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08.02.11 - Bad Königshofen
Erstes Regionalgeld Unterfrankens: „Grabfelder“ kommt im Februar 2012
Das Regionalgeld „Grabfelder“ wird im Februar 2012 im Altlandkreis Königshofen, im Grabfeld, eingeführt. Es ist das erste Regionalgeld Unterfrankens. Das beschlossen die Mitglieder des Vereins „Der Grabfelder“ am Montagabend in Bad Königshofen. Der Grabfelder orientiert sich an der „Buchone“ im Fuldaer Raum und hier wird auch eine Kooperation mit der Regionalgeld Initiative in Fulda eingegangen, sagte der Vereinsvorsitzende Peter Picciani. Überlegungen gehen weiter dahin, daß mit dem „Grabfelder“ auch mit Bionade Ostheim und der Dachmarke Rhön zusammengearbeitet wird. Dann könnten auch diese heimischen Produkte mit dem Regionalgeld bezahlt werden. Der Grabfelder soll in einer Erstauflage von 50.000 in der Bundesdruckerei gedruckt werden. 20 Geschäfte und 200 Kunden müssen zuvor ihre Zusage geben, dass sie den "Grabfelder" als Regionalgeld annehmen.
Mit dem „Grabfelder“ will man die heimische Wirtschaft stärken. Mit ihm können regionale Produkte vom Brot über Mehl bis hin zu Nudeln, Getränken, Obst, Gemüse und vieles mehr gekauft werden. Der Grabfelder ist ein eurogedecktes System, das über Vereine und soziale Institutionen ausgegeben wird. Ein Grabfelder ist einen Euro wert. Bei der Zusammenkunft im Hotel Schlundhaus in Bad Königshofen stellte Peter Picciani zunächst drei verschiedene Regionalgelder vor: Den Chiemgauer, die Havelblüte und die Buchone. Um das Regionalgeld „Grabfelder“ auf den Markt zu bringen sei ein Konzept notwenig, womit wiederum Geschäftspartner und Kunden überzeugt werden sollen. Auf dem Sektor „Regionalgeld“ geschieht zur Zeit weltweit sehr viel, sagte der Vorsitzende. Ein besonders Beispiel gibt es in Österreich, wo in einer Region schon 2.600 Filialen für Regionalgeld eingerichtet sind und man auch mit einer Scheckkarte bezahlen kann. Das Hauptanliegen des Regionalgeldes: Es muss sich tragen, sagte Picciani.
Zum Bild: Im Gewölbekeller des Hotel Schlundhaus in Bad Königshofen stellte Peter Picciani, Vorsitzender des Vereins „Der Grabfelder“ verschiedene Regionalgeld-Varianten vor. Foto: Friedrich
So sei die „Havelblüte“ ein leistungsgedecktes Regionalgeld, das nicht durch den Euro abgedeckt ist. Es ist, so hat Peter Picciani herausgefunden, aber das Teuerste, da die Umlaufgebühr pro Jahr acht Prozent beträgt. Außerdem sei die Handhabung der Havelblüte teils umständlich. So muss es zum Beispiel alle viertel Jahr durch eine Wertmarke, die man kauft, wieder aktiviert werden. Wird ein Überschuss erwirtschaftet, geht dieser an Vereine und soziale Einrichtungen. Das System der „Havelblüte“ war für Peter Picciani allerdings nicht überzeugend. Eher das schon der „Chiemgauer“ ein eurogedecktes System. Es wird über Vereine an die Kunden ausgegeben. Ein Euro ist ein „Chiemgauer“. Das Euro-Geld wird bei einer Bank hinterlegt und dient der Absicherung des Regionalgeldes. Auch hier beträgt die Umlaufgebühr acht Prozent, eine Rückstausgebühr beträgt fünf Prozent. Damit werden die Kosten gedeckt. Beim Chiemgauer übernehmen örtliche Vereine die Ausgabestellen, dafür bekommt der Verein einen Bonus von fünf Prozent. Der Verbraucher allerdings hat keinen Vorteil.
Ein ganz anderes System ist die „Buchone“ der Regionalgeld Initiative in Fulda. Entwickelt wurde sie von Martin Uebelacker. Buchone deshalb, da die Rhön früher „Buchonien“ hieß, ein Hinweis auf Buchenwälder. Uebelacker ging es darum, daß das System einfach und kostengünstig ist. Es ist ebenfalls eurogedeckt, die Umlaufgebühr liegt bei fünf Prozent. Der Kunde, der Regionalgeld kauft, bekommt einen Bonus von 6 Prozent Damit hat er mehr Regionalgeld als Euros in der Tasche. Die Buchone gilt ein Jahr und der Umtausch am Jahresende oder während des Jahres kostet fünf Prozent. Es ist damit das billigste und attraktivste System. „Ein System, das ich favorisieren würde,“ sagte Peter Picciani. Es werden keine Marke geklebt, sondern das Regionalgeld hat eine Jahreszahl. Damit entstehen dem Kunden keine Kosten. Dem Geschäftsinhaber, der Regionalgeld hat, entstehen nur Kosten, „wenn er es nicht losbringt.“ Das wiederum ist „der Hebel für die Dynamik“. Schließlich soll die regionale Wirtschaft durch das Regionalgeld gestärkt werden. (hf) +++