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Kommission zur historischen Einordnung von Dr. Franz DANZEBRINK beschlossen
02.06.15 - Um die Rolle des umstrittenen Fuldaer Oberbürgermeisters während der NS-Zeit Dr. Franz Danzebrink historisch zu beleuchten und neu zu bewerten, hat sich am heutigen Montag eine entsprechende Kommission formiert. Das teilte Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller nach einer Magistratssitzung zu diesem Thema mit. Vorsitzender des Experten-Gremiums ist wie angekündigt der Leiter des Kulturamts und Stadtarchiv, Dr. Thomas Heiler. Möller nannte fünf weitere Mitglieder der vom Magistrat beschlossenen Kommission, nämlich Fuldas ehemaligen Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger, Ehrenvorsitzender des Fuldaer Geschichtsverein, Friedensforscher Prof.Peter Krahulec, den Zeitzeugen Elmar Schick, Herausgeber zahlreicher Publikationen zum Thema 3. Reich und Nachkriegszeit in der Region, den ausgewiesenen Kenner jüdischer Geschichte Gabriel Moeller und Autor Günter Sagan, der ebenfalls vielfach zum Thema NS-Zeit in Fulda publiziert hat. Das Gremium soll sich demnächst konstituieren und seine Arbeit so bald wie möglich aufnehmen, wobei man sich zunächst über das Procedere und die anzuwendende Methodik verständigen wird.
Im April hatte sich das Bündnis "Fulda stellt sich quer" öffentlich zu Wort gemeldet und gefordert, den Namen der Dr. Danzebrink-Straße in Fulda zu löschen beziehungsweise abzuändern. Außerdem sollte das Porträt von Dr. Danzebrink aus der Oberbürgermeister-Galerie im Stadtschloss entfernt werden. Der ehemalige Oberbürgermeister von Fulda zwischen 1930 und 1945 sei als NSDAP-Mitglied als Namensgeber ungeeignet und unwürdig, lautet die Argumentation des Aktionsbündnisses "Nie wieder Krieg - Nie wieder Faschismus". 70 Jahre nach dem Ende des Faschismus sei in Fulda kein Platz für Straßen, die nach Faschisten benannt seien. Als Oberbürgermeister sei Dr. Danzebrink politisch mitschuldig an der Deportation von jüdischen Mitbürgern, Sinti und Roma sowie an der Ermordung und Verhaftung von Christen, Gewerkschaftern, Kommunisten und Sozialdemokraten, die sich dem Faschismus widersetzt hätten. Zur Unterstreichung dieser Forderung wurden auch Unterschriften gesammelt, die die Umbenennung befürworten.
Einen Zeitrahmen für die Arbeit der Kommission, deren Ergebnisse und eine eventuelle Empfehlung für die Umbenennung der Straße könne man nicht vorgeben, sagte OB Möller. "Ich bin der Auffassung, hier geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit." Mit Hilfe der Daten aus dem Bundesarchiv und der Spruchkammern könne man zu einer sachlich fundierten und seriösen Beurteilung kommen. Dieser noch ausstehenden Neubewertung wolle und müsse man aber die dafür notwendige Recherchedauer einräumen. "Vielleicht melden sich auch noch bislang unbekannte Zeitzeugen, die eine wichtigen Beitrag zur Aufklärung liefern könne", sagte Möller.+++ci