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Das Bild des Tages: die drei ehemaligen Staatsoberhäupter mit dem Symbol für 50.000 Euro...

Rund 7.000 Menschen kamen nach Rasdorf...
17.06.05 - Rasdorf
AKTUELL: "Point-Alpha-Preis" für KOHL, BUSH und GORBATSCHOW
Altkanzler Helmut Kohl (CDU), der frühere US-Präsident George Bush und der ehemalige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow sind am Freitag vor rund 7.000 Zuschauern für ihre Verdienste um die deutsche Wiedervereinigung mit dem «Point-Alpha-Preis» ausgezeichnet worden. Der vom Kuratorium Deutsche Einheit erstmals verliehene Preis ist mit jeweils 50.000 Euro dotiert. "Point Alpha" bei Rasdorf im Kreis Fulda an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze war die markanteste Beobachtungsstation der US-Streitkräfte in Europa, da von dort im Ernstfall ein Angriff der Truppen des Warschauer Paktes befürchtet wurde. Heute befindet sich auf dem Areal eine Mahn- und Gedenkstätte.
Wenn sich ein Russe, ein Amerikaner und ein Deutscher treffen...dann aus einem ganz besonderen Anlass. So wie heute. George Bush senior, Michael Gorbatschow und Helmut Kohl gaben sich in Rasdorf die Ehre. Am „ehemals heißesten Punkt im Kalten Krieg“, auf Point Alpha, wurden die einstigen Staatsmänner für ihre Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas mit dem „Point-Alpha-Preis geehrt. Der vom Kuratorium Deutsche Einheit erstmals verliehene Preis ist mit jeweils 50.000 Euro dotiert. Tausende jubelten „den Männern, die Geschichte schrieben“ zu. Älter, noch weiser und gelassener standen diese nebeneinander auf der Bühne. Vertraut im Umgang miteinander - in erklärter freundschaftlicher Verbundenheit. Sehr geehrt fühlten sie sich, ob der hohen Auszeichnung und der Dankbarkeit, die Festredner und Publikum zum Ausdruck brachten.
An einem geschichtsträchtigen Ort und einem nicht minder historischen Datum erinnerten sich Politiker und Laudatoren aus den alten und neuen Bundesländern an „damals“. An die Zeit des eisernen Vorhangs. Die Zeit der Mauer, an der mehr als 1.000 Fluchtversuche tödlich endeten. An das „Wunder von 1989“, den Mauerfall. Und dankten den Männern, die eine friedliche Revolution und die Einheit Deutschlands möglich machten. Der amerikanische Präsident Bush hätte in der westlichen Welt eine beispielhafte Überzeugungsarbeit für die deutsche Einheit geleistet, hieß es.
Ohne die Politik von Glasnost und Perestroika, ohne Michael Gorbatschow und sein Umsteuern nach jahrzehntelanger kommunistischer Diktatur hätte es die deutsche Einheit nicht gegeben. Bundeskanzler Helmut Kohl hätte es verstanden, durch Grundsatztreue und Beharrlichkeit, durch eine langjährige Politik der Vertrauensbildung und durch seine persönliche Freundschaft mit Gorbatschow und Bush eine Basis gegenseitiger Verlässlichkeit zu schaffen, auf der der 2-plus-4-Prozess und die Einheit möglich wurden, hieß es weiter.
Die Präsidentin des Kuratoriums, die Vorsitzende der CDU-Fraktion im Thüringer Landtag, Christine Lieberknecht, würdigte die drei Politiker, die mit ihrem Mut und ihrer Weitsicht die deutsche Einheit mehr als alle anderen vorangetrieben hätten.
Der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) bezeichnete die drei Politiker als Staatsmänner, die in einer historisch einmaligen Situation mutig und verantwortungsbewusst gehandelt hätten.
Der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) erinnerte an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR. Er sei ein wichtiges Signal gewesen, das den Freiheitswillen der Menschen im Osten Deutschlands verkündet habe. Mit der friedlichen Revolution von 1989 sei der Aufstand vollendet worden.
Und auch die Laudatoren fanden anerkennende Worte: Von „einem diplomatischen Coups erster Klasse“ sprach Historiker Hermann Schäfer, Präsident der Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“. Dirigent Justus Frantz erklärte: “Sie haben das Leben jedes einzelnen verändert. So eine Chance zu haben und dabei nicht zu versagen, ist eine unglaubliche Leistung.“ Und Eisschnellläuferin Gunda Niemann-Stirnemann ist überzeugt: „Die Preisträger haben uns Flügel verliehen.“ (DORIT GUTOWSKI) +++
