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Frauen an den (Brand)Herd - Feuerwehren werben um weibliche Aktive
26.08.15 - Die Tagesalarmbereitschaft wird für viele kleinere Freiwillige Feuerwehren auf dem flachen Land, aber zunehmend auch bei manchen größeren Wehren und in Städten zum Problem. Viele Einsatzkräfte arbeiten außerhalb des Wohnortes und stehen im Alarmfall am Tage deswegen nicht zur Verfügung.
Mehr Frauen in die Feuerwehren holen
Viele Feuerwehren haben das Problem schon lange erkannt und werben verstärkt um weibliche Mitglieder für die Einsatzabteilung. Leider melden sich bei vielen Feuerwehren noch immer und nur sehr zögernd Frauen zum ehrenamtlichen Dienst in den Einsatzabteilungen an. Aktive Feuerwehrfrauen stehen in der einstigen Männerdomäne Feuerwehr genauso ihren „Mann“ wie ihre männlichen Kollegen, das haben sie bei vielen Einsätzen in der Vergangenheit schon mehrfach bewiesen.
Dazu hat OSTHESSEN|NEWS bei der Vorsitzenden des „Netzwerkes Feuerwehrfrauen“, Susanne Klatt in Essen nachgefragt und diese Stellungnahme erhalten:
„Nicht nur als unvermeidlicher Notnagel zur Sicherung der Tagesalarmbereitschaft wollen Feuerwehrfrauen gesehen werden. Feuerwehrfrauen sind gut ausgebildete und hochmotivierte Einsatzkräfte, auf die das Feuerwehrwesen insbesondere im ländlichen Raum nicht leichtfertig verzichten kann und darf. Um den ehrenamtlichen Brandschutz in der Heimat auch zukünftig zu sichern, müssen mehr Menschen für den aktiven Feuerwehrdienst begeistert werden. Besonders bei der Anzahl der weiblichen Einsatzkräfte gibt es da noch viel Luft nach oben.“
„Das Bemühen um mehr Frauen in den Feuerwehren, besonders auf dem flachen Land, sei sehr wichtig und müsse noch verstärkt werden“, so Susanne Klatt. Sie ist sicher, dass der Frauenanteil in den Einsatzabteilungen der Feuerwehren in den nächsten Jahren mit vereinten Kräften noch erheblich gesteigert werden kann.
Das „Netzwerk Feuerwehrfrauen“ hat eine eigene Homepage und dort kann man unter www.feuerwehrfrauen.de nachschauen und sich informieren. Susanne Klatt ist bei der Berufsfeuerwehr Essen als Wachabteilungsleiterin tätig und führt den Dienstgrad Oberbrandrätin. Sie ist auch per Mail zu erreichen unter [email protected] Auch Kreisbrandinspektorin Tanja Dittmar setzt sich seit ihrem Dienstantritt im Landkreis Hersfeld-Rotenburg für das verstärkte Werben um Frauen für die Einsatzabteilungen der Feuerwehren ein.
Frauen für alles einsetzbar
OSTHESSEN-NEWS war in den letzten Wochen und Monaten im Landkreis Hersfeld-Rotenburg bei vielen Einsätzen, Übungen und auch Wettkämpfen Life dabei und hat Frauen dabei über die Schulter geschaut und Fotos geschossen.´Dabei kam erstaunliches heraus, Frauen sind genau wie ihre männlichen Kollegen überall einsetzbar und manchmal merkt man erst bei genauem Hinschauen, dass sich unter dem Helm oder der Atemschutzmaske ein weibliches Gesicht verbirgt. Ob im Einsatzleitwagen bei der Einsatzkoordinierung, beim Einsatz mit dem schweren Atemschutzgerät auf dem Rücken, am Verteiler, beim Schlauch auslegen, bei Wettkämpfen, oder ganz einfach beim Löscheinsatz am Strahlrohr, sie stehen überall ihre „Feuerwehrfrau“. Selbst hinter dem Steuer von Löschfahrzeugen sind immer mehr Frauen zu sehen. In früheren Jahren unvorstellbar, denn die Feuerwehr war eine reine Männerdomäne.
Gute Ausbildung notwendig
Aber auch für Frauen gilt, genauso wie für ihre männlichen Kollegen, eine gute Ausbildung und die regelmäßige Teilnahme an den angesetzten Übungen und Schulungen ist für den aktiven Feuerwehrdienst eine unabdingbare Vorrausetzung.
Quereinsteiger gesucht
Sicherlich ist es nicht ganz einfach, gerade als weibliche Quereinsteigerin, aktives Mitglied bei der Feuerwehr zu werden. OSTHESSEN|NEWS hat zu diesem Thema mit vielen Feuerwehrfrauen gesprochen und dabei festgestellt, dass nach anfänglichen Zweifeln, bei einigen schon nach kurzer Zeit die Begeisterung für den ehrenamtlichen Dienst in der Einsatzabteilung die Oberhand gewonnen hat.
Viele Mädchen bei Bambini und Jugendfeuerwehren
Die große Hoffnung bei den Führungskräften und Verantwortlichen der Feuerwehren sind zurzeit die Bambini und Jugendfeuerwehren, wo bei machen Gruppen schon mehr weibliche Mitglieder zu beobachten sind als männliche, ein ermutigendes Signal. Jetzt liegt es an den Führungskräften der Wehren, alles daran zu setzen und die Mädchen für den späteren aktiven Dienst in den Einsatzabteilungen zu begeistern und zu halten, denn nur so kann man dem demografischen Wandel wirksam begegnen. Dabei darf man aber auch nicht das weitere Werben um männliche Mitglieder vernachlässigen. Das sind mit Sicherheit keine Selbstläufer mehr wie in früheren Jahren, wo der demografische Wandel noch kein Thema war. Man muss die Jugendlichen, egal ob Mädchen oder Junge, verstärkt ansprechen und für die ehrenamtliche Arbeit bei den Floriansjüngern begeistern.
Mitgliederwerbung auch bei Migranten
Auch die Mitgliederwerbung bei jungen Menschen mit Migrationshintergrund sollte man verstärken, denn wie schon bei manchen Wehren im Kreis Hersfeld-Rotenburg zu beobachten ist, sind einige in den Einsatzabteilungen schon aktiv dabei, OSTHESSEN|NEWS berichtete.
Stell Dir vor es brennt und keine Feuerwehr kommt
Es dürfte doch für jeden Bürger ein Horror sein, dass bei einem schweren Verkehrsunfall mit eingeklemmten und verletzten Personen, einem Wohnhausbrand mit Menschen im Gebäude oder bei einem schweren Unwetter die Sirene heult und keine Feuerwehr kommt und hilft, weil nicht genügend Feuerwehrfrauen und Männer im Ort zur Verfügung stehen! Die Bürger müssen wissen, dass der Brandschutz und die technische Hilfeleistung, von Freiwilligen Feuerwehrfrauen und Männern rund um die Uhr, ehrenamtlich und uneigennützig geleistet und sichergestellt werden. Umso wichtiger ist es, dass auch Eltern ihre Kinder, egal ob Mädchen oder Junge, zur Mitgliedschaft in den Kinder-und Jugendfeuerwehren ihres Stadt-oder Ortsteils animieren. Wichtig ist eine gute Nachwuchsarbeit. Informationen dazu gibt es bei jeder Ortsteilfeuerwehr, den Gemeindebrandinspektoren oder der Stadt/Gemeindeverwaltung.
Bei vielen Einsätzen haben es Feuerwehrleute schon erlebt, dass Betroffene sehr dankbar für die schnelle Hilfe der Feuerwehr waren und die Geschädigten erst dabei festgestellt haben, wie wichtig eine gut funktionierende Freiwillige Feuerwehr in ihrem Ort ist. (Gerhard Manns) +++