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Das Duo 2Flügel, Christina Brudereck und Benjamin Seipel, luden im Missio-Camp zu einem besonderen Konzertabend mit Lieblingsliedern und Lieblingsgeschichten ein. - Foto: Eckert

HASELBACH Von Lieblingsliedern und Lieblingsgeschichten

Musikalische und poetische Reise um die Welt beim Missio Camp

04.08.15 - Lieblingslieder und Geschichten verwoben das Duo 2Flügel zu einem stimmingen, tieftgründigen, nachdenklich machenden und anregenden Konzertabend, der das Publikum des Missio-Camp zu einer Reise um die ganze Welt mitnahm. Nach Birma, Südafrika und in die Phantasie, nach New York, Bethlehem und nach Hause, führte die Reise, die in Atem hielt, die von Armut und Reichtum, von Widerstand und Hoffnung, von Licht und Schatten erzählte. „Mit Tönen und Texten, Schwarzen, Weißen, Tasten, mit fliegenden Worten zu neuen Orten. Für Reiselustige und Nestbauer, Einheimische und alle mit Fernweh“, lud Christina Brudereck ein. „Leben ist wie eine Reise, der kürzeste Weg zu sich selbst führt manchmal um die ganze Welt“, sang Benjamin Seipel.

Christina Brudereck, die Theologin und Schriftstellerin, die drei Tage die abendliche Verkündigung im Missio-Camp übernommen hatte und tagsüber in verschiedenen Gesprächsgruppen aktiv war, liebt es Geschichten zu erzählen, mit Worten zu spielen. Sie spricht schnell, ihr zu folgen erfordert ständige Konzentration. Sie spricht die Worte oft betont schnell, bildet Gegensätze und Paare, die zueinander gehören, sich ergänzen und auf den Punkt bringen, was sie sagen will.

Ihr Partner Benjamin Seipel, Pianist und Dozent an der Hochschule für Musik Köln, liebt Musik. Sein Instrument ist der Flügel. Er spielt nicht nur die Tasten, er trommelt auf dem Flügel, er spielt die Saiten im Inneren. Faszination geht von seinem Umgang mit dem Flügel aus. Die Texte von Christina Brudereck begleitete mit Improvisationen aus Soul, Jazz und Klassik, Kinderliedern und Hymnen. „Wo auch immer“, lautete der Titel des Programms von 2Flügel. Es war eine Lesung, ein Konzert, eine Reise in die Welt, in die Geschichte, auch in dunkle Kapitel der Menschheitsgeschichte. Es ging um Apartheid in Südafrika und Versöhnung, um Armut und Reichtum, der nicht nur materieller Natur sein muss.

Ihre erste große Reise unternahm Christina Brudereck als junge Frau nach Südafrika. Sie erinnert sich: „Armut kannte ich nur aus dem Fernsehen und als Bücherwissen. Es war etwas anders echte Kinder im Müll wühlen zu sehen. Ich war noch nie in der Minderheit. Naiv und verwöhnt wie ich war, drehte sich mein erste Gebet um eine Klimaanlage.“ Selbstkritisches mischte sich mit selbst Erlebtem, mit Weltpolitik, mit Hoffnung auf bessere Zeiten. „Niemals wieder soll in diesem wunderbaren Land der Geist der Unterdrückung herrschen, in dem sich einer über den anderen erhebt“, sagte Nelson Mandela am 10. Mai 1994.

Die Reise führte weiter nach Indien. Es gab auch humorvolle Episoden, erprobte Reisetipps und Heimweh. Wie Christina Brudereck angesichts der Ungewissheit, ob sie in einem fernen Land gebratene Katze vorgesetzt bekam, von einer Sekunde zur anderen zur Vegetarierin wurde, wie sie sich nach trotz allem Curry, Chili, Koriander, Mango und Kokos nach einem Stück Brot sehnte. „Eine Stulle mit Käse und Tomaten.“ So ein Stück Brot sei auch ein Stück Heimat. Heimat was ist das überhaupt? Ein vertrauter Geruch, die Muttersprache, Goethe, Schiller, Bach und Luther? Die Alpen und das Ruhrgebiet?

In den Sternen steht das Schicksal. Was sich nach Wohlfühl-Esoterik, Horoskop und Astrologie anhört, brachte Christina Brudereck in einen ganz anderen Zusammenhang: „Ein Stern in Deutschland. Auf jeder jüdischen Jacke. Schicksal.“ Musik im Konzentrationslager, Kultur zwischen Tausend Opfern und Millionen Nummern. Die Worte machten betroffen, es war eine schwere Kost. Weiter ging die Reise. Die Zuhörer wurden mitgenommen auf die Suche nach dem Stern von Bethlehem. Doch statt eines Sterns ging es um zwei Menschen, das arabische Mädchen Tara, was übersetzt „Stern“ heißt und die jüdische Soldatin Ester, was auch „Stern“ bedeutet, beide durch Mauern getrennt. Ist das vielleicht der Stern von Behtlehem? Versöhnung?

Thematisiert wurden Mauern in Behtlehem, in Deutschland und in den Menschen. „Es werden immer neue Mauern gebaut. Es muss doch auch einen anderen Weg geben?!“ Frage oder Aussage? Hoffnung oder Zweifel? Was wäre wenn Gott zum Abendessen käme? Salat, Fischstäbchen und Brot würde es geben und es würde für alle reichen. Aber würden wir Gott erkennen, wenn er an unsere Türe klopfen würde? Mit ihrer Begeisterung für Sprache sprang Christina Brudereck zwischen den Themen und doch hatte passten die Dinge zusammen. Vom Abseits im Fußball bis zum Charlie Chaplin, den Tramp, mit übergroßer Hose und Schuhen, enger Jacke und Zweifingerschnurrbart, in seinem Film „Der Große Dikator“ sagte: „Auf dieser Welt ist Patz genug für jeden, und Mutter Erde ist reich genug, um jeden von uns satt zu machen.“

Eindrücke, Momentaufnahmen, beeindruckend und immer eingebetet in ein großes Ganzes: Freiheit. Nichts sei in vielen Ländern der Welt so bedroht wie die Freiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Religionsfreiheit. Als Benjamin Seipel anstimmt, lässt sich das Publikum nicht lange bitten, bei der Zeile einzustimmen: „Freiheit. Gott, hör mein Gebet“. Ein stimmungsvoller Moment, in der Musik und Text zum Gebet wurden.(me)+++


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