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Vierertalk: O|N-Sportvolontär Tobias Herrling (re.) im Gespräch mit Venko Pavic, Marko Madzar und Marko Curic (v.r.n.l.) - Fotos: Patrizia Heun

FUSSBALL Durch den Fußball getrennt - und vereint

Die Freunde Marko CURIC und Marko MADZAR finden in Bachrain eine neue Heimat

18.09.15 - Sie kommen aus einem Ort an der bosnisch-kroatischen Grenze. Sie sind Freunde seit ihrer Kindheit. Der Fußball brachte sie in verschiedene Länder. Im osthessischen Bachrain haben sich nun ihre Wege wieder gekreuzt. Beim örtlichen TSV haben die beiden Kroaten eine neue Heimat gefunden - sowohl sportlich als auch privat. 

Ihre Geschichte beginnt in Livno, einer Großgemeinde in einem bosnisch-kroatischen Kanton, direkt an der Grenze gelegen. Das ist die Heimat von Marko Curic (24) und Marko Madzar (23) - und die Heimat von Venko Pavic (47), der eine entscheidende Rolle für das Engagement der beiden in Bachrain spielen sollte. Curic und Madzar sind begeisterte Fußballer, ihr Talent fällt früh auf. Sie spielen anfangs im gleichen Verein und machen sich in ihrer Heimat einen Namen als Spieler mit Potential. Der Fußball trennt aber auch ihre Wege. Sie träumen von einem Leben als Profifußballer und sammeln ihre Erfahrungen bei verschiedenen Vereinen. Marko Curic schafft es in Kroatien bis in die zweite Liga. Sein Freund, Marko Madzar, versucht sich in Tschechien. Bei Slavia Orlova spielt er in der zweiten Liga, der große Durchbruch bleibt ihm aber verwehrt. "Ich habe mir mehr versprochen. Zusagen wurden nicht eingehalten. Es war ein verlorenes Jahr", erzählt Madzar im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS, bei dem Venko Pavic als Dolmetscher unterstützt. Versprechungen finanzieller Natur und einer Arbeitsstelle blieben leere Worthülsen. Enttäuscht bricht Madzar seine Zelte nach einem Jahr in Orlova ab und kehrt zurück nach Livno - in seine Heimat.

Marko Curic hingegen findet nach seiner Station in der zweiten kroatischen Liga den Weg in die Schweiz. Beim FC Dietikon spielt er in einer interregionalen Liga, vergleichbar mit Oberliga-Niveau. Der Traum vom Profitum rückt aber in weite Ferne und Curic beschließt, sich eine berufliche Existenz aufzubauen. "Ich habe es versucht, aber gemerkt, dass es schwer wird. Es wird ja auch, je älter man wird, immer schwieriger. Daher habe ich mir gesagt: 'Okay, dann spiele ich nicht ganz so hochklassig, habe aber einen Job, der sicher ist'", erzählt Curic, der im letzten Jahr den Weg nach Bachrain findet. Der Kontakt kommt über Venko Pavic zusammen. "Wir in Bachrain wollen das Gruppenliga-Niveau halten, das können wir nur mit internen Kräften aber nicht schaffen, auch weil uns der Nachwuchs fehlt", schildert Pavic die Hintergründe. Er erinnert sich an die zwei talentierten Fußballer aus seiner Heimatstadt. "Wir kennen uns schon lange. Venko hat mich angesprochen und gemeint, ich solle mal nach Deutschland kommen und mir das anschauen", erzählt Curic. Und ihm gefällt es hier, er sieht eine Perspektive. Schnell findet er einen Job als Servicekraft in einer hiesigen Therme, sucht sich eine Wohnung und nimmt seine Familie mit nach Deutschland. "Ich fühle mich hier sehr wohl, das hat meine Erwartungen eigentlich übertroffen", erzählt Curic mit einem Lächeln im Gesicht.

