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Als Gastgeschenk erhielt der Bischof von Leitmeritz (Litomerice), Jan Baxant, von Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller die Replik einer Fuldaer Prozellantasse.
Bei einem kurzen Rundgang durchs Stadtschloss präsentierte Fuldas Verwaltungschef seinem tschechischen Gast die schönsten Seiten des Fuldaer Schlosses.
06.06.11 - Fulda
Neuer tschechischer Bischof von Leitmeritz erstmals zu Gast im Stadtschloss
Jan Baxant heißt der (neue) Bischof von Leitmeritz. Im November 2008 empfing der Nachfolger von Pavel Posad und Josef Koukl vom Prager Erzbischof Kardinal Miloslav Vlk die Bischofsweihe. Seinen Aufenthalt zum Bonifatiusfest nutzte der sympathische Oberhirte von Leitmeritz, Fuldas tschechischer Partnerstadt, zu einer ersten Begegnung mit Oberbürgermeister Gerhard Möller, wie die Stadt Fulda mitteilte.
Viel Zeit zum Verschnaufen an seinem ersten Tag in der Domstadt blieb Bischof Baxant jedoch nicht. Nach gut fünfstündiger Fahrt vom barocken Bischofssitz in Leitmeritz (Litomerice) nach Fulda begrüßte Möller ihn und seine Begleiter, darunter Katholikenratsvorsitzender Richard Pfeifer, Prälat Dr. Lucian Lamza, Michael Gösel, Vorsitzender des Freundeskreises Fulda-Leitmeritz sowie Stadtrat a.D. Reinhold Schäfer, herzlich zum Gedankenaustausch im roten Zimmer des Schlosses. Der gebürtige Karlsbader stellte seinem Gastgeber in hervorragendem Deutsch nicht nur seine Heimatdiözese und deren religiöses Leben, sondern auch die Struktur der tschechischen Bistümer vor. Tschechien sei in zwei Kirchenprovinzen mit acht Diözesen unterteilt, in denen 15 Bischöfe und Weihbischöfe ihren Leitungs- und seelsorgerischen Aufgaben nachkommen. Die Diözese Leitmeritz zählt nach eigenen Angaben mit ihren mehr als 160.000 Katholiken bei weit mehr als eine Million Einwohnern und einer flächenmäßigen Ausdehnung von 9.400 Quadratkilometern zu den größten Bistümern des Landes. Katholiken bildeten die Mehrheit unter den großen christlichen Glaubensgemeinschaften. Etwa vier Prozent der Einwohner des Bistums gehörten der evangelischen Kirche an. Ein Prozent, so Bischof Baxant, bekennen sich zur tschechoslowakisch hussitischen Konfession.
Die politische Wende in Tschechien liege lange zurück. Das Verhältnis zwischen Staat und Kirche sei gut. Dennoch stehe die Kirche vor großen Herausforderungen, vor allem finanziellen. Anders als in Deutschland gebe es keine Kirchensteuer. So seien die Bistümer für die Unterhaltung sämtlicher Gotteshäuser selbst zuständig, dies seien allein 1.200 Kirchen in der Diözese Leitmeritz. Lediglich eine Förderung von 1,3 Millionen Kronen gewähre der Staat dem Bistum für die Bauunterhaltung. Das bedeutet, dass gerade mal rund 1000 Kronen für jede Kirche zur Verfügung stehen.
Positiv bewertet der Bischof die Bereitschaft der Gläubigen, mitzuwirken. „Die Laienarbeit innerhalb der katholischen Kirche Tschechiens spielt eine wichtige Rolle.“ Gerade die Jungen wirkten mit und wollen „Same des Glaubens“ sein. Dazu passe auch, dass sich die theologische Fakultät großen Zuspruchs erfreut. 1000 Theologiestudenten zählt sie nach eigenen Angaben. Leider, so bedauert Bischof Baxant allerdings, seien aber nur 25 Seminaristen, die später einmal Priester werden möchten. Mit den Ursulinen, Zisterzienserinnen, Prämonstratenserinnen und Englische Fräulein versehen insgesamt vier katholische Kommunitäten mit Ordensschwestern ihren vor allem sozial caritativ ausgerichteten Dienst im Bistum. Religionsunterricht findet laut Baxant sowohl in der Schule als auch im Pfarrhaus statt. Konfessionell geführte Kindergärten unterhalte das Bistum jedoch nicht.
Fuldas Verwaltungschef freute sich nicht nur darüber, dass Bischof Baxant einen Besuch im Stadtschloss fest eingeplant hatte, sondern auch über die „herzliche Atmosphäre“ der Begegnung. Sicherlich werde der Leitmeritzer Oberhirte „vielfältige neue Eindrücke aus der Partnerstadt mitnehmen.“ Wie Möller betonte, werden die Beziehungen zwischen Fulda und der tschechischen Partnerstadt vor allem durch die Kirche getragen. Gerade deshalb seien Kontakte wie die zu Bischof Baxant für die Stadt von besonderer Bedeutung. Zugleich lobte er das Engagement des langjährigen Fuldaer Stadtrates Reinhold Schäfer. Als „städtischer Sonderbeauftragter“ stehe er der Verbindung zu Leitmeritz jederzeit zur Verfügung – nicht zuletzt, weil Schäfer diese Beziehung seit Jahren maßgeblich mitgestalte.+++