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Kaltenlengsfelder Stadtteilbürgermeister Klaus Hesse, Walter Kessler (RWV), Peter Lochner und Udo Bauer (beide Kaltenlengsfeld), 2. Bürgermeister der Stadt Bischofsheim Georg Seiffert, Michael Beer (Vorsitzender RWV) - Fotos: Barbara Enders

HASELBACH Die Rhön den Rhönern

Seit 25 Jahren bestehende Freundschaft zwischen Kaltenlengsfeld und Haselbach

18.12.14 - "Verzeihen Sie mir, dass ich mich nicht an jedes Detail von damals erinnere, meine persönliche Zeitrechnung begann erst wenige Monate zuvor“, bat der noch junge Vorsitzende des RWV Haselbach Michael Beer schmunzelnd um Rücksicht, als er die Gäste aus der thüringischen Rhön in Haselbach begrüßte. Anlass des Treffens war der 25. Jahrestag der Freundschaft zwischen dem thüringischen Sportverein SV Wacker Kaltenlengsfeld und dem fränkischen RWV Haselbach.

Der Beginn dieser Verbindung war schon etwas Besonderes, und es war auch kein Zufall, dass die Thüringer gerade in dem kleinen Dorf Haselbach aufschlugen. Von Kaltenlengsfeld kann man den Kreuzberg sehen und zu den Glanzzeiten der Kreuzberger Skispringer verbreitete sich deren Ruf auch in die damalige DDR und die Mitglieder des äußerst rührigen Wintersportvereines BSG Traktor Kaltenlengsfeld sagten sich, wo es ein so großes Skigebiet wie das Kreuzberger gibt und solche Sprungschanzen dazu, da muss es auch einen Sportverein geben. So machten sich Ende November 1989 - als die deutsch-deutsche Grenze gerade ein paar Tage geöffnet war - der damalige Bürgermeister Kaltenlengsfelds Hartmuth Saal, Heinz Strauch, damals 1. Vorsitzender des BSG Traktor Kaltenlengsfeld und deren Wintersporttrainer Udo Bauer auf den Weg, einen Sportpartner zu suchen.

Ihren Wartburg stellten sie mitten im Bischofsheimer Ortsteil Haselbach vor der Pension Strauß ab und klopften ein paar Meter weiter an der Schlachthaustüre des Dorfgemeinschaftshauses. Der Metzger Heinz Mehler antwortete auf die Frage nach dem Vereinsvorsitzenden „dort die Straße runter, wo der Trabbi steht, wohnt unser Vorsitzender“.
Trabbi oder Wartburg, für die Wessis war es damals fast das Gleiche, jedenfalls hatten die Thüringer Gäste ihr Fahrzeug schon richtig geparkt. Während der Feierstunde sorgte die Anekdote wieder für Lacher, auch wenn die Geschichte seither schon oft erzählt wurde und weiterhin erzählt werden wird. Anfang Dezember 1989 traf man sich erneut, sprach über das sportliche Geschehen beider Vereine und besiegelte die Zusammenarbeit, aus der heute eine feste Freundschaft geworden ist.

Ein Vierteljahrhundert

Fast auf den Tag genau 25 Jahre später lud der RWV Haselbach die Freunde des heute SV Wacker Kaltenlengsfeld benannten Vereines zu sich nach Haselbach ein, um dieses Jubiläum gebührend zu feiern. Bischofsheims 2. Bürgermeister Georg Seiffert sprach in seinem Grußwort von der Freundschaft als etwas ganz wichtigem, sie entsteht oft durch einen Zufall, verbindet die Menschen und wird an folgende Generationen weiter gegeben. „Freundschaft ist nichts, was man ins Regal stellt“, sagte Seiffert, sie will gepflegt werden. „Wenn man einen Rhöner einmal als Freund gewonnen hat, hat man ihn ein Leben lang“, ist Seifferts Feststellung zum Rhöner Charakter.

Die Rhön den Rhönern

Diese Freundschaft zwischen den beiden Rhöner Gruppen ist Udo Bauer aus Kaltenlengsfeld zur Herzenssache geworden, wie er bei seiner Rede zum Jubiläum betont. Nach dem Mauerfall vor 25 Jahren änderte sich für die Ostdeutschen das Leben schlagartig. Die Kaltenlengsfelder galten bis dahin als Sport- und Trainingsstützpunkt.
Udo Bauer selber kümmerte sich um den Skispringernachwuchs, ob Material oder Hilfestellung beim Training – die ehemalige DDR-Regierung unterstützte den Sport beispiellos, alles war gut organisiert und lief reibungslos.
„Mit einem Schlag war alles vorbei“, schilderte Bauer die Situation der Wende. Sportlich gesehen ist die Rhön heute in Thüringen ein Stiefkind, ähnlich der Situation, mit der die fränkischen Vereine in Bayern zu kämpfen haben.
Bei einer Zusammenkunft prägte der Kaltenlengsfelder Hartmut Saal damals den Satz „Die Rhön den Rhönern“, was bedeutet, dass man in der Region zusammenhalten wolle, auch ohne Hilfe von außen.

Für Udo Bauer zählen die zwischenmenschlichen Werte und er zitiert Wilhelm von Humboldt: Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

Geheimnis der Freundschaft

Der Kaltenlengsfelder Ortsteilbürgermeister Klaus Hesse stellte fest, „dass wir uns damals auf gleicher Augenhöhe begegnet sind, das ist das Geheimnis unserer Freundschaft“. Hesse stellt den deutsch-deutschen Mauerfall vor 25 Jahren den aktuellen Ereignissen in der Ukraine gegenüber. „Das besondere bei uns war und ist der Einigungsvertrag, es lief alles friedlich ab“. Allen Rednern ist es ein Anliegen, dass die Freundschaft weiterbestehen möge.

In den ersten Jahren der engen Kontakte besuchten sich die Vereine gegenseitig bei ihren Sportveranstaltungen, man half sich mit der Technik und dem Material aus. Im Archiv des RWV lagern noch alte Springeranzüge, die man damals vom SV Wacker geschenkt bekam, ebenso wie Sprungskier und –bindungen. Mittlerweile treffen sich die Vereinsmitglieder regelmäßig zum Wandern, drei feste Termine gibt es im Jahr, die allen heilig sind. Der 3. Oktober gehört natürlich hinzu. Wechselweise wird in der thüringischen und der fränkischen Rhön gewandert und die Geselligkeit gepflegt.

„Was Bestand haben will, wächst von unten“

Natürlich werden immer wieder deutsch-deutsche Verhältnisse besprochen, „diese Themen hatten wir immer und sprechen auch darüber“, sagt Udo Bauer. Der Kaltenlengsfelder Peter Lochner besah sich im Laufe des Abends einen Schaukasten des RWV, in dem einige Relikte und Erinnerungen aus 60 Jahren Skisprungschanzen am Kreuzberg ausgestellt waren und er ist beeindruckt, dass hierbei der SV Wacker Erwähnung findet. Er fasst die lange andauernde Freundschaft und ihre Entwicklung in einen kurze Aussage: „Was Bestand haben will, wächst von unten“.

Trotz der Ansprachen und feierlichen Worte kam das Feiern nicht zu kurz. Immer wieder war fröhliches Lachen zu hören, und nach dem Essen wurden Fotos von Treffen aus den vergangenen 25 Jahren gezeigt. Kurioses gab es auch, hatte doch Heinz Mehler bei seinem ersten Besuch in Kaltenlengsfeld eine Flasche Magenbitter gekauft, die er jetzt nach 25 Jahren ausschenkte. Stolz zeigte er auf das Etikett, auf dem noch der Preis von 12 Mark achtzig stand. Eine weitere Flasche machte die Runde, allerdings stammte sie von der Feier des 20. Jahrestages in Kaltenlengsfeld und alle damals Anwesenden haben auf der Flasche unterschrieben.


Freundschaftsbank als Freundesband

Im Rahmen des Treffens zur 25-jährigen Partnerschaft zwischen dem SV Wacker Kaltenlengsfeld und dem RWV Haselbach brachten die Thüringer Freunde eine Bank mit, gesponsert von Udo Bauer, Harald Hopf und Peter Lochner. Bei leichtem Nieselregen wurde die Bank übergeben, die jetzt neben der Wendelinuskapelle in Haselbach ihren Platz finden wird. Trotz Dunkelheit waren viele Haselbacher zur Übergabe gekommen und die beiden Motoren der Rhöner Freundschaft Walter Kessler (RWV) und Udo Bauer (SV Wacker) durften gleich Probesitzen.

Info zu den Vereinen:

In Kaltenlengsfeld wurde 1902 ein Turnverein gegründet, der sich 1922 mit dem Fußballverein zusammen schloss und SV Wacker Kaltenlengsfeld nannte. Zu Zeiten der DDR wurde der Verein in BSG Traktor umbenannt, um nach der Wende wieder seinen ursprünglichen Namen anzunehmen. Seit 1974 wird ein Rhönmassenskilauf organisiert, der aber durch die milden Winter der letzten Jahre häufig abgesagt werden musste. (Quelle: www.kaltenlengsfeld.de)

Der RWV Haselbach wurde 1864 als Turnverein gegründet und später in Radfahrverein Concordia umbenannt. 1949 wurde er als Rad- und Wintersportverein wieder gegründet. Er kümmert sich um die Pflege und den Erhalt der Kreuzbergschanzen. Die Hauptsportarten des Vereines sind Skifahren, (alpin und nordisch), der Sprunglauf und das Mountainbikefahren. (Quelle: www.rwv-haselbach.de) (ara) +++

Die verhüllte Bank mit einer Schleife als Symbol der Verbundenheit zwischen dem RWV Haselbach ...

Bürgermeister unter sich: links Stadtteilbürgermeister Klaus Hesse und Bischofsheims 2. ...

Peter Lochner übergab das Geschenk der Kaltenlengsfelder…

… und die beiden Motoren der Freundschaft der Rhöner Freundschaft Walter Kessler (RWV) und ...

Udo Bauer (Kaltenlengsfeld) und Michael Beer (Haselbach) tauschten Gastgeschenke. ...

Heinz Mehler schenkt den 25 Jahre alten Magenbitter aus, seine Zeit ist gekommen. ...

: Auf dem Etikett steht noch der Kaufpreis: 12 Mark 80, hergestellt im Getränkekombinat Rennsteig. ...

Nach dem offiziellen Teil der Freundschaftsfeier wurden Fotos aus den vergangenen 25 Jahren gezeigt. ...

Udo Bauer freut sich, dass die Freundschaft solange gehalten hat, darauf wurde angestoßen. ...

Das Etikett der Flasche trägt noch das Datum der 20-Jahrfeier:13.12.2009.


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