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- Fotos: Max Colin Heydenreich

18.10.06 - Schotten

"...und Sohn MARVIN mit in den Tod genommen" - Abschiedsbrief der Mutter

ungültige ID

Trotz intensivierter Suche gibt es auch heute keine Spur des verschwundenen Marvin Appel aus Schotten. Seit heute Morgen sind auch Polizeitaucher im Sucheinsatz nach dem Sechsjährigen, der eventuell mit in dem am gestrigen Dienstagmorgen verunglückten Wagen seiner Mutter Birgit Appel saß ("Osthessen-News" berichtete ausführlich gestern). Ein Trupp Taucher hat heute Morgen begonnen, in der Nähe des Wohnortes Sichenhausen auch die örtlichen Fischteiche und Seen zu durchsuchen. "Wir müssen alle Möglichkeiten ausschließen", sagte ein Sprecher der Polizei. Die allgemeine Suche mit vielen freiwilligen Helfern - von bis zu 300 ist die Rede - wurde heute früh um 09.00 Uhr in den 2. Tag gestartet.

In dem kleinen 300-Seelen-Ort im Vogelsbergkreis sieht man zur Zeit mehr Polizei und Feuerwehrleute als Einwohner. In der improvisierten Polizeizentrale stärken sich durchgefrorenen Suchtrupps, ehe sie zum erneuten Einsatz aufbrechen. Alle Suchaktivitäten waren in der Nacht unterbrochen worden, weil die Helfer mit ihren Kräften am Ende waren und bei Dunkelheit kaum Chancen auf Erfolg bestanden. Die Suche in den ortsnahen Seen und Teichen gehört zur Routine bei der Vermisstensuche. Es gibt aktuell keinen Hinweis darauf, dass der vermisste Sechsjährige sich hier in der Nähe aufgehalten hat. Trotz umfangreicher Medienberichterstattung sowie Lautsprecher-Durchsagen in den umliegenden Vogelsbergdörfern habe es auch aus der Bevölkerung bis jetzt "keinerlei Hinweise auf den Jungen gegeben", erklärte Polizeisprecherin Elvira Idt. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste hatten bis zum späten Abend stundenlang aber ohne Ergebnis um den Unfallort weiter nach dem Kind gesucht.

Spekulationen und Gerüchte - Abschiedsbrief gefunden

Die beiden Polizeisprecher vor Ort wollten sich am Vormittag noch nicht zu den Spekulationen und Gerüchten äußern, die im Dorf und unter den zahlreichen Fernsehteams und Medienvertretern kursieren. Demnach soll die tödlich verunglückte 41-Jährige einen Abschiedsbrief hinterlassen haben. Am Nachmittag dann brach die Polizei ihr Schweigen.

In einer gemeinsamen Presseerklärung von Polizeipräsidium Osthessen und Staatsanwaltschaft Gießen wurde die Existenz mehrere Abschiedsbriefe bestätigt. Wörtlich heißt es: "....im Haushalt der Verstorbenen wurden Abschiedsbriefe aufgefunden, die inzwischen unter Einbeziehung des Zentralen Psychologischen Dienstes der Hessischen Polizei mit aller gebotenen Vorsicht bewertet wurden. Auf der Grundlage dieser Bewertungen muss davon ausgegangen werden, dass die 41-Jährige sich mit Selbsttötungsabsichten trug und möglicherweise ihren Sohn mit in den Tod genommen hat. Auch aufgrund dieser aktuellen Sachlage setzt die Polizei ihre Ermittlungen in alle Richtungen fort. Besonders wichtig sind deshalb alle Informationen zum Verbleib des vermissten Marvin. Zur Klärung der näheren Todesumstände - insbesondere vor dem Hintergrund des Schicksals des kleinen Jungen - ordnete die Staatsanwaltschaft Gießen die Obduktion der 41-jährigen Mutter an, die für Donnerstagnachmittag terminiert ist."

Von der Polizei bestätigte Tatsache ist, dass der Wagen der Frau aus Schotten in einer lang gezogenen Linkskurve auf abschüssiger Straße zwischen Sichenhausen und Herchenhain von der Fahrbahn abgekommen war und sich mehrfach überschlagen hatte. Die Fahrerin war aus dem Auto geschleudert worden und bereits tot, als die Polizei am Unfallort eintraf. Unfallursache war nach Einschätzung der Ermittler überhöhte Geschwindigkeit. Erste Informationen, nach denen es an der Stelle überreift und glatt gewesen sei, konnte die Polizei nicht bestätigen.

Der genaue Zeitpunkt des Unfalls ist der Polizei zufolge jedoch unsicher. Gerüchte besagen, der Unfall habe sich bereits Stunden vor dem zufälligen Auffinden der Frau ereignet. Angeblich soll die 41-jährige Altenpflegerin zwischen vier und sechs Uhr morgens die eheliche Wohnung verlassen haben. Ob der Sechsjährige mit seiner Mutter in dem Fahrzeug gesessen hat, ist ungewiss. «Er ist wahrscheinlich am Morgen mit ihr losgefahren», erklärte die Polizei. Vater Ewald Appel hatte davon nichts mitgekommen und erst durch das Erscheinen der Polizei von dem Verschwinden seiner Frau mit Sohn erfahren. Von angeblichen Eheproblemen des Paares wollen manche etwas bemerkt haben, die den Reportern freimütig ihre Vermutungen ins Mikrofon sprechen. Die 15-jährige Schwester von Marvin soll einem Bericht der Nachbarn zufolge selbst an die Unfallstelle gekommen sein und dort einen Zusammenbruch erlitten haben. Über den derzeitigen Aufenthaltsort des Kindes weiß allerdings niemand etwas zu sagen.

Die intensive Suche nach Marvin war gestern Abend nach fast 15-stündiger Dauer abgebrochen worden. Mehr als 250 Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte hatten sich ebenso wie mehrere Rettungshundestaffeln und ein eigens aus Nürnberg herbeigeeilter Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera daran beteiligt. Die Feuerwehr hat zur Koordination der zahlreichen Helfer den Einsatzleitwagen ELW 2 aufgebaut. Für die meisten Menschen ist das Verschwinden des Kindes nicht nachvollziehbar - andererseits müsste sich bei der breiten Medienberichterstattung schon längst jemand gemeldet haben, sollte die Mutter das Kind vor dem Unfall "irgendwo" abgegeben haben. +++

















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