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17.10.11 - Wechterswinkel
„Musik in der Rhön“- Kulturtagung des Rhönklub Region Saale-Sinn
„Musik in der Rhön“ hatte die Kulturtagung des Rhönklub Region Saale-Sinn zum Inhalt, die im romantischen Rahmen des Klosters Wechterswinkel eine ganz besondere Note erhielt. Einerseits lauschten die Gäste Vorträgen und Musik, andererseits konnten sie dank ausliegender Liedtexte auch immer wieder selbst mitsingen. Der Nachmittag mutete an wie eine einzige nette Liebeserklärung zur Rhöner Heimat.
Nach der Begrüßung von Kulturwart Dr. Rudolf Gerr begrüßte musikalisch eine Abordnung der „Capella Nova Civitas“. Mit dem Lied „Meine Heimat, Land der Rhön“ erinnerte sie an die Poetin Bettina Schlanze-Spitzner, die recht einsam an der Franzosenstraße oberhalb von Oberelsbach lebte. Dann folgte auch schon der erste Vortrag: Erhard Nowak hatte eine recht kurzweilige und amüsante Geschichte über das Leben des Oberelsbacher Paters und Komponisten Valentin Rathgeber geschrieben, die nun von seiner Gattin Rosemarie vorgetragen wurde. Dazu passten Lieder wie „Alleweil ein wenig lustig, alleweil ein wenig Geld im Sack, alleweil ein wenig Schnupftabak, allzeit froh.“ Froh gestorben sein soll der Pater damals im Jahr 1750, denn er hörte noch kurz davor seine Musik von Engeln gesungen. „Wer im Frühjahr einen liebt, der hat den Winter überlebt“, stellte Dr. Rudolf Gerr mit launigen Worten fest. „Der ist auch fähig, sich an der oft unberührten Natur der Rhön zu erfreuen, die stillen Weiten des rauen Landes aufzunehmen und tief in sich wachsen zu lassen, um so selbst zu einem Teil der großartigen Schöpfung zu werden.“Niemand hätte das getragene Lied „Herr, du schufst das Rhöner Land“ besser komponieren können, so seine Ankündigung, als der Lehrer Erhard Nowak und niemand schönere Worte zur Weise finden können, als der unvergessene Lehrer und Schriftsteller Josef Kuhn aus Burgwallbach. Vorgestellt wurde das Lied von der „Capella Nova Civitas“, was den Kulturwart zur Feststellung veranlasste, dass die menschliche Stimme doch das schönste und variationsreichste Instrument sei.
Recht unterhaltsam geriet in der Folge sein Vortrag über die Musik Rhöner Lieder. Die zauberhafte Rhönlandschaft beispielsweise, die Großartigkeit der Natur und die Dankbarkeit an den Herrgott für seine herrliche Schöpfung vertonte der in Bad Kissingen lebende Lehrer Hermann Rothaug mit dem „Ständchen für die Rhön“ und der Weise „Wenn Blumen und Bäume im Jahre blüh’n.“ Auch der Lehrer Otto Ankenbrand schrieb zahlreiche Rhönlieder, wie so viele andere Lehrmeister, welche die Rhön in Melodie und Dichtung darstellten. Zahlreiche Grabinschriften zeugen aber von manch kuriosem Lehrerverhalten. Zur Freude der Zuhörer zitierte Gerr einige, wie die Grabinschrift für einen Lehrer: „Hier ruht nach langer Arbeit sanft genug, der Orgel, Schüler, Weib und Kinder schlug.“ Bei der Frau eines Lehrers lautet die Inschrift: „Mein Weib deckt dieser Grabstein zu, für ihre und – für meine Ruh!“ Wiederum ein Lehrer war Andreas Fack, der musikalisch in der Zeit von Spät- und Nachromantik lebte und besonders gefühlsbetont und stimmungsvoll komponierte. So auch das Lied „Ich weiß basaltene Bergeshöhn“, das 1912 in Kaltennordheim entstand. Dankbar erinnerte der Kulturwart an die „Wunderwelt der Rhön“ und ihre alten Städtchen, die inmitten des „Deutschen Gartens“ liegen und die sich noch heute mit Begriffen aus dem 18. Jahrhundert charakterisieren: „Mellrichstadt hat’s Feld, Münnerstadt das Geld, Königshofen den Schmalz, Kissingen hat‘s Salz, Fladungen das Holz, Neustadt den Stolz, Gersfeld das Glück, Brückenau die Musik, Bischofsheim den Fleiß – so hast‘n Rhöner Kreis.“
Der zweite Weltkrieg mit all seinen Schrecken ging zu Ende, als Julius Greif aus Meiningen nach den Worten von Oskar Lukas aus Karlsruhe das Lied „Mitten drin im Deutsch Garten“ vertonte. 1949 schuf dann der Lehrer Julius Schmitt aus Bad Brückenau den vierstimmigen Satz für gemischten Chor. Greif wird nachgesagt, eine besondere Verbindung von Musik zur Literatur geschaffen zu haben. Beendet wurde die Kulturtagung mit einem geistigen Besuch auf dem Kreuzberg und dem Gedanken an ein schmackhaftes Klosterbier der Franziskaner, wobei die Ermahnung nicht fehlen durfte, als guter frommer Christ artig seine Wege zu gehen und auch besoffen nicht vom Stege zu fallen. Die „Wanderung zum Kreuzberg“ schließlich schrieb der Würzburger Heinz Gehlert, während der Text von Albert Handwerker aus Unterelsbach stammt. „Komm mit, mein Schatz, nimm an meiner Seite Platz. Mit der Bimmel-Bummel-Bahn fahren wir nach Bischme nan…“. (ger)+++