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Die Einwohner von Steinau demonstrieren gegen das geplante Loch in der Lärmschutzwand. - Fotos: Anne Baumann

Erholung auf dem Balkon ist für die Anwohner nicht mehr möglich.

02.07.13 - PETERSBERG

Schlechter Schildbürgerstreich? Bewohner demonstrieren gegen Bahnlärm

„Wenn wir im Sommer auf dem Balkon sitzen und unsere Enkelkinder spielen im Garten, dann sagen die nach ein paar Minuten: Oma, lass uns lieber reingehen." Gisela Müller ist eine rüstige Rentnerin von 65 Jahren, die mit ihrem Mann schon seit 1982 in Petersberg-Steinau wohnt. Eigentlich war sie dort immer glücklich. Das hat sich aber in den letzten Jahren geändert. Bis zu 75 Dezibel Lärmpegel muss das Ehepaar täglich ertragen, denn nur wenige hundert Meter von ihrem Haus entfernt düst alle fünf Minuten ein Güterzug über die Schienen. Die deutsche Bahn wird im Jahr 2015 zwischen Fulda und Hünfeld eine 2,8 Kilometer lange Schallschutzwand errichten, die aus den Mitteln des Bundes finanziert wird. In der Höhe von Steinau bleibt ein rund 500 Meter langes Teilstück frei, von dem auch das Ehepaar Müller betroffen sein wird. Sie und rund 40 andere betroffene Anwohner fanden sich am Dienstagvormittag zusammen, um gegen die Lücke der Schallschutzwand zu demonstrieren.

Rund 600 Einwohner müssen aktuell den täglichen Lärm ertragen. Durch das Loch in der Schallschutzwand kommen aber mehr Betroffene hinzu, da sich der Lärm auch seitlich ausbreitet. Das Sanierungsprogramm der Bahn sieht Schallschutzmaßnahmen entlang allen Strecken vor, die mit mehr als 60 Dezibel betroffen sind. Obwohl der Güterverkehr bei Steinau laut Berechnungen der Bahn einen Lärmpegel von 75 Dezibel aufweist, behauptet die Bahn, das sei nicht laut genug, um den Bau einer Lärmschutzwand zu rechtfertigen. Die Bahnstrecke ist bereits jetzt mit 122 Prozent mehr als ausgelastet und eine starke Zunahme des Güterverkehrs wird prognostiziert. Das deutsche Unternehmen beruft sich auf das Bundes-Immissionsschutzgesetz, nach dem nur die Bewohner von Immobilien schützenswert sind, die vor 1974 errichtet wurden.

Der Petersberger Bürgermeister Karl-Josef Schwiddessen sieht die Sache etwas differenziert: „Die Bahn kann nichts dafür. Als die ersten Baupläne für Bahnstrecke und Häuser erstellt wurden, zeigten sich die Unternehmer sehr kooperativ." Gefragt sei stattdessen der Bund, der flexibler auf solche Vorgänge reagieren müsse. So habe die Gemeinde bereits Bundes- und Landtagsabgeordnete angeschrieben und hoffe nun auf Reaktionen. „Das Mindeste wäre, dass man den Bürgern Schallschutzfenster anbietet und dann nach weiteren Lösungen sucht."

Für die Müllers bringt all das momentan noch nichts. „Wir haben uns dreifach Verglasungen angeschafft und trotzdem hört man die Züge rauschen. Im Sommer können wir nicht mal dran denken, Fenster und Türen zu öffnen oder draußen zu telefonieren. Da wohnen wir schon außerhalb der Stadt und haben eine tolle Terrasse, aber das nützt uns gar nichts. Manchmal kommt mir das alles vor, wie ein schlechter Schildbürgerstreich." Die Müllers werden weiter gegen die Planungen von Bund und Bahn ankämpfen. Ob sie gehört werden, kann nur die Zukunft zeigen. (ba) +++


Die Bewohner wollen mit Versammlungen, Demos und Plakaten auf sich aufmerksam machen.

Gisela Müller und ihr Mann machen sich stark gegen den Bahnlärm.


Antonius Müller gehört zum Gründer der "IG Schallschutzwand".

Hier brettern täglich etliche Güterzüge entlang mit einem Lärmpegel von bis zu 60 Dezibel.



An dieser Stelle mit einer Breite von 500 Metern soll die Schallschutzwand fehlen.


Bürgermeister Schwiddessen versucht, zwischen Bund, Bahn und Bürgern zu vermitteln und die Interessen der Anwohner zu vertreten.

Das Medieninteresse ist mittlerweile groß.




Was hier nach idyllischem Landleben aussieht...

... beneinen die Bewohner mit Transparenten, wie: Lärm macht krank!"

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