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16.11.11 - FULDA
Tierrettung: 300 Nager als Insolvenzmasse - Tierschutzverein bittet um Hilfe
300 Tiere aus der Insolvenzmasse einer Zoohandlung in der Region sind von heute auf morgen zunächst beim Tierschutzverein Fulda gelandet. Ungeachtet von Zuständigkeiten haben sich die privaten Tierschützer nicht einem Hilferuf verschlossen, für den öffentliche Einrichtungen oder Behörden der richtige Adressat gewesen wären.
"Als ich am vergangenen Donnerstag einen Anruf erhielt, dass eine junge Frau und ihr Freund (ein Tierpfleger) Hilfe benötigten, konnte ich das Ausmaß der Katastrophe nicht abschätzen", schildert Tierschutz-Vorsitzende Heike Schäfer den größten und auch schlimmsten Einsatz des Tierschutzvereins Fulda im Jahr 2011. Zunächst sei die Rede von 15 Hasen, zwei bis drei Meerschweinchen, einem Weißbauchigel und ein paar Gerbels gewesen, die umgehend untergebracht und versorgt werden müssten. Doch als sie sich am Samstag vor Ort informierte und in einem Zooladen stand, der wegen einer Insolvenz zwangsgeschlossen worden war, stellte sich die Situation ganz anders dar. "Zunächst schien es gar nicht so schlimm", erinnern sich die Tierschützerinnen Schäfer und Bettina Henkel.
Doch als ein Helfer vor Ort auf die Tiere im hinteren Bereich hinwies, waren die beiden geschockt: Die Tierpfleger, die den Tierschutzverein Fulda um Hilfe gebeten hatten, waren aus zeitlichen und finanziellen Gründen völlig überfordert, mochten aber aus Tierliebe und Verantwortungsbewusstsein trotzdem nicht die Augen verschließen vor dem Elend der Kreaturen: Überschlägig zählten die Tierschützerinnen 80-90 Ratten, 60 Futtermäuse, 40 Gerbel, sechs Weißbauchigel; neun Vögel, eine Schlange, einen Hamster, 16 Hasen; drei Meerschweinchen, sechs Knirpsmäuse und zahllose Fische.
Die Zoohandlung konnte nicht mehr beheizt werden und auch die Fischbecken waren kalt. Die Reptilien waren deutlich unterkühlt, die Ratten wurden in viel zu kleinen Käfigen und zum teil mit zu vielen Artgenossen gahalten, was zufolge hatte, dass sie sich gegenseitig Bissverletzungen zugefügt haben. Den Tierschützerinnen verschlug nicht nur der beißende Uringeruch fast den Atem. Die Mäuse und Ratten hatten aus Unwissenheit kein Wasser sondern lediglich eine Karotte bekommen und waren vor Durst sehr aggressiv. Nach Rücksprache mit dem zuständigen Veterinäramt des Landkreises Fulda wurden die ehrenamtlichen Tierschützer gebeten, so viele Tiere wie möglich mitzunehmen und auf private Pflegestellen zu verteilen.
"Wir haben zunächst einmal alle Tiere notdürftig mit Wasser und Futter versorgt", schildert Heike Schäfer die Erste-Hilfe-Maßnamen der Tierschützer. Doch damit war es nicht getan: Die Ehrenamtlichen des Tierschutzvereins Fulda waren natürlich überfordert mit der Aufnahme von so vielen Tieren. Deshalb mussten schnell viele Helfer gefunden werden, "was zufolge hatte, dass ich stundenlang herumtelefonierte, um die Unterbringung der Tiere zu organisieren", berichtet Heike Schäfer. In Zusammenarbeit mit den gemeinnützigen Vereinen Tierheim Fulda und Tümpelgarten sowie dem Firmen Futterhaus in Petersberg und Zoo Happ in Fulda konnten dann nach und nach die Tiere untergebracht werden. Sogar ein paar Züchter kamen zum Teil aus Alsfeld und auch aus dem Vogelsbergkreis angefahren, um zu helfen. Den Rest der Tiere hat der Tierschutzverein Fulda in seine Obhut genommen: Hier werden die armen Kreaturen nun liebevoll versorgt , damit sie sich hoffentlich von ihrem Trauma erholen.
Neues Zuhause gesucht
"Nach gut sieben Stunden konnten dann auch wir mit den restlichen Tieren die Heimfahrt antreten" , beschreibt Schäfer die Rettungsaktion aus der "Tierhölle". Doch damit ist das Problem nicht gelöst: Da die Nager nicht alle geschlechtlich getrennt waren, sind einige der weiblichen Tiere hoch tragend, sodass sie einen Käfig für sich allein benötigen. Jetzt sind die Aufnahmemöglichkeiten erschöpft, so dass möglichst schnell die Tiere in gute Hände vermittelt werden sollten. Wer einem dieser armen Geschöpfe eine neues Zuhause geben möchte, der kann sich bei Heike Schäfer unter 0173-7430312 oder 0661-604903 melden oder im Tierheim Fulda unter 0661-607413. +++