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- Alle Fotos: Walter M. Rammler

FULDA Fairer Handel schafft Transparenz

Agenda Arbeitsgruppe „Faires Fulda” lud zu ökumenischer Andacht, Modenschau und Lesung ein

20.09.15 - Im Rahmen der diesjährigen „Fairen Woche“ lud die Agenda-Arbeitsgruppe „Faires Fulda“ unter dem Motto „Fairer Handel schafft Transparenz“ ein. Rund 130 Besucher beschäftigten sich mit der Problematik der Textilproduktion am Beispiel von Bangladesh im Fuldaer „Kanzlerpalais“. Mit einem Vortrag von Dr. Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende von FEMNET e.V., einer Modenschau mit öko-fairer Kleidung und ein ökumenischer Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche wurde die Frage um „menschenwürdige Arbeit“ sehr unterschiedlich beleuchtet.

Vor dem Vortrag stellten 16 Hobby-Models in einer öko-fairen Modenschau Alltagskleidung vor. Beteiligt waren hier die Fuldaer Firmen „schön & gut – fairtrade eco fashion“ und „NullSechsSechsEins“ sowie der Fuldaer Kleidertauschladen/Nähbar. Diese, wie auch weitere Beteiligte, darunter der Weltladen Fulda, eine Projektgruppe der Hochschule Fulda, das Tuchlädchen, die Verbraucherzentrale Hessen, Beratungsstelle Fulda und die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Diözesanverband Fulda informierten an entsprechenden Informationsständen rund um die Frage von Textilien und menschenwürdiger Arbeit.

Gisela Burkhardt lies anhand ihres Buches „Todschick - Edle Labels, billige Mode – unmenschlich produziert“ einen tiefen Einblick in die „Textilszenerie“ Bangladeshs zu. Sie skizzierte vor allem die Arbeitsbedingungen der in der Textilveredelung beschäftigten Frauen und bezeichnete diese in weiten Teilen als „Zwangsarbeit“. Am Beispiel der Arbeitszeiten und angeordneter Überstunden belegte sie dies. „Wer sich weigert, diese Überstunden zu leisten“ ist in kürzester Zeit seine Beschäftigung los“ so Burckhardt. Beim Versuch sich in Gewerkschaften zu organisieren müssen die Arbeiterinnen ebenfalls mit Entlassung rechnen.

Burkhardt, die kurz vor der Veranstaltung erst wieder Bangladesh besuchte, räumte mit dem Mythos auf, dass hochpreisige Textillabels unter würdigeren Bedingungen veredelt werden als Massenware für Billigmodeanbieter und Discounter. „Vor Ort musste ich häufig feststellen, dass Billigkleidung in den selben Fabriken hergestellt wird, wie teure Markenware“.

Breiten Raum nahm in ihren Ausführungen auch die Arbeitssicherheit ein. Am Beispiel des Einsturzes des Rana Plaza, einem neungeschossigen Gebäude, das 5 verschiedene Textilfabriken beherbergte waren 2013 über 1.100 Menschen getötet und annähernd 2.500 verletzt worden. Diese, meist Arbeiterinnen, waren gezwungen worden zu arbeiten, obwohl am Vortag die Behörden das Gebäude als einsturzgefährdet gesperrt hatten. Erst im Sommer diesen Jahres war ein Hilfsfonds über 30 Millionen US Dollar komplett eingezahlt und entsprechende Entschädigungen an die Opfer können nunmehr ausgezahlt werden. „Dies hört sich gut an“ so Burckhardt, aber sie verweist darauf, dass dies eine „freiwillige Leistung“ war, an denen sich auch nicht alle Auftraggeber, darunter 3 deutsche Firmen, beteiligt haben. Infolge dieses und anderer Unglücksfälle, insbesondere durch Brand verursacht, gibt es zwischenzeitlich ein Brand- und Gebäudeschutzabkommen, dessen Einhaltung die Frauenrechtlerin allerdings bezweifelte.

Auf Rückfrage aus dem Publikum, wie solche Zustände verhindert bzw. verbessert werden können, erwiderte sie, dass die Verbraucher zwar schon Einfluss nehmen können, indem sie öko-fair ausgezeichnete Textilien kaufen, aber ohne staatlichen Einfluss mittelfristig wohl kaum Verbesserungen zu erwarten seien. „Hier ist auch unsere europäische Politik in der Pflicht. Es ist dringend notwendig, dass eine Unternehmerhaftung qua Gesetz eingeführt wird“ so Burckhardt.

Monika Bracht, Leiterin der Verbraucherzentrale Hessen in Fulda und Gründungsmitglied der Agenda AG begrüßte die Besucher und erläuterte, dass der Empfang mit öko-Snacks sowie Ökowein und Sekt dem Anlass des 10-jährigen Bestehens der Agenda Arbeitsgruppe faires Fulda geschuldet sei. Getragen von 7 Trägern hat sich die Gruppe bis heute deutlich verstärkt. „Dies ist ein Zeichen, dass wir gute Arbeit geleistet haben“ so Bracht und verwies darauf, dass mittlerweile auch Einzelhändler mitarbeiten, die sich dem Fairen Handel verschrieben haben. Sie verwies dabei auch auf den Einkaufsratgeber für Textilien, den die Arbeitsgruppe 2014 herausgegeben hatte und der nunmehr, aufgrund der großen Nachfrage, ein zweites mal aufgelegt wurde.

Begonnen hatte der Veranstaltungsreigen mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche. Der Pfarrer der Lutherkirchengemeinde, Matti Fischer und der Petersberger Diakon Thorstein Thomann stellten die Frage um menschenwürdige Arbeit unter das Motto „Sehen und Licht“. Fischer in seiner Ansprache: „Auch wenn ich die Menschen, die für meine Alltag arbeiten selbst nicht sehe, so hilft mir Gott, den Blick auf sie zu werfen“. Wir müssten uns viel mehr bewusst machen, unter welchen Umständen Bedarfs- wie auch Luxusartikel, die Selbstverständlichkeit in unserem Alltag sind, hergestellt werden.

Bevor der Journalist Steffen Reith die Moderation des Abends übernahm sprach das Fuldaer Magistratsmitglied Christa Sporer ein Grußwort und richtete auch gute Wünsche des Fuldaer Stadtbaurats Daniel Schreiner aus.


Über die Agenda Arbeitsgruppe „Faires Fulda“:
Seit 2005 haben sich in der Agenda-Gruppe „Faires Fulda“ verschiedene Organisationen, Einrichtungen und Firmen zusammengeschlossen, um sich für die Förderung des Fairen Handels in der Region Fulda einzusetzen.
Mitglieder seit der Gründung sind:
Stadt Fulda, Agenda-Büro
Verbraucherzentrale Hessen – Beratungsstelle Fulda
tegut … gute Lebensmittel (vorher IG FüR)
Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) Fulda
Kolpingwerk Fulda,
Katholische Frauengemeinschaft (kfd) Fulda
Weltladen Fulda
Zwischenzeitlich erweitert um:
Unicef Fulda, Umweltzentrum Fulda, VHS Stadt Fulda und Schulen wie Marianum, Marienschule und Eduard-Stieler Schule, Heinrich von Bibra Schule und Loheland sowie Blumen-Link, Eichenzell und Walter Rammler.  +++


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