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01.05.08 - Fulda

Nach ICE-Unfall: Schafshaxe als "Gastro-Sonderaktion" in ICE-Bordrestaurants?

Wenn Sie das nebenstehende Flugblatt gelesen haben, werden Sie vielleicht denken: "Mann, die von der Bahn sind ja schnell!" So fixe Dienstleistungen zu erhalten - das ist man ja nicht immer gewohnt vom deutschen Schienenverkehrskonzern. Und das Angebot im ICE-Bordrestaurant ist mit seinen Standardgerichten Hühnerfrikassee, Gulaschsuppe, Rinderroulade "Hausfrauen Art", Bandnudeln mit Sauce Bolognese oder 6 Nürnberger Rostbratwürstchen eben auch nicht sonderlich einfallsreich. Die kulinarische Nutzung des Schafsfleisches erlebt ja seit Jahren eine Renaissance - und wird gerade auch in der Rhön hoch gelobt und viel gefördert.

Doch das spezielle, "zeitlich befristete" gastronomische Angebot von Schafshaxen und Wiener Schnitzel (vom Schaf) ist NATÜRLICH keine rasche Reaktion des Verkehrsdienstleisters auf den Tunnel-Unfall bei Kalbach am vergangenen Samstag. Und es gibt auch keine "wunderschönen Wollpullis" für die kalte Jahreszeit. Das Flugblatt ist ein "Fake", eine inhaltlich originelle und gestalterisch gut gemachte Fälschung, die derzeit per E-Mail im World Wide Web verbreitet wird und so auch die Redaktion von osthessen-news.de erreichte.

Allerdings ist dieser "Scherz" nicht ganz abwegig, denn auf der abgelaufenen April-Speisekarte fand sich tatsächlich "Geschmortes Lamm im eigenen Sud mit Ratatouille und Gratinkartoffeln" für 11.90 Euro.

Eventuell sind unter Ihnen, unseren Leserinnen und Lesern, nun aber empfindsame Zeitgenossen, die über diesen "designten virtuellen Scherz" nicht lachen oder wenigstens schmunzeln können und nun denken: "Das ist aber geschmacklos" oder "sowas gehört sich nicht". Dazu möchten wir folgendermaßen Position beziehen: selbstverständlich fühlen wir mit dem - vom Schicksal schwer gebeutelten - Schäfer und seiner Familie, ganz egal, wie die Frage nach Verantwortlichkeiten letztendlich ausgeht. Und natürlich haben wir auch Mitgefühl mit den Opfern des Zugunglückes, den bestimmt nicht nur körperlich Verletzten sondern auch psychisch Belasteten. Ebenso mit den beteiligten - und sicher geschockten - Bahnmitarbeitern im ICE. Doch bei aller Anteilnahme: der oder die Schöpfer des "Bahn-Flyers" wollten sicher niemanden verunglimpfen.

Wir meinen: auch heutzutage, in Zeiten oft strikt und hochmoralisch eingeforderter "politischer Korrektheit", muss man mit einer Portion Ironie ("...Tiere von unseren Mitarbeitern persönlich erlegt") ein solches Ereignis kreativ und phantasievoll kommentieren dürfen. Und künstlerisch, in der Tradition von politisch-kritischen Plakatkünstlern, ist diese Schöpfung zweifellos: basierend auf einem echten Ereignis, aber frech-formulierend und intelligent, haarscharf an der Realität vorbeischrammend.

Aber einen Grund zur Nachdenklichkeit enthält die "Sonderaktion" der Unbekannten für die Betrachter auch: das vermeintliche Bahn-Flugblatt ist so gut gemacht, dass man sich bei Fotos, Gedrucktem oder elektronischen Zusendungen viel öfter fragen sollte: Ist das wirklich echt? Muss ich alles glauben, was ich sehe? Vor allem bei Werbe-, Prominenten- und Modefotos ist die "optische Illusion" nämlich schon Standard(bearbeitungs)programm! (gw) +++

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