Buchvorstellung "Menschenrechte und Alter" im Bonifatiushaus

22.10.15 - „Der Umgang mit älteren Menschen zeigt, wie die Gesellschaft tickt. Jeder möchte alt werden, aber niemand will alt sein“, sagt Gunter Geiger, Leiter der Katholischen Akademie Bonifatiushaus in Fulda bei der Präsentation des Buches „Menschenrechte und Alter“ am Mittwoch. Die Beitragssammlung im Buch von renommierten Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen von Medizin und Geriatrie über Soziologie und Psychologie bis hin zu Philosophie und Medienwissenschaften kam zustande, als im vergangenen Winterhalbjahr 2014/15 das Bonifatiushaus gemeinsam mit dem Caritasverband für die Diözese Fulda eine Vortragsreihe organisierte, in der einzelne Aspekte und relevante Fragen rund um die älter werdende Gesellschaft analysiert und aufbereitet wurden.

„Die sechs Herausgeber, sowie die Referenten haben, wie ich finde, sehr gute Arbeit geleistet. Wir durften spannende Abende hier im Bonifatiushaus erleben“, so Geiger. In Anbetracht aktueller sozialpolitischer Diskussionen zu den Herausforderungen der immer älter werdenden Gesellschaft und dem damit verbundenen sozialen Wandel gewinnt die Thematik der Menschenrechte im Alter eine neue Dimension. Die Erhaltung der menschlichen Würde, besonders im hohen Alter, stellt für die Gesellschaft eine neue Herausforderung dar. Dies hat das Bonifatiushaus Fulda gemeinsam mit dem Caritasverband zum Anlass genommen, Publikationen zum Thema der Menschrechte und Menschwürde in Hinblick auf die vielen Facetten und Bilder des Alters und Alterns in Buchform zu veröffentlichen.

Dr. Markus Juch

„Da mein Vater nicht mehr über die Brücke in meine Welt gelangen kann, muss ich hinüber zu ihm“, mit den Worten Arno Geigers aus dem Buch „Der alte König in seinem Exil“ beschrieb Prälat Dr. theol. Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes, wie wichtig die Kommunikation mit Senioren ist. Es seien Menschen, die etwas zu sagen hätten und nicht nur unsere Pflege bedürften, so Neher. „Ich habe mich mit einer 100-Jährigen unterhalten, die mir vom Bombenangriff auf Dresden berichtete und mit einem 90-jährigen Mann, der ein Gespräch mit Adolf Hitler geführt hatte. Ältere Menschen sind Experten für das Leben“.

Ein selbstbestimmtes Leben, sowie die Teilhabe am Alltag seien Grundrechte, die auch für Senioren gültig seien, so Neher. „Man muss sich fragen: Sind die Pflege und das Wohnen dieser Menschen demgemäß ausgerichtet? Gibt es Probleme wie häusliche Gewalt? Diese Fragen sind keine Randerscheinungen, sondern bestimmen den Alltag in Deutschland“. Die Perspektive der älteren Bevölkerung müsse bei der Beantwortung mit einfließen. „Die Rechte, die den Menschen zustehen, müssen sie auch selbst einfordern können“. Das Buch „Menschenrechte und Alter“, so Neher, soll anregende Impulse zum Weiterdenken liefern.

Gunter Geiger

Peter Neher

Die Verlegerin der Publikation, Barbara Budrich, begründete die Entscheidung das Buch zu veröffentlichen damit, dass Wissenschaft nicht im Elfenbeinturm gefangen sein sollte. „Momentan müssen wir uns viel mit dem Flüchtlingsthema beschäftigen. Andere Themen dürfen dabei aber nicht vergessen werden“. Interessierte können das Buch „Menschenrechte und Alter“, welches eine Auflage von rund 1.000 Stück hat, ab sofort in Buchhandlungen oder über das Internet erwerben. (Miriam Rommel)+++