hier wird Völkerverständigung wirklich gelebt und die Stadt Schlitz kann stolz darauf sein, hierzu einen kleinen Beitrag leisten zu können. Bereits im Mai wird man wieder viele Freunde in Bogyiszló zum Urbanfest treffen, zu dem fünfzig Schlitzer Schüler und KJP’ler nach Bogyiszló fahren, wo wiederum Freunde aus Törökfalu/Serbien, Cernaton/Rumänien und Csikscicsó in Rumänien sein werden. Völkerverständigung muss gelebt werden, so Bürgermeister Hans-Jürgen Schäfer, am Ende der Fahrt, auch wenn es, wie in diesem Fall, recht anstrengend ist. Und er dankte allen Reiseteilnehmern für ihre Teilnahme und die Strapazen, die sie auf sich genommen haben. +++


Rumänische Berglandschaften.

Gerd Adolph und Sascha Kokel füllen den Schwartemagen.


Markus Landgraf, Hans-Jürgen Schäfer, Attila der Dolmetscher, Aaron Hohmeier und Sascha Kokel machen Pause.

Alle Bürgermeister wurden auf der Bühne begrüßt und tauschten Gastgeschenke aus.


Die Winterlandschaft in Csikcsicso.

Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön