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Bastian (li.) und Björn Leist mussten Insolvenz anmelden - Fotos: Julius Böhm

HILDERS Idee passt, Finanzierung nicht

Hotel ENGEL insolvent - "Wir brauchen mehr Luft - das Konzept funktioniert"

26.03.15 - So richtig normal und funktionell ist das Hotel Engel in Hilders (Landkreis Fulda) nicht. Das Haus ist sehr verschachtelt, es gibt keinen Aufzug und die Zimmer sind alle sehr verschieden, mit Ecken und Kanten, wo sie laut Lehrbüchern von Architekten sicher nicht hingehören. Genau das ist es aber, was den "LeistStyle" 518 Meter über dem Alltag ausmachen soll. "Unser Hotel ist nicht perfekt. Das soll es auch nicht sein, denn die kleinen Kompromisse, die Besonderheiten machen unser Konzept ehrlich und symphatisch", ist sich Geschäftsführer Björn Leist (37) sicher, der das Hotel samt Metzgerei und Gaststube mit seinem Bruder Bastian (33) leitet.

Elternhaus, Metzgerei, Gaststube und Hotel Engel

2006 wurde das Haus von Vater Ludwig Leist (62) gekauft. Es grenzt direkt an das Elternhaus der Brüder. "Wir hatten schon immer die Metzgerei und die Gaststube und sind in diesem Haus aufgewachsen. Mein Vater hatte es sich lange zum Ziel gesetzt, das Hotel Engel irgendwann zu kaufen - als 2006 die Umstände passten, hat er zugeschlagen", erzählt Björn Leist OSTHESSEN|NEWS. Die Sanierung des alten Hotels startete 2009 mit 1,3 Millionen Euro in der Kriegskasse. "Es waren leider einige Klopse dabei, die unser Budget um mehr als 500.000 Euro gesprengt haben", ärgert sich Leist. Das Haus hatte zum Teil kein Fundament, die Umbauten für den Brandschutz waren sehr aufwändig und das komplette Hotel musste neu verkabelt werden.

Die Idee des Unternehmes lautet: alles regional, alles aus einer Hand 

Die Gäste können zwischen vier verschiedenen Zimmerkategorien und drei Restaurants samt Metzgerei wählen. "Hier ist es noch wie früher. Unsere Gäste können den Ochsen auf der Weide stehen sehen und Rhöner Spezialitäten von gut bürgerlich bis exquisit genießen. Das ist eine große Bandbreite - jeder kann seinen Wunschaufenthalt nach dem Baukastenprinzip zusammenstellen." Kleinigkeiten aus dem eigenen Haus runden das Gesamtbild ab - so werden vergoldete Knochen aus der Metzgerei als Deko verwendet und dienen als Schlüsselanhänger für die Zimmerschlüssel. Über die Nachfrage könne er sich nicht beklagen. Eine Jahresauslastung von über 40 Prozent sei für Hilders äußerst passabel. Lediglich die Altlasten vom Umbau belasten das operative Geschäft.

Jedes der 30 Zimmer...

...ist anderes eingerechtet...

...geschnitten...

Das Unternehmen steckt seit einigen Tagen in der Insolvenz. "Unser Konzept funktioniert, aber unter den aktuellen Rahmenbedingungen macht es keinen Sinn", ist sich Björn Leist sicher. Mit dem um 50 Prozent größeren Kredit als erwartet, würden die aktuell fälligen großen Tilgungsraten die Möglichkeiten des Unternehmens übersteigen. "Wir brauchen einfach etwas mehr Luft, mehr Zeit, mehr Spielraum. Wir müssen auch Geld in Marketing und die fortwährende Weiterentwicklung des Hotels stecken können - wenn wir nur Kredite abbezahlen, um irgendwie mit dem Kopf über Wasser zu bleiben, macht es keinen Sinn." Insolvenzverwalter Dirk Ritzenhoff steht mit den Banken in Verhandlungen.

"Image der Rhön existiert nicht"

Auch fühlt sich der Koch und Hotelier von der Region etwas allein gelassen. "Viele Hotels machen ein eigenes Marketing. Viel besser wäre eine gebündelte Variante für die gesamte Region Rhön. Wenn erst einmal mehr Gäste kommen, braucht man sie sich nur noch herauspicken", sagt der 37-Jährige. In seinen Augen habe die Rhön kein richtiges Image. "Mit dem Schwarzwald, dem Harz oder Tirol verbindet man etwas - mit der Rhön zu wenig. Viele Leute wissen nicht, dass man hier nicht nur wandern kann, sondern die Region auch Vieles mehr bietet. Momentan kommen die Gäste für zwei oder drei Tage. Es gibt aber genug zu entdecken, um eine ganze Woche in der Rhön zu bleiben." Man sei nicht auf die Hilfe einer Dachmarke angewiesen, jedoch müsste man dann nicht mehr so viel "strampeln".

Der Hotel-, Restaurants- und Metzgereibetrieb werde im Augenblick ganz normal weitergehen. "Unsere 19 Mitarbeiter sollen sich keine Sorgen machen. Wir wollen unserer Idee unbedingt weiterführen, weil sie funktioniert." Das Haus ist bis zum Ende des Jahres gut ausgelastet. Vorschläge zur Weiterentwicklung gibt es auch schon. Die Brüder Leist arbeiten an einer Dachterrasse und einem Außenbereich für die Gäste. Bleibt nur die Frage, ob die Geldgeber den nötigen Spielraum für die Investitionen gewähren. (Julius Böhm) +++

...und dekoriert


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