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- Fotos: Patricia Kümpel

02.10.10 - RASDORF

Erinnerung an Opfer und Wegbereiter - Festakt zur Einheit auf Point Alpha

Bunte Blumen zu Füßen des Mahnmahls am Point Alpha in Rasdorf erinnern traditionell auch in diesem Jahr an die Opfer der deutschen Teilung. Mit Blumenkränzen, die heute im Beisein vom Landrat des Kreises Fulda Bernd Woide, dem Hessischen Staatsminister Axel Wintermeyer und dem Thüringer Justizminister Dr. Holger Poppenhäger von den Kyffhäuser Kameraden niedergelegt wurden, gedachte man gemeinsam mit zahlreichen Gästen nicht nur dem Jahrestag der Wiedervereinigung, sondern auch den Opfern des Kalten Krieges, die zum Beispiel an der Grenze ihr Leben ließen.

„20 Jahre Demokratie sind ein Grund zur Dankbarkeit und zum Feiern“, begrüßte die Direktorin der Point Alpha Stiftung Uta Thofern die Gäste während des anschließenden Festaktes im einstigen US-Camp des geschichtsträchtigen Ortes. Nicht nur sie, auch Axel Wintermeyer und Dr. Holger Poppenhäger wiesen in ihren Grußworten auf die große Bedeutung dieses historischen Ortes hin, der die Ereignisse vergangener Tage erfahrbar mache und so vor allem jungen Leuten die Geschichte näher vor Augen bringen könne. „Wir werden nicht mit der Aufarbeitung weiterkommen, wenn die Inhalte nicht bei der nächsten Generation ankommen“, betonte Thofern. „Point Alpha erinnert immer, die Hessische Landesregierung fühlt sich der Erinnerungsleistung verpflichtet“ erklärte Wintermeyer, Chef der hessischen Staatskanzlei. „Die Deutsche Einheit ist ein Prozess, der durch Klugheit und Engagement friedlich zustande kam, darauf kann man stolz sein und sollte daran erinnern.“ Der Vertreter der thüringischen Seite, Justizminister Poppenhäuser wies darauf hin, den Blick auch darauf zu richten, was in den Jahren deutscher Einheit bereits geleistet worden sei. „Die Mentalitäten nähern sich vor allem in der jüngeren Generation immer mehr an. Auch die politische Einstellung der thüringer Bürger ist der hessischen näher als oft angenommen.“

Warum gerade der Standort zwischen dem hessischen Rasdorf und dem thüringischen Geisa ein herausragender Ort dieses Teiles der deutschen Geschichte ist, machte der US-Amerikaner Colonel Tony Sarber vom Fernmeldekommando Wiesbaden deutlich. „Keiner der Verteidigungsstützpunkte in Deutschland war wir Point Alpha, wo die ‚Fulda Lücke’, die ‚Fulda Gap’, sich nach Frankfurt am Main öffnete. Im unglücklichen Fall, dass unsere Bemühungen fehlschlügen, würde hier, wie wir meinten, unsere Hauptschlacht geschlagen. Hier ist der Ort unter allen US-Stützpukten an der Inner-deutschen Grenze, wo wir glaubten, die ersten Panzer des Warschauer Pakts sehen zu müssen, sollte alles fehlschlagen. Doch dann passierte ein Wunder, Rufe nach mehr Freiheit und Demokratie auf der anderen Seite der Grenze konnten nicht länger erstickt werden.“

Freie Wahlen und eine neue Verfassung – das waren zwei der wesentlichen Grundforderungen die 1989/90 von den Vertretern des Zentralen Runden Tisches formuliert worden. Monsignore Karl-Heinz Ducke war neben Oberkirchenrat Martin Ziegler von der evangelischen Kirche und Pastor Martin Lange von der Methodistenkirche einer der Moderatoren dieses runden Tisches. Heute war er geladen, um die Festansprache zu den Feierlichkeiten zu halten. Unter dem Titel „Vom Runden Tisch zur Deutschen Einheit“ gab er Einblicke in der Arbeit dessen und erklärte, wie dieser vor über 20 Jahren zustande kam. Nach dem polnischen Vorbild wurde die Idee des Zentralen Runden Tisches auch in die ehemalige DDR getragen, um der Staatsmacht mit einem intitutionellen Instrument entgegenzutreten. Zunächst kam die Frage auf, wer diesen Tisch initiieren sollte – die Antwort war 'die ökumenische Kirche'.

Rund sei der Tisch nie gewesen, erklärte Ducke, die ersten Sitzungen seien vom DDR Fernsehen übertragen worden. „Das hat den Bürgern Mut gemacht, sich einzusetzen, sich zusammenzusetzen und politisch zu integrieren. In der Folge wurden knapp 3000 runde Tische allein in Sachsen einberufen.“ Ducke beschrieb die Entwicklung des runden Tisches und wie dieser "plötzlich zu einem Machtinstrument wurde. Er wirkte wie ein Türöffner zur Deutschen Einheit.“ Ein weiteres Thema von besonderer Dringlichkeit sei der Kampf gegen die Stasi gewesen, der bis heute nicht zu Ende gebracht sei. „Nach wie vor enttäuschend ist der Mangel an Verantwortlichkeit der damaligen Mächte, die sich ihr entziehen. Jede Suche nach Verantwortlichkeit in der ehemaligen DDR findet nur leere Hülsen, leere Worthülsen.“ Auch die Frage des Rechtsbegriffes griff Ducke in seiner Rede auf. Das sozialistische Recht sei ein anderes gewesen, es war der herrschenden politischen Macht untergeben und rief vor allem eines hervor: ein Ohmnachtsgefühl. Ebenso skandalös sei der Faktor Bildung gewesen. Monsignore Ducke sprach in seiner Festansprache von einer „Verkümmerung der Geistigkeit in der ehemaligen DDR“. Er könne sich dabei ebenso nicht daran erinnern, dass Margot Honecker dafür jemals zur Rechenschaft gezogen worden sei. „Die Kirche war dabei umso wichtiger, um der Horizonteinengung durch den ideologischen Einfluß entgegenzuwirken.“

Auch morgen werden die Feierlichkeiten zur Jährung der deutschen Einheit auf Point Alpha fortgesetzt (pakü). +++



Landrat Bernd Woide heute unter den Gästen,











Die Stadtkapelle Geisa umrahmte die Feierlichkeiten.





Die Direktorin der Point Alpha Stiftung Uta Thofern begrüßte die Gäste.


Axel Wintermeyer, Chef der hessischen Staatskanzlei


Monsignore Ducke hielt die Festrede...

Ducke (Mitte) zwischen Berthold Dücker und Dr. Wolfgang Hamberger

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