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Pressekonferenz in der kalten aber gleichwohl großartigen Kulisse der Stiftsruine. - Fotos: Max Colin Heydenreich
12.10.06 - Bad Hersfeld
FESTSPIELE 2007: FAUST I und II, "Les Miserables" und "Wie es euch gefällt"
Mit "breitem Rücken ob des positiven Zuspruchs" wird die erste Intendantin in der 50-jährigen Festspielgeschichte, Elke Hesse, mit ihrem Team die wiederum anspruchsvoll gestellten großen Herausforderungen für 2007 angehen und mit Sicherheit in der besten Art und Weise die große Tradition des Theaterstandortes Bad Hersfeld weiterführen. Das hat sie heute Vormittag in Bad Hersfeld bekanntgegeben. Auf dem nächstjährigen Spielplan stehen die Wiederaufnahme von Goethes „Faust I“, die Neuinszenierung von „Faust II“ sowie das Musical „Les Misérables“ und die Shakespeare-Komödie „Wie es euch gefällt“.
Obwohl Intendantin Elke Hesse die frierenden Journalisten bei der heutigen Vorstellung des neuen Spielplans für 2007 mit den sich lichtenden Nebeln über der Stiftsruine tröstete, blieb es in der berühmten Spielstätte lausig kalt. Hesse erinnerte an das „Wunder der Vorpremiere“ dieses Jahres, als nach kalten und nassen Proben plötzlich die Sonne durchbrach. „Und sie blieb uns über die ganze Spielzeit bis zur letzten Aufführung treu – dann wurde das Wetter schlagartig schlecht“, erinnerte sie. Genauso soll es – wenn es nach Elke Hesse und dem Ensemble geht – auch nächstes Jahr werden.
Unendlicher Faust
Nach dem großen Erfolg der „Faust I“-Inszenierung von Torsten Fischer, die von Publikum wie Kritikern gleichermaßen begeistert aufgenommen wurde, können sich die Zuschauer auf eine Wiederbegegnung mit diesem Werk freuen. Und sie dürfen gespannt sein auf die Fortsetzung und Vervollständigung des großen Faust-Projektes durch die Inszenierung des „Faust II“, ebenfalls unter der Regie von Torsten Fischer.Der selten gespielte zweite Teil des „Faust“ wurde in Bad Hersfeld 1966 und 1981 aufgeführt. Einmalig in der Geschichte der Festspiele ist jedoch nun die Gelegenheit, beide Teile des großen Werkes in einer Spielzeit in der Handschrift des gleichen Inszenierungsteams zu sehen.
Torsten Fischer gestand bei der Pressekonferenz, dass es ihm beim ersten Annähern an das Werk nicht anders ging, als den meisten Lesern: „Auf Anhieb habe ich nicht sehr viel verstanden“. In seiner Wahlheimat, einem abgelegenen griechischen Dorf habe er sich der „Liebesgeschichte zwischen Faust und Margarete“ angenommen und mit Streichungen begonnen – „sonst würde eine Aufführung, die Goethe eigentlich gar nicht vorgesehen hatte, rund acht Stunden dauern.“ Seine Textauswahl, deren Aufführung rund zwei Stunden beansprucht, sei aber „keine Readers Digest-Fassung des Faust“ und auch „kein bildungsbürgerliches „Pflichtevent“.
