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Alt-Bundeskanzler Schmidt bei seiner Dankesrede auf Point Alpha um 11:45 Uhr... - Fotos: Hendrik Urbin / Christian P. Stadtfeld

Um 11:35 Uhr .. in Rasdorf wird der Point Alpha-Preis an Helmut Schmidt überreicht...

17.06.10 - POINT ALPHA

"Großer Bahnhof" heute in der Gedenk- und Mahnstätte Point Alpha zwischen dem osthessischen Rasdorf und dem südthüringischen Geisa: der "Point-Alpha-Preis", mit dem persönliche "Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas in Frieden und Freiheit" gewürdigt werden, ist um 11:35 Uhr in Anwesenheit mehrerer tausend Besucher verliehen worden. In diesem Jahr erhielt ein Mann den Preis, der im Oktober 1982 die "große politische Bühne" der Bundesrepublik verließ - und heute, im Alter von 91 Jahren so präsent und gefragt ist wie kaum ein anderer früherer Staatsmann: Helmut Schmidt. Der ehemalige Bundeskanzler (1974 - 1982) erhielt die Auszeichnung vom Kuratorium Deutsche Einheit - so heißt es zu der Entscheidung - "gleich in mehrfacher Hinsicht: Als visionärer Europäer, als standhafter Architekt des NATO-Doppelbeschlusses und für seine Rolle beim KSZE-Prozess." Die Ehrung ist mit einer Summe von 25.000 Euro verbunden.

Der Tag der Preisverleihung ist seit der Widmung der Ehrung 2005 traditionell ein geschichtsträchtiges Datum, das aber vor allem jungen Leuten kaum noch etwas sagt: am 17. Juni 1953 war es in Ost-Berlin zu einem Volksaufstand gekommen, der vom DDR-Regime gewaltsam niedergeschlagen wurde. Von 1954 bis zur vollzogenen Wiedervereinigung 1990 wurde an diesem gesetzlichen Feiertag der "Tag der deutschen Einheit" begangen.

Helmut Schmidt bahnte NATO-Doppelbeschluss und verstärkte Verständigung

In diesem Jahr wird mit dem Altbundeskanzler und Sozialdemokraten Helmut Schmidt ein Mann geehrt, der als Nachfolger von Wili Brandt und "Chef" der sozialliberalen Koalition in Bonn 1979 bei einem Gipfeltreffen am Jahresanfang mit den Staatschefs der USA, Frankreichs und Grossbritanniens eine Entscheidung für den NATO-Doppelbeschluss erzielen konnte. Im selben Jahr wurde der Doppelbeschluss, der in Teilen der SPD heftig kritisiert worden war, offizielles NATO-Konzept. Diese Strategie sah vor, mit der Sowjetunion einerseits über den Abbau der atomaren Mittelstreckenraketen - die Europa bedrohten - zu verhandeln. Andererseits aber sollten die USA bei einem Scheitern der Gespräche nach dem Ablauf von vier Jahren ebenfalls atomare Mittelstreckenrakenten in Europa stationieren. Der Protest gegen diese Nachrüstung führte in der Bundesrepublik zu einem Erstarken der Friedensbewegung, aus deren Reihen auch viele Gründer der Partei "Die Grünen" kamen.

Doch auch für seine Rolle im Rahmen der "Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa" (KSZE) wird Helmut Schmidt ausgezeichnet. 1975 war nach zweijährigen Verhandlungen in Genf die KSZE-Schlussakte in Helsiniki unterzeichnet worden: in dieser Absichtserklärung verpflichteten sich die unterzeichnenden Staaten zur Unverletzlichkeit der Grenzen, friedlichen Regelung von Streitfällen, Nichteinmischung in innere Angelegenheiten anderer Staaten sowie zur Wahrung der Menschenrechte und Grundfreiheiten. Die Bundesrepublik Deutschland und die DDR nahmen gleichberechtigt an der Konferenz teil; weil die DDR doch auch nach Unterzeichnung ihren Bürgern die Menschenrechte nicht gewährte, lehnte im Bundestag die CDU/CSU-Opposition die KSZE ab. Im Jahr 1975 hatte Schmidt auch mit dem französischen Präsidenten Valéry Giscard d'Estaing regelmäßige Treffen der wichtigsten Wirtschaftsnationen bnegründet, die Grundlage der "Weltwirtschaftsgipfel".

