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17.03.06 - Fulda
"Versprechen nicht gehalten" - Dr. Reinhard ERÖS als Aufbauhelfer in Afghanistan
Dr. Reinhard Erös, Mediziner und ehemaliger Bundeswehroffizier, nimmt kein Blatt vor den Mund. Das Versprechen, Afghanistan nach dem Abzug der Thaliban zu einem Musterländchen aufzubauen, sei Schall und Rauch gewesen. Statt in Land und Menschen zu investieren, seien die Mittel der Amerikaner in den Irak-Krieg geflossen. Während seines Vortrags vor Mitgliedern und Gästen der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik (GFW) und der Gesellschaft katholischer Publizisten (GKP) sowie des Kreisverbandes Osthessen der Reservisten im Fuldaer Felsenkeller machte Erös keinen Hehl aus seiner Distanz zu den Amerikanern. „Sie sind kein Teil der Lösung, sondern ein Teil des Problems“. Überall, wo die Amerikaner in Afghanistan sind, gebe es Unruhe. Das Vertrauen in die US-Soldaten sei „längst weg“. Dass der größte amerikanische Militärflughafen Mittelasiens in Afghanistan gebaut werde, verstärke das Misstrauen der Afghanen. Deshalb glaubt Erös auch, dass der Abzug der Amerikaner für die Afghanen ein „D-Day“ wäre.
In diesem entstandenen Hilfsvakuum engagiert sich Reinhard Erös mit seiner Kinderhilfe. Gemeinsam mit seiner Familie und nur 8 festangestellten afghanischen Helfern baut er Bildungseinrichtungen auf. Nicht ohne Stolz spricht Erös von seinem Team als der derzeit größten europäischen Hilfsorganisation, die in Afghanistan arbeitet. Im Osten des Landes baut die Kinderhilfe Schulen. In Dschalalabad entsteht eine Einrichtung für rund 4.000 Mädchen. Im Gegensatz zu anderen Hilfsorganisationen kommen die Spenden, die Erös zusammenbringt, den verschiedenen Projekten wegen des minimalen Verwaltungsaufwandes fast komplett zugute. 70 % der Spenden anderer Hilfsorganisationen in Afghanistan fließen in die Bezahlung der Aufbauhelfer. Und selbst vom verbleibenden 30%igen Rest „kommt nur ein Bruchteil an“, kritisiert der Mediziner und engagierte Aufbauhelfer. Folge all dieser Faktoren: Der Aufbau des Landes lässt immer mehr nach. +++