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11.02.12 - FULDA

H & M-Wunschbau wird realisiert - warum dann erst Gestaltungsbeirat ?

An der Baustelle Ecke Bahnhofstraße/Lindenstraße,- vormals Commerzbank - gehen die Tiefbauarbeiten trotz der Kälte voran. Doch die künftige Gestaltung des Geschäftshauses, das die schwedische Modekette H & M beherbergen soll, gibt zur Zeit Anlass zu Diskussionen. Der Gestaltungsbeirat der Stadt hatte für das fünfgeschossige Geschäftshaus mit der Textilkette als Hauptmieter an der äußeren Ecke in der Linden- Bahnhofstraße eine besondere Form vorgesehen, die vor allem die bisherige "Laufbeziehung" in der vielfrequentierten Straße beibehalten sollte. Es handelte sich um eine so genannte "negative Ecke", das heißt einen Einzug des Gebäudes nach innen auf Straßenebene von 3,80 mal 3,80 Meter.

Diese architektonische Lösung war mit professioneller Unterstützung - nämlich nach Beratung durch externe Hochschullehrer erarbeitet worden, um die von Anfang an umstrittene Überbauung der Lindenstraße um immerhin drei Meter über die bisherige Grundstücksbegrenzung hinaus, abzumildern. Doch die Stadtplaner hatten die Rechnung ohne den schwedischen Modekonzern gemacht. Dem gefiel der Wegfall von eben diesem Gebäudeteil um des gefälligeren Äußeren willen ganz und gar nicht. Exakt dieser Ecke werde die höchstmögliche "Wertigkeit" zugemessen und das dort vorgesehene Schaufenster sei nahezu unverzichtbar. Wenn die Stadt auf dieser baulicher Variante bestehe, müsse bei der Miete neu verhandelt werden. Wer angesichts einer solchen Haltung an Erpressung denkt, liegt sicher nicht ganz daneben.

Nachdem alle Überzeugungsversuche gescheitert und der Bauausschuss, die Stadtbaurätin und der Investor nicht zu einer einvernehmlichen Lösung kommen konnten, habe man sich von der Ursprungsplanung verabschiedet. "Wir wollen H & M definitiv hier ansiedeln - und die Fuldaer wollen das auch", argumentiert Oberbürgermeister Gerhard Möller. In städtebaulicher Hinsicht sei die zuerst angedachte Gestaltung durchaus verzichtbar. Im Geflecht des Unternehmens zwischen Hamburg und Stockholm sei eine Modifizierung nur mit einer Verzögerung von wenigstens 12 Wochen machbar gewesen - und das wolle niemand - von den vermehrten Kosten ganz abgesehen. Immerhin soll der Gebäudekomplex bereits zu Beginn 2013 bezugsfertig sein.

"Unterschied kaum wahrnehmbar"

Architekt Manfred Reith ist gar überzeugt, den Unterschied in der Gestaltung werde kaum jemand wahrnehmen. Wie auf den Vergleichsbildern A und B zu sehen ist die besagte Ecke einmal innen und einmal außen verglast – der Gesamteindruck ändere sich nur unwesentlich. Die Argumentation der Textilkette sei durchaus nachvollziehbar, meint Reith, weil es branchenüblich sei, die Verkaufsflächen in 7-Meter-Streifen einzuteilen und deren Wert exakt in Euro zu beziffern. Je näher die Fläche an der Straße desto hochwertiger sei sie wirtschaftlich gesehen. Der mit Experten besetzte Gestaltungsausschuss habe sich mit diesem Detail gar nicht befasst, den Gesamtentwurf aber ausdrücklich gelobt: „Die durchgehend kubisch plastische Ausformung zur Bahnhofstraße entfaltet eine kraftvolle Geste, die keiner weiteren Gliederung bedarf“, heißt es da.

Die Anhänger des Vorgängerbaus wird diese Bewertung kaum trösten. Der beschlossene Abriss der Commerzbank mit dem markanten Türmchen hatte schon im Vorfeld Ärger im Stadtparlament verursacht. Anders als manch alter „Fulder“ hatte der Denkmalbeirat das Gebäude gemäß des Hessisches Denkmalschutzgesetzes nach „stadtgeschichtlichem und emotionalem Identifikationswert“bewertet. Für die Prüfung war das Landesamt für Denkmalpflege Hessen zuständig. Die Behörde hatte festgestellt, dass weder eine so genannte Einzeldenkmaleigenschaft vorliege noch eine schützenswerte Gesamtanlage bestehe. Das Gebäude an sich sei nicht denkmalwürdig, "da es sich um architektonische Massenware ohne besondere Qualitäten" mit "fraglich rekonstruiertem Türmchen" handele. +++Carla Ihle-Becker


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