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IHK-Präsident Bernd Juchheim (links) überreicht André Brunotte, Geschäftsführer Teknos Deutschland GmbH, die Jubiläumsurkunde zum 120-jährigen Bestehen der Lackfabrik in der Edelzeller Straße - Fotos (2): Teknos

Oberbürgermeister Möller (links) erhält von Teknos-Verkaufsleiter Ansgar von den Busch eine Ausgabe der neuen Firmenchronik "120 Jahre Lacke aus Fulda"

22.09.12 - FIRMEN-NEWS

Von STERN zu RHODIUS und zu TEKNOS - seit 120 Jahren Lacke aus Fulda

Die Teknos Deutschland GmbH feiert im September das 120-jährige Jubiläum ihres Standortes Fulda. Die 1892 von Hirsch Stern gegründete Lackfabrik an der Edelzeller Straße gehörte jahrzehntelang zur Rhodius-Gruppe und ist seit 1999 ein bedeutender Produktions- und Vertriebsstandort des finnischen Lackherstellers Teknos. Speziallacke aus der Produktion in Fulda schützen die neue Gaspipeline in der Ostsee ebenso wie Maschinen und Anlagen vieler namhafter Hersteller. Außerdem vertreibt Teknos von Osthessen aus Industrielacke für Holzfenster in weiten Teilen Europas.

In den ersten Jahren entstanden auf dem Gelände am Edelzeller Weg (heute Edelzeller Straße) ein Lagergebäude, die ’Lacksiederei’ für die Herstellung spezieller Öl-/Harz-mischungen, mehrere Anbauten und Erweiterungsgebäude sowie der 42 Meter hohe Fabrikschornstein, der bis 1979 weithin sichtbar war. Mit dem ersten Weltkrieg gerieten Rohstoffversorgung und Absatz ins Stocken, 1923 musste die Lackfabrik in Folge der Währungskrise in die Insolvenz gehen. Schon wenige Wochen später folgte der Neustart mit externem Kapital und dem Gründerenkel Simon Stern als treibende Kraft. Trotz wirtschaftlich schwieriger Lage investierte die Familie in die Zukunft und baute noch 1923 das Verwaltungsgebäude, das bis heute Schaltzentrale des Unternehmens ist.

Von Stern zu Rhodius

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten begann die systematische Verfolgung von Juden, und die Familie Stern entschied sich 1937, die Lackfabrik an Gebrüder Rhodius in Burgbrohl/Eifel zu verkaufen, einen Hersteller von Bleipigmenten. Der Verkauf gilt als einer der wenigen in Fulda, bei denen jüdische Besitzer einen einvernehmlichen Kaufpreis erhalten haben. In den Kriegsjahren produzierten die ’Lack- und Farbwerke Fulda, Rhodius & Co.’ Tarn- und Verdunklungsfarben, Blendschutzlacke und Lacke für Sturm¬laternen und Gasmasken. Die Fabrik selbst wurde auch Ziel von Angriffen, insgesamt wurden zwölf Bombentrichter auf dem Betriebsgelände gezählt.

Nach Kriegsende nahm das Geschäft mit Erteilung einer offiziellen Produktions¬genehmigung wieder Fahrt auf. 120 Tonnen Weißlack für die amerikanische Armee waren der erste Großauftrag nach dem Krieg, bald folgten weitere. Auch das Produktprogramm wurde erheblich größer. Neben neuen Bautenlacken und Korrosionsschutzbeschichtungen machte man sich auch einen Namen mit Industrielacken. Rhodius belieferte Industriekunden mit speziellen Lacken für Metallschränke, Heizkörper, Deckenplatten und die Möbel- und Caravanherstellung. Selbst bei der Mondlandung 1969 war Rhodius mit dabei: Die aus Deutschland stammenden optischen Geräte der Apollo-Mission waren mit einem Optiklack aus Fulda lackiert.

Parallel zur Geschäftsentwicklung der Nachkriegsjahre baute Rhodius den Standort aus. 1948 entstanden Labor und Lacklager, 1956 ein großer dreigeschossiger Anbau für die Weißlackfertigung, 1960 eine neue Versandhalle, 1963 eine eigene Transformatorenstation für die Energieversorgung, 1970 ein Tanklager für die zentral steuerbare Lösemittelversorgung.

Konzentration auf Industrielacke

Nach der Übernahme von zwei Lackfabriken in Köln und den Niederlanden konzentrierte die Rhodius-Gruppe in Fulda ihre Produktion von Industrielacken und Korrosionsschutz. Im Gegenzug wanderte die Produktion von Dispersionsfarben von Fulda nach Burgbrohl. Die Bautenlacksparte nahm immer mehr an Bedeutung ab und wurde 1978 verkauft. Die Konzentration auf Industrielacke ermöglichte wichtige Innovationen, die den Erfolg des Unternehmens langfristig sicherten. Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland entwickelte Rhodius erfolgreich Wasserlacke für Kunststoff- und Metalluntergründe. Für die Möbelbranche entstanden umweltverträgliche Zweikomponentenlacke, im Erfolgssegment Rohrbeschichtung arbeitete man an Alternativen zu gesundheitsgefährdenden Blei- und Chromverbindungen. Für die Automobilbranche entwickelte Rhodius moderne Lacke für Kunststoffteile, mit Freigaben von Herstellern wie Porsche, BMW und VW.

