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Bürgermeister WIRTH will Wildeck wieder auf Kurs bringen
25.10.14 - Das Telefon im Wildecker Bürgermeisteramt steht nicht still: Alexander Wirth (parteiunabhängig), der seit September die Geschicke der Gemeinde leitet, ist ein gefragter Mann. Kein Wunder, war die Stelle doch für rund zwei Jahre vakant, nachdem der ehemalige Rathauschef Jürgen Grau krankheitsbedingt monatelang ausfiel und infolgedessen Ende Juni vom Gemeindevorstand wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzt wurde.
Jetzt obliegt es dem frischgebackenen Bürgermeister, Wildeck in ruhigeres Fahrwasser zu steuern, den Haushalt zu konsolidieren sowie für geordnete Verhältnisse in der krisengebeutelten Gemeinde zu sorgen. Um dies bewerkstelligen zu können, setzt Alexander Wirth vor allem auf den Dialog untereinander und die Schaffung von mehr Transparenz. „In der Vergangenheit wurde wenig miteinander kommuniziert“, betont der Diplom-Verwaltungswirt. „Nun gilt es, alle – damit meine ich sowohl die Gemeindeverwaltung, die politischen Gremien als auch die Bürger – mit in ein Boot zu nehmen.“ Ein Mammutprojekt, das der Richelsdorfer stemmen muss. Die ersten Schritte hat er bereits unternommen: Seit seinem Amtsantritt führt er regelmäßig Gespräche mit seinen Mitarbeitern, den Ausschüssen und den Ortsbeiräten. „Aus dieser Krise kommen wir nur gemeinsam wieder heraus“, unterstreicht Alexander Wirth, der am 6. Juli mit einem Stimmenanteil von 67,84 Prozent zum Rathauschef gewählt wurde.
Das Kreuz mit dem Haushalt
Sorge bereitet ihm, dass Wildeck noch immer ohne einen gültigen Haushalt für das laufende Jahr dasteht. „Wir leben von den Restmitteln 2013“, sagt der Verwaltungs-Fachmann. „Das wird eine knappe Geschichte, da wir aufgrund der fehlenden Jahresabschlüsse 2010 bis 2012 nicht wissen, wie wir finanziell aufgestellt sind.“ Immerhin sei die Eröffnungsbilanz inzwischen auf den Weg gebracht worden. In Zeiten knapper Kassen seien der Gemeinde die Hände gebunden. „Den gesetzlichen Verpflichtungen können wir nachkommen, während wir freiwillige Leistungen oder Investitionen nicht tätigen dürfen.“
Ein Problem, das sich auf die sanierungsbedürftige Kleinschwimmhalle in Obersuhl niederschlägt. „Ich habe mich vehement dafür eingesetzt, dass die Schwimmhalle, die übrigens gut ausgelastet ist, erhalten bleibt“, erklärt Alexander Wirth, der gemeinsam mit der Verwaltung die verschiedensten Lösungsansätze überprüft, um den Betrieb der Sportstätte, die unter anderem von der DLRG sowie von den Schülern der Blumensteinschule und der Grundschule am Rhäden genutzt wird, weiterhin gewährleisten zu können. Erklärtes Ziel sei es, das Vereins- und Schulleben zu fördern – und dafür brauche es eben auch die Obersuhler Kleinschwimmhalle.
Kiesabbau erhitzt die Gemüter
Wildecker ziehen an einem Strang
Selbstverständlich kann der Bürgermeister aber auch über positive Entwicklungen in seiner Gemeinde berichten. Sehr erfreut zeigt er sich über die rege Beteiligung am Freiwilligentag, der Mitte September stattfand: „Die Wildecker haben die Notsituation, in der wir uns zurzeit befinden, verstanden, indem sie ordentlich mit anpacken und an einem Strang ziehen.“ Ein solch großes ehrenamtliches Engagement schone zudem den Gemeindesäckel und fördere das Gemeinschaftsgefühl.
Apropos Gemeinschaft: Wie sieht es in Wildeck mit interkommunaler Zusammenarbeit aus? „Die Überlegungen sind da, leider war die Gemeinde in diesem Aspekt aber jahrelang untätig“, meint der Verwaltungschef. „Unsere Nachbarkommunen haben sich bereits zusammengeschlossen, so dass es sehr schwer für uns wird, auf diesen fahrenden Zug aufzuspringen.“ Erste Gespräche mit seinen Amtskollegen habe er bereits geführt, denn: „Interkommunale Zusammenarbeit ist die Zukunft – ohne geht es nicht.“ Spricht es aus, um seine Aufmerksamkeit abermals dem Telefon zuzuwenden, das pausenlos klingelt. So manche Hausaufgaben dulden eben keinen Aufschub. Baustellen wollen behoben werden. (Stefanie Harth)+++