HINTERGRUND: Der Grenzstandort "Oberservation Point Alpha" / OP Alpha) galt nach militärischer Einschätzung als gefährlichster Ort im Kalten Krieg. "Point Alpha" war auch der am stärksten frequentierte Kontrollposten mit einer Belegungszahl von zeitweise bis zu 200 Soldaten. Er liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Rasdorf im Kreis Fulda und in direkter Nachbarschaft zu Geisa (Wartburgkreis), der früher am weitesten westlich gelegenen Stadt des Ostblocks. Dank der Initiative eines engagierten Vereins und jahrelanger intensiver Bemühungen von politisch und historisch interessierten Bürgern lädt heute "Point Alpha" zur Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte ein. Der einstige Beobachtungsposten ist nun vielbesuchtes Grenzmuseum und Mahnstätte.
AM RANDE BEMERKT Der Preis, den die drei Staatsmänner heute erhielten, ist eine etwa 30 Zentimeter hohe Kristallnachbildung des Denkmals der Teilung und Wiedervereinigung an der heutigen Gedenkstätte Point Alpha. Am unteren Ende waren die Namen der Preisträger eingraviert.
Ein ganz eigenes Symbol für die Freiheit beschloss die Veranstaltung unter freiem, aber trübem Himmel. Horst Niesters von der Greifvogelstation Hellenthal ließ drei Adler im freien Flug auf die Bühne gleiten - George Bush hielt einen Weißen Seekopfadler auf dem Arm, Michail Gorbatschow einen europäischen Seeadler und Helmut Kohl das deutsche Wappentier.
Das Kuratorium Deutsche Einheit - es war vor zwei Jahren zum 50. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR gegründet worden und will vor allem dem Vergessen entgegenwirken - hat in diesem Jahr zum ersten Mal den mit 50.000 Euro dotierten Point-Alpha-Preis verliehen. Dem Kuratorium gehören 15 Persönlichkeiten aus ganz Deutschland an, unter ihnen die Theologin Christine Lieberknecht, der Chefredakteur der Südthüringer Zeitung Berthold Dücker (Vize-Präsident) sowie die Bischöfe Martin Hein (Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck) und Joachim Wanke (Katholisches Bistum Erfurt). Ausgezeichnet werden mit dem Preis "Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas in Frieden und Freiheit". Die Sponsorengelder für den Preis kommen von Firmen wie der DaimlerChrysler AG, der Sparkassen-Finanzgruppe Hessen-Thüringen, der Thüringer Energie AG (TEAG), der Kali und Salz AG und anderen. Der Point-Alpha-Preis soll künftig jedes Jahr vergeben werden.
RAHMENPROGRAMM Die heutige Verleihung des Point-Alpha-Preises war "eingebettet" in ein riesiges Rahmenprogramm - kulinarischer und kultureller Art. Kulinarisch wurden die hochkarätigen Preisträger und Gäste beim abschließenden Bankett verwöhnt von Eurotoques-Chefkoch Ingo Bockler, Hotel Hohenhaus/Herleshausen sowie Marcello Fabbri, Hotel Elephant/Weimar, Dieter Gerdes, Landhotel Gerdes/Wintzingerode, Andreas Gerlach, Restaurant Tandreas/Gießen, Christian Heumader, Romantik Hotel Sächsischer Hof/Meiningen, Matthias Kaiser, Art de Cuisine/Erfurt, Ulrich Rösch, Weinrestaurant Turmschänke/Eisenach, Andreas Scholz, Grand Hotel Russischer Hof/Weimar sowie Bernd Siener vom Restaurant Bel Etage/Marburg.
Diese Köche aus Thüringen und Hessen boten Spezialitäten an, darunter Wachtelei auf Spinat und Sauerbraten. Insgesamt konnten die Gäste unter 18 Kreationen wählen wie etwa geschmorte Ochsenbacke mit Burgundersauce, Zwiebelconfit und Graupenrisotto, dazu als Nachspeise etwa Ziegenfrischkäse mit Lindenblütenhonig und Walnüssen. Dies alles bekam man zum günstigen Preis von 3.50 Euro - Getränke kosteten 1 Euro - auf einem eigens zum Anlass von der Weimarer Porzellanmanufaktur gefertigten Teller an, den man für 1 Euro mit nach Hause nehmen durfte.
Bekannte Stars aus Ost und West gab es nach dem offiziellen Teil - präsentiert von MDR 1 RADIO THÜRINGEN und das MDR THÜRINGEN JOURNAL - eine Unterhaltungsshow. Los ging es verspätet nach 14.00 Uhr mit dem MDR Moderator Mathias Kaiser. Auf der Bühne standen unter anderem die Ost-Band Karat und das West-Duo Wildecker Herzbuben. Bis 1989 lebten die Herzbuben direkt an der Grenze. Außerdem im Programm: Ute Freudenberg. Die ostdeutsche Sängerin ging 1984 nach einem Auftritt in Hamburg in den Westen. 1996 kehrte sie nach Thüringen zurück. Nicht zu vergessen: aus Fulda kamen "Targe of Gordon" - die schottische Drums & Pipe – Band. +++



Helmut Kohl (2.v.r.) brachte seine neue 41-jährige Lebensgefährtin Maike Richter (links)mit.

Das ist der "Point-Alpha-Preis", der jährlich verliehen wird..

Grenzmuseums-Vereinsvorsitzender Berthold Dücker (Mitte) begrüßt Kohl und Bush.