Nach dem Fall der Mauer sorgten Neukunden im benachbarten Thüringen, aber auch Bestandskunden mit Zweigbetrieben in den neuen Bundesländern für eine boomende Nachfrage, und 1991 wurde mit über 3.000 Tonnen Produktionsausstoß zum erfolgreichsten Jahr der Unternehmensgeschichte. Rhodius investierte in ein neues Laborgebäude und in moderne Maschinentechnik. Eine zwischen¬zeitliche Übernahme der Magdeburger Lackfabrik führte allerdings nicht zum gewünschten Erfolg, weil die Nachfrage sich klar an West-produkten orientierte.

Von Rhodius zu Teknos

Im Zuge der Globalisierung entschied sich die Rhodius-Gruppe in den 90erJahren zur Konzentration auf die Sparten Getränke und Schleifscheiben und zum Verkauf der Lackfabrik in Fulda. Den passenden Partner fand man in dem Lackhersteller Teknos, einem der größten finnischen Unternehmen in Familienbesitz. Rhodius mit seinen innovativen Industrielacken war für die bis dahin vor allem in Skandinavien erfolgreichen Finnen die ideale Ergänzung, um im zentraleuropäischen Markt Fuß zu expandieren. Zum 1. Januar 1999 übernahm Teknos das operative Geschäft, die Immobilien und einen großen Teil des Grundstückes an der Edelzeller Straße. Auch alle 70 Beschäftigten in Fulda wurden übernommen. Aus den Rhodius Lack- und Farbwerken wurde die Teknos Deutschland GmbH.

Die Integration in die Teknos-Gruppe gestaltete sich zunächst schwieriger als erwartet. Als der Ausbau des Geschäftes mit Möbel¬lacken nicht den gewünschten Erfolg brachte, entschied Teknos sich 2002 zu einer grundlegenden Umstrukturierung. Das Segment Möbel und das zuvor wiederbelebte Geschäft mit Kerzenlacken wurden verkauft, der Standort Fulda konzentrierte sich auf die Produktion von Beschichtungen für den Maschinen- und Anlagenbau sowie den mittleren und schweren Korrosionsschutz. Mit dem Wegfall eines Teils der Produktion musste auch die Belegschaft von ursprünglich 70 auf 40 Beschäftigte reduziert werden.

Trotz schmerzhafter Einschnitte war die Umstrukturierung eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft des Standortes Fulda. Mit einem weiterentwickelten Lieferprogramm für den Maschinen- und Anlagenbau konnten neue Kunden gewonnen werden, und der Marktanteil in diesem Segment stieg in den Folgejahren auf deutlich über zehn Prozent. Zur besonderen Erfolgsgeschichte entwickelte sich ein Zweikomponentenprodukt für die Innenbeschichtung von Gasrohren. Es führte zu mehreren Großaufträgen, so etwa die 2011 fertig gestellte 1224 Kilometer lange Ostsee-Gaspipeline von Wyborg nach Greifswald.

Mit GORI-Holzlacken zum Marktführer

Anfang 2009 übernahm die Teknos-Gruppe den Geschäftsbereich GORI Industry vom dänischen Mitbewerber Dyrup und wurde damit zum europäischen Marktführer bei industriellen Beschichtungen für Holzfenster und -türen. Die Übernahme bedeutet auch eine erhebliche Stärkung des Standortes Fulda. 2009 wurde die deutsche GORI-Vertriebs-organisation in Fulda integriert, 2010 richtete Teknos an der Edelzeller Straße ein Zentrallager für Mittel- und Südost¬europa und ein Farblabor mit angeschlossenem Mischcenter für die Entwicklung von kundenspezifischen Farbtönen ein. Es entstanden neue Arbeitsplätze, die Belegschaft ist wieder auf über 50 Beschäftigte angewachsen. 2011 schloss die Teknos Deutschland GmbH mit rund 20 Millionen Euro Umsatz ab.

Anlässlich des 120-jährigen Jubiläums blickt man an der Edelzeller Straße positiv in die Zukunft. "Mit unseren Hauptgeschäftsfeldern General Industry und Industrial Wood sind wir hier in Deutschland gut aufgestellt", sagt André Brunotte, der 2011 als Nachfolger von Karl Plappert die Geschäftsführung der Teknos Deutschland GmbH übernahm. "Wir haben 120 Jahre Erfahrung und technische Kompetenz hier vor Ort in Fulda, aber uns stehen auch das internationale Know-how und Produktprogramm der gesamten Teknos-Gruppe zur Verfügung. Global Denken und lokal Handeln wird bei Teknos wirklich gelebt, deswegen sehe ich uns für die Zukunft gut gerüstet."

Über Teknos

Teknos ist einer der führenden europäischen Hersteller von industriellen Beschichtungen und hält in einer Reihe von Märkten auch eine starke Position im Bereich Handels- und Bautenfarben. Das Unternehmen produziert in sieben Ländern, darunter Finnland, Schweden, Dänemark und Deutschland, und ist mit 14 Vertriebsniederlassungen und einem etablierten Vertriebspartnernetz in mehr als zwanzig Ländern aktiv. Teknos beschäftigt ca. 1000 Mitarbeiter. Der Gruppenumsatz liegt bei ca. 250 Mio. Euro. Teknos wurde 1948 gegründet und ist eines der größten finnischen Unternehmen in Familienbesitz.

www.teknos.de  +++

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