Marko Madzar erzählt seine Geschichte, Venko Pavic hilft bei der Übersetzung ...

Marko Curic (li.) und Marko Madzar (re.) haben in Bachrain eine neue Heimat gefunden ...

Lockere Atmosphäre: Beim Interview-Termin wurde auch geflachst

Sein alter Kumpel, Marko Madzar, findet in diesem Sommer den Weg nach Bachrain. Wieder spielt Pavic den Vermittler. Und Curic, der sich mittlerweile eingelebt hat und die Sprache schon ordentlich beherrscht, ist ihm eine große Hilfe. "Er hilft mir, hier Fuß zu fassen und unterstützt mich. Durch den Job und den Fußball klappt die Integration immer besser", sagt Madzar, der in Bachrain in einer Zimmerei arbeitet. Seine Familie aber ist noch in der Heimat, ein erster Besuch soll an Weihnachten stattfinden. "Ich habe ja schon einmal einen Anlauf im Ausland genommen, von daher bin ich es gewohnt, von der Familie getrennt zu sein", antwortet Madzar auf die Frage, wie es ist, über tausend Kilometer entfernt von der Familie zu leben. 

Der Fußball und sein Kumpel Marko Curic sind es, die ihm die Eingewöhnungsphase erleichtern. Beide sind aus der Startformation des TSV nicht wegzudenken und haben ihren Teil zum gelungenen Start in die Gruppenliga beigetragen. Am Freitag (17:30 Uhr) steht das Derby-Rückspiel gegen den TSV Künzell auf dem Programm. "Ich habe bisher alle Spiele gegen Künzell gewonnen und hoffe, dass am Freitag der dritte Sieg dazu kommt", möchte Curic seine Serie gegen den Rivalen fortsetzen. Und Madzar ergänzt: "Wir können mit viel Selbstvertrauen in das Spiel gehen." Der zentrale Mittelfeldspieler weiß um die Besonderheit dieses Duells, hat aber in seiner Karriere schon andere brisante Spiele bestritten. "In Tschechien habe ich gegen Banik Ostrau vor 7.000 Zuschauern gespielt. Und wir durften einige Vorspiele vor Slavia Prag bestreiten, da war auch immer eine super Stimmung", erzählt Madzar seine Erfahrungen.

"Christiano Ronaldo", beantworten die beiden die Frage nach ihrem Lieblingsspieler gleichzeitig. In einer Sache herrscht dann aber doch Konfliktpotential: während Marko Curic Dinamo Zagreb die Daumen drückt, hält es Marko Madzar mit Hajduk Split - dem größten Rivalen. "Das sind die zwei größten Vereine in Kroatien, die eine Art Hassliebe untereinander pflegen", lacht Sportleiter Venko Pavic. Einig sind sich die beiden dann, wenn es um die größten kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und ihrer Heimat gibt. "In Kroatien ist alles eine Spur ruhiger, in Deutschland hast du dagegen immer Stress und die Leute haben keine Zeit", schildert Marko Curic seine Sicht. Während es die Leute in Kroatien eher ruhig angehen ließen, sei der Leistungsdruck hier viel, viel höher. Ab zwei Uhr die Jalousien herunter lassen, den Feierabend einläuten und den lauen Sommerabend vor den Häusern verbringen, dieser südländische Lebensstil sei etwas völlig anderes als das Leben hier in Deutschland. Marko Curic und Marko Madzar gefällt es hier dennoch, haben sich in Deutschland eingelebt. Tausend Kilometer entfernt von ihrer Heimat Livno, aus der sie einst auszogen, um im Fußball Erfahrungen zu sammeln. Tausend Kilometer entfernt, um sich eine bessere Perspektive zu schaffen - und in Bachrain wieder zusammen gefunden zu haben. (Tobias Herrling)+++

Venko Pavic kommt aus dem gleichen Ort und stellte den Kontakt her

Curic (li.) und Madzar (re.) vor dem Logo ihres neuen Klubs


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