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Ein Großaufgebot von Rettungskräften sammelte sich am vergangenen Donnerstag vor dem "Wellnessbad Kaskade" ... - Foto (1): Anna Medlin

19.12.11 - GERSFELD

Wenn Retter "Hand in Hand" arbeiten - Chlorgas-Unfall & Einsatzpläne

Nach dem "Chlorgas-Unglück" am vergangenen Donnerstag im Hallenbad "Kaskade" in der Rhönstadt Gersfeld (Kreis Fulda) gibt es eine gute Nachricht: alle betroffenen Kinder sind wieder zu Hause und das offenbar ohne bleibende gesundheitliche Schäden. In dem Wellnessbad war bei Wartungsarbeiten eine unbekannte Menge des giftigen Chlor-Gases ausgetreten ("osthessen-news" berichtete ausführlich darüber: http://www.osthessen-news.de/beitrag.php?id=1207355 ). Solche nicht alltäglichen Einsätze mit einem "Massenanfall von Verletzten" (ein feststehendes Einsatzstichwort) sind für die Verantwortlichen von Rettungsdienst, Katastrophenschutz sowie das Klinikum als Krankenhaus der Maximalversorgung immer Grund dafür, die bestehenden Abläufe zu überprüfen.

Markus Meiß und Michele Zinn von der DRK-Rettungswache Gersfeld und durch zufällige Umstände ein vierköpfiges Team der ehrenamtlichen Schnelleinsatzgruppe (SEG) Gersfeld waren die ersten Kräfte nach dem Alarm am Hallenbad. "Zwei Minuten nach der Alarmierung waren wir bereits mit zwei Rettungswagen vor Ort", berichtete Rettungsassistent Meiß, der zugleich auch Chef der Organisatorischen Leiter Rettungsdienst (OLRD) im Landkreis Fulda ist. Er verfügt über eine besondere Ausbildung, in deren Fokus die Koordination von Großschadensfällen mit mehreren Verletzten steht.

Einsätze mit Kindern sind für die Retter immer etwas Besonderes und auch dieses Mal gingen ihnen auf der kurzen Anfahrt viele Fragen durch den Kopf: Wie viele Kinder sind betroffen? Wie ist ihr Zustand? Welche Krankenhäuser kommen in Frage? Nicht nur Markus Meiß und sein Team waren erleichtert, denn alle Kinder waren glücklicherweise schon außerhalb des Gefahrenbereichs. Meiß verschaffte sich einen Überblick zur aktuellen Situation und gab einen Lagebericht an die Leitstelle Fulda zur Gesamtbeurteilung weiter. Aus allen Teilen des Landkreises Fulda sowie den unterfränkischen Nachbarkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen rollten Rettungswagen und Notärzte nach Gersfeld. In Notfällen gibt es keine Ländergrenzen - die Rettungsdienste helfen sich dann untereinander. Insgesamt waren elf Rettungswagen-Teams und vier Notärzte vor Ort eingesetzt. Eine Einsatzlage also, die den Rettungsdienst eines Kreises an seine Grenzen stoßen lässt. Denn: Parallel müssen schließlich auch "normale Notfälle" abgedeckt werden können.

Mit dem ADAC-Rettungshubschrauber "Christoph 28" aus Fulda war auch schnell der erste Notarzt vor Ort. Anästhesie-Oberarzt Dr. Arndt Köbler und Rettungsassistent Markus Meiß nahmen zeitnah Kontakt mit der Zentralen Notaufnahme des Klinikums Fulda auf um abzuklären, ob das 1.000-Betten-Klinikum mit angeschlossener Kinderklinik alle 23 Jungen und Mädchen aufnehmen könne. Alle Kinder klagten über Atemnot und hatten starken Husten. Noch vor Ort wurden Sauerstoff und Medikamente verabreicht - und der Zustand der meisten Patienten verbesserte sich. Kurze Zeit nach der ersten Kontaktaufnahme mit dem Klinikum Fulda gab Dr. Petra Zahn als Chefin der Notaufnahme "grünes Licht" und sprach im Nachhinein gegenüber "osthessen-news" von einem "super gelaufenen Einsatz". Zahn lobte vor allem die "gute Abstimmung" zwischen den medizinischen Verantwortlichen vor Ort, der Kinderklinik und ihrem Team.

"Da es sich bei den Betroffenen ausschließlich um Kinder handelte, war die Entscheidung, alle ins Klinikum Fulda zu fahren, absolut richtig - bei anderen Lagen hätte man die Patienten sicherlich auch auf die anderen Häuser der Region verteilt", sagte Joachim Schrimpf, diensthabender OLRD während des Einsatzes in Gersfeld. Schrimpf, der auch Rettungsdienstleiter beim DRK Fulda ist, war mit dem Einsatzablauf ebenfalls sehr zufrieden und meinte im ON-Gespräch: "Die ersteintreffende Mannschaft hat vorbildlich reagiert". Mit Mannschaftsbussen von DRK und Feuerwehr sowie mit Rettungswagen kamen die Kinder nach Fulda. Die beiden Schockräume im Klinikum wurden in einen großen Behandlungsraum umfunktioniert - dort untersuchten vier Kinderärzte und die Chefärztin der Notaufnahme jedes Kind noch einmal. Die Abschlussbilanz: sieben Kinder mussten stationär über Nacht aufgenommen werden. Die anderen 16 wurden von ihren Eltern abgeholt und bekamen extra vorbereitete Informationsblätter des Klinikums zum Thema "Chlorgas" mit nach Hause.

Als "Krankenhaus der Maximalversorgung" ist das Klinikum Fulda rund um die Uhr auf die Versorgung von gleichzeitig mehreren Verletzten vorbereitet. "Wenn wir 20 bis 30 Minuten vor Eintreffen der Patienten Bescheid wissen, ist das gut - prinzipiell reichen aber auch wenige Minuten Vorbereitungszeit aus", erklärte Dr. Zahn und verwies darauf, dass vor allem tagsüber auf viele Fachkräfte aus Ärzteschaft und Pflege-Teams zurückgegriffen werden könne. Bei dem "Gersfelder Fall" sei der "normale Betrieb" in der Notaufnahme ungehindert weitergelaufen. Am Ende waren alle Beteiligten - und nicht zuletzt natürlich auch die Eltern - froh, dass der Einsatz glimpflich ausgegangen ist. (Christian P. Stadtfeld). +++

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