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28.05.10 - Region

BI kritisiert Informationspolitik der Mobilfunkbetreibern: "Bürgertäuschung"

„Die Mobilfunkbetreiber versuchen erneut, bestehende Gesundheitsgefahren zu verharmlosen und die Bevölkerung zu täuschen. Geld geht erneut vor Gesundheit.“ kommentiert die Bürgerwelle Rhön das vor kurzem veröffentlichte Ergebnis einer Interphone-Studie zur Krebsgefahr durch Handynutzung, die von der Mobilfunkindustrie mitfinanziert wurde. Das Vorgehen der Betreiber sei nahezu identische mit dem der Tabakindustrie vor 20 Jahren. Auch diese hatte Gesundheitsgefahren durch Rauchen strikt bestritten, heute sei sie gezwungen den Hinweis „Rauchen kann tödlich sein.“ auf ihren Verkaufsverpackungen abzudrucken. Das Bundesamt für Strahlenschutz widersprach der Entwarnung durch die Industrie ausdrücklich: "Zu Auswirkungen intensiver Handy-Nutzung sowie der Wirkung auf Kinder sind weitere Untersuchungen dringend erforderlich."

Entgegen der Behauptung der Mobilfunkindustrie zeigt die Studie laut Aussage unabhängiger Fachleute ein erhöhtes Gesundheitsrisiko insbesondere für Kinder und jugendliche Handynutzer. Umweltschützer und Mediziner kritisieren sogar, die Studie rede das Krebsrisiko bewusst klein und ignoriere Zweifel an ihrem Endergebnis, wonach es keine Anzeichen für Krebsrisiken gebe. Der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND fordert vom Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) und dem Bundesamt für Strahlenschutz, den in der Studie angedeuteten Risiken nachzugehen. Der Gebrauch von Handys durch Kinder müsse eingeschränkt werden, fordert der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Der Staat müsse industrieunabhängige Informationen zur Strahlung vorlegen und vor möglichen Folgen warnen.

"Die Studie ist wie viele Vorgänger bereits so angelegt, dass sie keine stichhaltigen Ergebnisse bringt", sagt der Ingenieur Bernd Rainer Müller, der das Thema Mobilfunk für den BUND seit 15 Jahren bearbeitet. So seien als "regelmäßige Nutzer" alle eingestuft, die einmal pro Woche mobil telefonieren. Sogar die an der Interphone-Studie beteiligten Forscher räumen ein, dass heute eine Nutzung von einer Stunde pro Tag und auch mehr üblich ist. Deshalb bemängelt der BUND, dass unter 18-Jährige gar nicht berücksichtigt wurden. Dabei legten Studien für diese Gruppe eine höhere Anfälligkeit für Schäden durch Strahlung nahe.

Dies sieht auch eine Gruppe aus 43 unabhängigen Biophysikern, Medizinern und Umweltrechtlern so. Es seien nur Handy-Nutzer im Alter von 30 bis 59 Jahren befragt worden, obwohl Studien ein deutlich erhöhtes Tumorrisiko bei 20- bis 29-Jährigen zeigten. Zudem listet diese Fachgruppe elf schwere Mängel im Studienaufbau auf. So seien in der Kontrollgruppe zu wenige Nicht-Mobilfunknutzer gewesen und verstorbene oder zu kranke Krebspatienten wurden nicht einbezogen. Das Ergebnis sei wegen der Finanzierung durch die Handy-Branche verfälscht: Unter den 30 Prozent aller Interphone-Untersuchungen, bei denen Industriegeld floss, fanden nur 8,3 Prozent einen Effekt. Unter den unabhängigen lag die Quote bei 47,5 Prozent. Zudem gehe die Medizin heute von einer Krebs-Latenzzeit von etwa 30 Jahren aus, Schlüsse nach zehn Jahren seien verfrüht.+++

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