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Immer wieder wandert der Blick auf das kleine Gerät -

REGION Wie werde ich ihm nur gerecht?

Selbsttest Schrittzähler: Wie ein kleiner Kasten aktiver macht

16.09.15 - Tick, tick, ticktick, tick – mit etwa 16 Jahren hatte ich erstmalig das Vergnügen, mit meinem eigenen Fitnesscoach für die Hosentasche. Damals noch mechanisch, wies er mich stets darauf hin, ob ich mich ausreichend bewegte oder nicht. Seine Ansprüche waren hoch, seine Fähigkeiten vergleichsweise gering. Der kleine Schrittzähler am Hosenbund oder in der Jackentasche war anfangs Ansporn, bald hingegen schon keinerlei Druckmittel oder Erinnerungshilfe mehr. Spätestens, als meinem inneren Schweinehund klar war, dass man das bunte Kästchen nur eifrig schütteln muss, um auf genügend Schritte zu kommen, war mein Fitnessexperiment vorüber.

Etwa zehn Jahre später ist mein Schweinehund wesentlich zurückhaltender geworden. Zumindest im Normalfall. An einem durchschnittlichen Bürotag aber, mit Spätschicht und Durchhänger am Morgen, fällt der Gang ins Fitnessstudio aus und die Bewegung am Schreibtisch hält sich ebenfalls in Grenzen. Schon oft habe ich in der letzten Zeit mit den kleinen technischen Helfern in den Sportgeschäften geliebäugelt. Ich könnte es doch noch einmal mit einem Schrittzähler versuchen. Gedacht, getan: jedoch greife ich heute nicht zu einem Profi-Exemplar – die können bis zu 100 Euro kosten – sondern lasse mich vom Angebot im Discounter überwältigen. Knapp acht Euro und ein Versprechen an meine Gesundheit später, stecke ich meinen türkis-weißen Alltagsbegleiter auch schon an den Hosenbund.

Zehn Jahre nach dem ersten Intermezzo mit meinem persönlichen Tacho wird mein Weg nun nicht mehr mechanisch, sondern per 3D-Sensor festgehalten. Das klingt unheimlich modern und muss somit gut sein, sage ich mir. Kalorienverbrauch, Strecke, Laufzeit, Schrittzahl und sogar die Fettverbrennung kann das Gerät laut Beschreibung messen – klar, dass es dabei eher um Richtwerte handelt. Ich stelle Gewicht und Körpergröße ein, messe die Länge eines durchschnittlichen Schrittes und empfinde das bereits als erste Herausforderung.

Kaum ist sie gemeistert, laufe ich los. Problem: sobald ich länger verharre, muss ich den Schrittzähler wieder einschalten. Er schaltet sich beim Aufstehen und Losgehen nicht automatisch wieder ein. StandBy-Modus um die Batterien zu schonen in allen Ehren, aber sobald ich einmal vergesse, das Gerät einzuschalten, ist meine Tagesbilanz bereits verfälscht. Ich deute mir diesen Nachteil um. So nehme ich wenigstens bewusst wahr, wann ich mich bewege. Sieben Tage lang möchte ich nun mein Bewegungspensum im Auge behalten. Ob ich die empfohlenen 10.000 Schritte täglich schaffe? Es wird sich zeigen.


Kampf um Anerkennung

An manchen Tagen übersteige ich meinen Zielwert deutlich Fotos: Janina Hohmann

Während ich meine gewohnten Wege gehe, die Wohnung putze, zum Supermarkt laufe, steigt die Zahl auf dem Display meines kleinen Begleiters schnell an. Am ersten Tag gelingen mir die 10.000 Schritte problemlos. Tag zwei geht da schon langsamer voran. Ein Tag ohne Termine, den ich hauptsächlich am Schreibtisch verbringe, schwächt die Bilanz. Damit ich trotzdem auf meinen gewünschten Tageswert komme, baue ich zusätzliche Schritte ein, gehe besonders lange oder umständliche Wege und versuche, stets in Bewegung zu sein. Irgendwie möchte ich dem Beobachter in meiner Hosentasche gerecht werden, ihm Futter liefern. Während ich beim Gemüseschneiden vor der Küchentheke auf der Stelle laufe, frage ich mich, wie blöd das wohl aussehen muss. Mein Ehrgeiz ist dann aber stärker als mein Schamgefühl. 15.288, 12.164, 13.500, 16.060, 10.500, 11.476 und auch am siebten Tag gehe ich starken Schrittes auf die Zehntausendermarke zu. Mein Leben ist jetzt nachweislich deutlich bewegter.

Fazit: der Schrittzähler, obgleich er auf den Schritt genau zählt, oder auch manchmal einen Aussetzer hat, spornt mich an. Ich stehe selten einfach nur still, bleibe nur so lange, wie nötig sitzen. Tatsächlich macht mir die Herausforderung sogar Spaß. Die Spaziergänge mit meinem Freund sind häufiger geworden. Und das in einer Zeit, in der ich mich wegen des trüben Wetters eigentlich eher im Bett verkriechen würde. Einzig der Abschaltmechanismus des Gerätes stört mich, denn es sieht schon etwas merkwürdig aus, wenn man den kleinen Kasten mühsam unter der Kleidung verborgen hat und dann, immer bevor man losläuft, irgendein unsichtbares Knöpfchen drückt. Vielleicht investiere ich beim nächsten Gerät ein paar Euro mehr – mein liebstes Freizeit-Fitnessgadget möchte ich jedenfalls erstmal nicht mehr missen. (Sabrina Ilona Teufel)+++


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