"Unruhestand": Vorträge, Bücher, Stiftung und Einmischen als "Elder Statesman"

1986 hielt Helmut Schmidt seine Abschiedsrede im Deuschen Bundestag, aus dem er 1987 ausschied. Doch der damals 68-Jährige ist in den folgenden Jahren in einem aktiven "Unruhestand": er ist erst Geschäftsführer, später Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit", gründet mit dem französischen Staatschef einen Ausschuss für die Europäische Währungsunion, unterstützt die Bemühungen zur Errichtung einer Europäischen Zentralbank, schreibt Bücher, gründet die Nationalstiftung in Weimar oder unterzeichnet 2003 mit 16 anderen ehemaligen Spitzenpolitiikern aus Europa einen "Offenen Brief", der nach dem Irak- Krieg zur Einigkeit mit den USA aufruft.

Dutzendweise erhielt Schmidt nationale und internationale Auszeichnungen; zuletzt ehrte 2007 die "American Academy" Helmut Schmidt als Publizist für seine gewichtige Rolle in der transatlantischen Kommunikation und verleiht ihn den erstmals ausgelobten "Henry-Kissinger-Preis":

Enges "Zeitkorsett" und Unsicherheit über hochrangige Ehrengäste

"Turbulente Tage zwischen Hoffen und Bangen" hatte die Direktorin der Point-Alpha-Stiftung, Uta Thofern, hinter sich, bis klar war, dass Helmut Schmidts Gesundheitszustand sein Kommen ermöglicht. Die Preisverleihung im ehemaligen US-Camp – also auf der hessischen Seite der Gedenkstätte – beginnt pünktlich um 11 Uhr, weil der MDR die Veranstaltung live übertragen wird. Auch der Privatsender Sat 1 hat zugesagt. Zur Begrüßung spricht die Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU), die zugleich Präsidentin des Kuratoriums Deutsche Einheit ist.

Als Laudator im Grenzmuseum Point Alpha bei Geisa im Wartburgkreis wird der Theologe und frühere SPD-Politiker Richard Schröder erwartet. Viel Zeit lässt das Protokoll Schmidt nicht, das machte Uta Thofern klar. Dennoch wird sich der Altkanzler in einer "Erwiderung" für den Preis bedanken und ein Gespräch mit der früheren Radio- und Fernsehjournalistin Thofern führen. Dabei wird es sicherlich auch spannend sein zu erfahren, wie der „visionäre Europäer“ die derzeitige Krise des Euro und der Europäischen Gemeinschaft beurteilt.

Zur heutigen Preisverleihung sind mehr als 1.000 Ehrengäste geladen - vom Bundespräsidenten über die Bundeskanzlerin und die beiden Landesregierungen bis hin zu Vertretern von Kirchen und DDR-Bürgerrechtsbewegungen. doch abgesehen von der - gleichzeitig in Berlin stattfindenden - Gedenkveranstaltung zum 17. Juni ist auch fraglich, ob der Bundesratspräsident Jens Böhrnsen - als derzeitiger "Vertreter" des zurückgetretenen Bundespräsidenten - Zeit hat und ob Bundeskanzlerin Angela Merkel angesichts der Probleme in der Koalition der Sinn nach einer solchen Feierstunde steht.

Der - mit 25.000 Euro dotierte - "Point-Alpha-Preis" wurde erstmals 2005 an den früheren US-Präsidenten George Bush, den ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow und Altbundeskanzler Helmut Kohl (CDU) vergeben. Er erinnert an den einstigen Beobachtungsposten „Point Alpha“ der US-Streitkräfte in der Rhön zwischen Thüringen und Hessen. Weitere Preisträger bisher: der frühere tschechische Staatspräsident und ehemalige Bürgerrechtler Vaclav Havel (2008) und die gesamte DDR-Bürgerbewegung (2009).

Dem Kuratorium Deutsche Einheit gehören 15 Persönlichkeiten aus ganz Deutschland an, darunter neben Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) als Präsidentin der langjährige Chefredakteur der „Südthüringer Zeitung“, Berthold Dücker, sowie Bischof Martin Hein von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und der katholische Bischof Joachim Wanke aus Erfurt. +++


Das ist er - der Point-Alpha-Preis ...


Mehrere tausend Menschen sind zu diesem Ereignis gekommen....



Der mdr überträgt LIVE aus Rasdorf ...

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