Erzählen wolle er die Geschichte wieder „aus einer großen Menschenmenge heraus“ wie schon beim Faust I. Diese Sichtweise produziere zwangsläufig eine politische Inszenierung. Dabei werde wieder der Hersfelder Chorverein eine herausragende Rolle spielen. Fischer lobte dessen Professionalität: „Die konnten das einfach und waren voller Harmonie und Enthusiasmus“. Es gebe bei diesem Stück keine richtige oder falsche Interpretation, sondern immer nur die jeweils eigene. Fischer kündigte noch einen Tabubruch an: „Und obwohl es heute auf der Bühne kein happy end geben darf – bei mir gibt es eins!“
Die Faust-Nacht am 07. Juli
Elke Hesse verwies auf ein ganz besonderes „Erlebnisspektakel“ der neuen Spielzeit. Am 07. Juli wird die lange Faust-Nacht in der Stiftsruine veranstaltet - dann werden beide Teile der Dichtung hintereinander aufgeführt. „Das viel missbrauchte Wort „Event“ passt in diesem Fall hervorragend, denn es soll ein Ereignis und ein Fest werden, bei dem neben den kulturellen Theaterhöhepunkten auch für Essen und Trinken für die Besucher gesorgt sein wird.“
„Les Misérables“ - Musical zurück in Bad Hersfeld
Auf den künftigen Regisseur des neuen Musicals, Helmut Lohner mussten die Journalisten länger warten. „Es tut mir leid, die Flugzeuge fliegen heutzutage immer langsamer“, entschuldigte sich der bekannte Mime. Die Hersfelder Festspiele präsentieren im kommenden Jahr „Les Misérables“, ein Musical von Alain Boublil und Claude Michel-Schönberg nach dem weltberühmten Roman von Victor Hugo. „Eines der besten Romane der Weltliteratur“, urteilte der Regisseur. Das Musical, das bereits 50 Millionen Zuschauer in aller Welt sahen, führt uns zunächst ins Frankreich des Jahres 1815: In dem vom Elend gebeutelten Land beginnt Jean Valjean seinen Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit, gegen Elend und soziale Unterdrückung
Sein Vermögen gibt er für die Unterstützung armer und entrechteter Menschen aus. Doch da beginnt ihn seine Vergangenheit in Gestalt seines alten Todfeindes Hauptkommissar Javert einzuholen.
Er sei in Gedanken immer bei der Besetzungsliste, berichtete Lohner. Im November wird ein großes Musicalcasting stattfinden, um die über hundert Rollen des „großartigen Werkes über Liebe, Mitleid, Gaunerei und Menschlichkeit“ angemessen zu besetzen. Mit dem Hauptdarsteller, Yngve Gasoy Romdal, sei ja schon ein richtiger „Hersfeldliebling“ engagiert worden, freute sich Elke Hesse. „Das gute an dem Libretto ist, dass es komplett durchkomponiert ist“, erklärte Lohner. Er spreche aus leidvoller Opernerfahrung über die meist „peinliche Prosa“. „Die meisten Sänger und Schauspieler können entweder gut sprechen oder gut singen – nur ganz selten beides gleich gut.“ Über seine Interpretation des vorrevolutionären Stoffes verriet er schon soviel, dass sie weniger glatt und gezuckert sein werde als die Londoner Inszenierung. „Da hatten die Mädchen noch in der Gosse hübsche rote Bäckchen und blitzsaubere Mieder“, kritisierte er. Das Orchester soll mit rund 20 Musikern besetzt sein – nicht wie in London mit 2 Synthesizern. Besonders wichtig ist dem Regisseur, dass jede einzelne Figur in ihrer Individualität sichtbar wird.
Die Shakespeare–Tradition wird fortgeführt
Unter der Regie von Phillip Kochheim ist bei den Bad Hersfelder Festspielen auch William Shakespeares kontrast- und nuancenreiche Komödie „Wie es euch gefällt“ zu sehen. Mit Marie Ernestine Worch in der Rolle der Rosalinde ist eine aus diversen Fernsehproduktionen bekannte Schauspielerin verpflichtet worden. Sie freue sich, auf der Bühne der Stiftsruine stehen zu dürfen, sagte sie bei der Spielplanvorstellung. Das Ensemble des Shakespearesklassikers sei – wie die Hauptdasrstellerin – sehr jung, verriet Elke Hesse. Mit Werner Klockow und Volker „Zack“ Michalowski ist die Komödie mit bekannten Schauspielern besetzt. Zum Inhalt: Der vertriebene, aber rechtmäßige Herzog ist mit einigen seiner Getreuen in den Ardenner Wald geflohen, einen Ort, wo soziale Schranken und Konventionen nicht gelten. Frei von den Zwängen des höfischen Lebens geraten die in den Wald Geflüchteten immer wieder in überraschende und verwirrende Situationen. Kommentiert wird das Geschehen vom Narren Probstein und dem Melancholiker Jaques, dem Shakespeare einige seiner berühmtesten Verse in den Mund legte: „Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Frauen und Männer bloße Spieler.“
Ticket-Service
www.bad-hersfelder-festspiele.de
26. Oktober bis 29. Dezember 2006
Telefon (06621) 400755 - Telefax (06621) 400770
ab 02. Januar 2007
Telefon (06621) 201360 – Telefax (06621) 201337
Programm 2007
Es sind noch nicht alle Schauspieler und Mitwirkenden für alle Stücke bekannt, daher ist die Ensembleliste der einzelnen Stücke noch unvollständig.
