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- Fotos: Hendrik Urbin / Christian P. Stadtfeld

18.06.10 - RASDORF

Helmut Schmidt - einer der ganz großen Staatsmänner der deutschen Nachkriegsgeschichte kam am Donnerstag zur Gedenkstätte Point Alpha. Der 91-jährige Altbundeskanzler erhielt den Point Alpha-Preis. Rund 2.000 Menschen waren gekommen, um den Hanseaten zu sehen. Und sie waren alle bewegt von der beeindruckenden Rede Helmut Schmidts. Ganz staatsmännisch kam er kurz vor Veranstaltungsbeginn im schwarzen Mercedes vorgefahren - nachdem er zuvor in einem Fuldaer Hotel übernachtet hatte.

Begleitet von mehreren Dutzend Fotografen und Kamerateams kam er in die ehemalige Fahrzeughalle, um den Preis entgegen zu nehmen. Während seiner Rede herrschte Stille unter den zahlreichen Gästen. Hanseatisch nüchtern, jedoch prägnant und mit seinem unverwechselbaren, oft trockenen Humor ging Schmidt auf die Vorgeschichte zur deutschen Einheit ein.

Es war ein Genuss, Helmut Schmidt zu hören - eine ganz besondere "Geschichtsstunde", die viele Erinnerungen wach werden ließ und ebenso zu Gedanken über die politische Zukunft Deutschlands anregte. Substanz eben. Minutenlanger Applaus folgte und auch während des anschließenden Interviews mit Point-Alpha-Direktorin Uta Thofern erhielt Schmidt immer wieder Beifall für seine Aussagen - und er löste mit mancher Schlagfertigkeit große Heiterkeit in der Zuhörerschaft aus.

So variierte der Sozialdemokrat auf unnachahmliche Art einen seinen "berühmten" Aussprüche: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen, hat er 1980 über Willy Brandts Visionen im Bundestagswahlkampf gesagt. Ein politischer Ausspruch, der seit Jahrzehnten immer wieder gerne zitiert wird. Uta Thofern fragte im Gespräch den 91-Jährigen, wie das für ihn sei, nun als "Visionär" für ein vereintes Europa geehrt zu werden. "Visionen sind etwas für Philosophen und Theologen - oder Künstler. Ich bin bloß ein praktischer Politiker," sagte Schmidt lächelnd. Und erhielt riesigen Applaus für dieses Bekenntnis.

"Faszinierend, wie er gesprochen hat. Es war ein ganz großes Erlebnis, ihn zu sehen und zu hören", lauteten übereinstimmend die ersten Reaktionen zahlreicher Menschen, die vor der Fahrzeughalle die Preisverleihung verfolgten.

Und Helmut Schmidt schien es ebenso zu gefallen. Genüsslich steckte der Mann, der früher wegen seiner scharfzüngigen Reden "Schmidt Schnauze" genannt wurde, sich während der Gesprächsrunde eine Zigarette an, plauderte aus dem Nähkästchen ("Herr Honecker hatte genauso Angst vor den Scheiß-Raketen wie ich"), beschrieb lebhaft Ereignisse und Menschen, steckte sich die nächste Zigarette an ("Ich habe durchaus das Bedürfnis mich mitzuteilen. Wenn Sie das belehren nennen, habe ich nichts dagegen.").

Knapp zwei Stunden weilte Helmut Schmidt auf Point Alpha. Was davon bleibt, ist die Erkenntnis, eine große Gestalt der jüngeren deutschen Historie erlebt zu haben, einen beeindruckenden Angehörigen demokratischer Politik, wie es ihn heute kaum noch gibt: aufrecht, prinzipientreu, vernunftbetont, von scharfer Intelligenz, mitunter schneidend ehrlich, mit dem Respekt vor anderen Perspektiven, dabei selbstkritisch und mit Humor gesegnet. (hb / gw)

Sehen Sie auf VIDEO einen Zusammenschnitt des Gesprächs zwischen Helmut Schmidt und Uta Thofern (dazu oben auf den Button klicken), der zwar über 7 Minuten lang, aber ebenso interessant wie unterhaltsam ist. Einen weiteren Videobeitrag zur Point Alpha-Preisverleihung gibt es zudem unter folgendem Link: http://www.osthessen-tv.de/?Kunde=946&ID=6133 . +++










































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