FAUST 2
von Johann Wolfgang von Goethe
Premiere am 09. Juni 2007
Regie: Torsten Fischer
Ausstattung: Herbert Schäfer
Kostüme: Andreas Janczyk
Musik: Konstantin Wecker
Faust Martin Reinke
Mephisto Rufus Beck
Helena Anna Franziska Srna
außerdem: Daniel Adan, Anne Berg, Katharina Brankatschk, Oliver Geilhardt, Antje Härle, Angelika Hofstetter, Alexandra Lowygina, Daniel Montoya, Kinga Prytulla, Mario Ramos, Nino Sandow, Walid El Sheijkh, Tamara Stern, Simon Zigah und andere.
FAUST 1
von Johann Wolfgang von Goethe
Wiederaufnahme aus der Spielzeit 2006
Premiere am 10.Juni 2007
Regie: Torsten Fischer
Ausstattung: Herbert Schäfer
Kostüme: Andreas Janczyk
Musik: Konstantin Wecker
Faust Martin Reinke
Mephisto Rufus Beck
Gretchen Anna Franziska Srna
Frau Marthe Susanne Bredehöft
Valentin Oliver Geilhardt
außerdem: Daniel Adan , Katharina Brankatschk, Anne Berg, Antje Härle , Angelika Hofstetter, Alexandra Lowygina, Peter G. Pertusini, Kinga Prytulla, Mario Ramos, Walid El Sheijkh, Tamara Stern, Simon Zigah und andere
In Übereinkunft mit
CAMERON MACKINTOSH LTD
LES MISÉRABLES
Ein Musical von Alain Boublil & Claude-Michel Schönberg
nach einem Roman von Victor Hugo
Musik von Claude-Michel Schönberg
Premiere am 14. Juni 2007
Regie: Helmuth Lohner
Musikal. Leitung: Christoph Wohlleben
Bühnenbild: Paul Lerchbaumer
Kostüme: Marie Jeanne Lecca
Jean Valjean Yngve Gasoy Romdal
WIE ES EUCH GEFÄLLT
von William Shakespeare
Premiere am 19. Juni 2007
Regie: Philipp Kochheim
Bühnenbild: Anja Jungheinrich
Kostüme: Bernd Hülfenhaus
Rosalinde Marie Ernestine Worch
Celia Mina Tander
Der Narr Volker „Zack“ Michalowski
außerdem: Katharina Brankatschk, Heinrich Cuipers, Uwe Falkenbach
Verena Karg, Werner Klockow, Claudius Körber, Peter G. Pertusini
Manfred Stella, Simon Zigah und andere
Kinderstück und Produktion im Schloss Eichhof +++
Intendantin Elke Hesse hat nach eigener Aussage in der letzten Spielzeit viel gelernt.
Hersfels Bürgermeister Hartmut Boehmer verweist mit Stolz auf das Erfolgsteam der Festspiele.
Neugierige wie frierende Journalisten.
Torsten Fischer ist noch gebräunt von griechischer Sonne.
Helmut Lohner begeistert sich für den Stoff der Elenden von Hugo, den er inszenieren wird.
Ein bekanntes Gesicht aus Fernsehproduktionen wie "Hinter Gittern" und "Sophie- Braut wider Willen": Marie Ernestine Worch.
Technischer Leiter der Festspiele:Stephan Kuno.